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Pirelli: Umstrittene 18-Zoll-Reifen – Test ab Juli

Von Mathias Brunner
​Es ist beschlossene Sache: Die Formel 1 rollt ab der Saison 2021 auf Niederquerschnittreifen, die auf 18-Zoll-Felgen montiert sind. Die ersten Testfahrten von F1-Ausrüster Pirelli sind für kommenden Juli geplant.

Die Formel 1 wird 2021 auf Niederquerschnittreifen daherkommen, montiert auf 18-Zoll-Rädern. Schon 2014 hat Pirelli versuchweise einen Lotus mit 18-Zoll-Felgen auf die Bahn geschickt, damals sass Testpilot Charles Pic am Steuer. Die Reaktionen fielen deutlich aus: Die Fans wollten damals keine Niederquerschnittreifen, sie wollten lieber breitere Walzen.

Der langjährige Formel-1-Fahrer Martin Brundle gibt zu bedenken: «Der Einsitzersport wird sich in Sachen Räder und Reifen zweifelsfrei weiter in diese Richtung entwickeln. Jeder will doch schöne Räder. Ich mag den Look der Felgen. Auch die Formel-1-Stilstudien von Ferrari oder von Adrian Newey waren mit solchen Rädern versehen. Inzwischen wirken 13-Zoll-Räder für die Königsklasse ein wenig angestaubt.»

Auf die Formel-1-Techniker kommt wegen der neuen Dimensionen viel Arbeit zu. Zumal ab 2021 auch der Gebrauch von Heizdecken nicht mehr erlaubt sein sind. Pierre Waché von Red Bull Racing: «Die Änderungen werden zusammen mit einigen Neuerungen im Chassis-Bereich einhergehen, und das wirkt sich deutlich auf Fahrverhalten und Fahrzeug-Balance aus – vor allem, weil auch das Heizdecken-Verbot umgesetzt wird.»

Nun hat Pirelli-Rennchef Mario Isola in Mailand bestätigt, wie das Entwicklungsprogramm für die kommenden Jahre abgewickelt werden soll. In der ersten Saisonhälfte 2019 werden die Rennställe Reifen für die Saison 2020 testen, ab Juli jedoch beginnt beim italienischen Traditionsunternehmen die Vorbereitung auf die Saison 2021.

2018 hatten wir sieben verschiedene Pirelli-Trockenreifen (Slicks), zwei mehr im Jahr davor, damit wollte sich Pirelli besser den Gegebenheiten der verschiedenen Rennstrecken anpassen. Die Mailänder nannten ihr Programm den Regenbogen. Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg kritisierte: «Diese ganzen Reifenmischungen, das ist für mich nicht der richtige Weg, denn da blickt ja keiner mehr durch! Ich finde, egal was jetzt die Mischung drunter ist, sollten wir jedes Wochenende nur drei davon sehen – weich, mittel und hart, in den entsprechenden Farben, welche die Fans gewohnt sind. Alles andere ist uns doch eigentlich wurscht.»

Daher hat Pirelli entrümpelt – es gibt tatsächlich nur noch drei verschienene Farben. Der weiss markierte Reifen steht für die härteste Mischung, die an einem GP-Wochenende verwendet wird, gelb steht für mittelhart, rot für weich. «Das macht es für die Fans leichter», ist Mario Isola überzeugt.

Aber weich in Monaco entspricht nicht weich in Barcelona. Pirelli hat fünf verschiedene Mischungen hergestellt, die 2018er Typen superhart und superweich sind gestrichen worden.

Die fünf 2019er Mischungen sind durchnummeriert, von C1 bis C5. Mischung C1 (hart) ist etwas weicher gestaltet als 2018. Mischung C2 (mittelhart) ist weicher als 2018. Mischung C3 (weich) bleibt unverändert, ebenso C4 (ultraweich). Der hyperweiche C5 ist widerstandsfähiger als 2018.

Mario Isola: «Als Faustregel wollen wir zwischen den verschiedenen Mischungen einen Unterschied von gut einer Sekunde pro Runde.»

Pirelli will Reifen bauen, die haltbarer sind, damit die Fahrer mehr angreifen können und weniger mit ihren Walzen haushalten müssen. Das ist eine neue Richtung, denn bislang hatte Pirelli gemäss Wünschen des Autoverbands FIA tendenziell immer weichere Mischungen gebaut. Die Denke dabei: Die Fahrer sollten mehr Boxenstopps einlegen müssen, dadurch würde die Reihenfolge durchmischt. Was jedoch stattdessen passierte – weil ein Reifenwechsel mindestens 20 Sekunden kostet, blieben die Fahrer auf den verschliessenen Reifen lieber draussen und eierten weit unter ihren Möglichkeiten herum.

Für die ersten Übersee-GP stehen die Mischungen fest. In Melbourne, Shanghai und Baku wird gefahren mit C2, C3 und C4; in Bahrain mit C1, C2 und C3.

2019 erleben wir eine Formel 1 mit vereinfachten Frontflügeln. Der verlorene Abtrieb an der Vorderachse wird die Autos mehr zum Rutschen bringen, was die Oberfläche der Vorderreifen aufheizt. Daher haben die Pirelli-Reifenspezialisten das Arbeitsfenster der verschiedenen Mischungen grösser gestaltet.

Beim Beginn der Wintertestfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya (ab 18. Februar) werden wir folgende Mischungen im Einsatz sehen: C1 (mit weisser Schrift), C2 (weisse Schrift und weisser Streifen), C3 (gelb markiert), C4 (rot markiert) sowie C5 (nur rote Schrift).

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