Monaco-GP: Kanaldeckel wie in Baku lebensgefährlich

Von Mathias Brunner
​Im Rahmen des Grand Prix von Aserbaidschan hatte Williams-Fahrer George Russell Glück, dass er bei einer Kollision mit einem Kanaldeckel nicht verletzt wurde. So etwas kann auch in Monaco passieren.

Ein loser Gullydeckel kommt die Organisatoren des Strassen-GP von Baku teuer zu stehen: Die Kosten des schwer beschädigten Williams von George Russell werden die Aserbaidschaner übernehmen müssen – so wie das vor Jahren den Organisatoren in Malaysia passierte, als der Haas-Renner von Romain Grosjean beschädigt wurde. Aus Williams-Kreisen ist zu hören: Der Schaden liegt in der Höhe von 120.000 Euro.

Der rund 110 Kilo schwere Metalldeckel war vom Ferrari von Charles Leclerc aus der Fassung gesogen worden und stand leicht schief, als der Williams von George Russell dahergeschossen kam. Der Formel-2-Meister konnte das Unheil nicht kommen sehen, zum Glück konnte er nach dem gewaltigen Schlag den Wagen unter Kontrolle behalten.

Der Mercedes-Junior enthüllte im Fahrerlager des Baku Circuit Circuit mit bleichem Gesicht: «15 Millimeter weiter oben, und ich wäre wohl ziemlich übel zugerichtet worden. Der Schlag war immens, und mir war sogleich klar, dass ich über etwas drübergefahren sein musste. Aber ich hätte nie an einen Gullydeckel gedacht. Ich wurde ordentlich durchgeschüttelt. Später haben wir gesehen – nur 15 Millimeter höher, und das Teil wäre ins Cockpit eingedrungen, genau dort, wo ich sitze, und dann hätte alles viel schlimmer enden können. Der Schlag war so enorm, dass der Motor gleich ausging und der Bordfeuerlöscher ansprang!»

In Baku sind die Gullydeckel verschraubt, nicht verschweisst wie in Monaco. Aber auch die rennerprobten Monegassen haben immer wieder Ärger mit Kanaldeckeln, zuletzt vor fast genau einem Jahr im zweiten freien Training zum Grand Prix von Monaco. Der damalige Rennleiter Charlie Whiting begab sich unverzüglich vor Ort. Wie aus dem Nichts tauchte ein Lieferwagen mit Schweissgerät und Fachpersonal auf, um eine beschädigte Platte zu ersetzen und zu sichern. Die Fachkräfte sind solche Arbeit gewohnt.

Am ersten Monaco-Trainingstag 2016 wurde vom Mercedes von Nico Rosberg ein Kanaldeckel aus seiner Verankerung gehoben, der nachher den McLaren-Honda von Jenson Button traf. Nach dem Zwischenfall wurde ein Ersatzdeckel beschafft und erneut mit dem Schweissbrennern festgemacht. Grundsätzlich werden alle Kanaldeckel vor einem Rennwochenende auf dem Strassenkurs an verschiedenen Punkten verschweisst oder gesichert. Doch beim betreffenden Deckel reichte das offenbar nicht. Wieso?

Wie sich herausstellte: In der 25 auf 25 Zentimeter grossen Platte hatte sich ein Riss gebildet. Als immer und immer wieder Formel-1-Renner darüberfuhren, brach der Deckel – obschon er an vier Punkten verschweisst worden war. Es handelt sich übrigens um eine massive Platte, kein Gitter, das Gitter befindet sich dahinter. Die Platte wird normalerweise geöffnet, um die Drainage zu inspizieren.

Die FIA-Regelhüter baten daraufhin die Rennorganisatoren, sämtliche potenziell kritischen Stellen noch einmal zu überprüfen. Was am Donnerstagabend bis in die Nacht hinein erledigt wurde. Eine ähnliche Inspektion gab es vor einem Jahr.

Was klar sein muss: Ein Kanaldeckel oder ein Teil davon ist ein potenziell tödliches Geschoss. 2010 crashte Rubens Barrichello oben am Casino schwer. Wie sich später herausstellte, hatte sich der Brasilianer an einem Kanaldeckel den Reifen aufgeschlitzt. Die Williams-Techniker glauben, dass damals der Vorderreifen des Renners den Deckel herausgesaugt hat, daraufhin wurde der Hinterreifen lädiert. In Runde 31 platzte der Reifen und bei Tempo 260 war «Rubinho» nur noch Passagier.

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