Kimi Räikkönen über Vettel: «Seltsame Kommissare»

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen in Montreal

Kimi Räikkönen in Montreal

​GP-Veteran Kimi Räikkönen (39) rätselt über das Fahrverhalten des 2019er Alfa Romeo-Sauber-Rennwagens. Und er wundert sich über das Verhalten der FIA-Rennkommissare gegen Sebastian Vettel.

Diese Fünfsekundenstrafe bleibt ein glühend heisses Eisen, keinen lässt das kalt, auch nicht, wenn man «Iceman» ist. Kimi Räikkönen sagt über die Fünfsekundenstrafe für seinen Freund Sebastian Vettel, die den Heppenheimer den Kanada-Sieg gekostet hat: «Ich habe mir die Szene angeschaut, und am liebsten würde ich in die ganze Diskussion nicht hineingesaugt werden. Aber so wie Seb in Montreal von der Strecke rutscht und auf die Bahn zurückkommt, kann ich kein Vergehen erkennen. Leider sah das jemand anders. Fakt ist: Wenn du wie dort von der Bahn gerätst, dann hast du alle Hände voll zu tun, das Auto wieder halbwegs auf den Asphalt zurück zu zaubern, und nicht in einer Mauer zu landen. Der Raum ist knapp, und du hast all diesen Mist auf den Reifen.»

«Ich hätte die Strafe besser verstanden, wenn Vettel beim Zurückkommen in jemanden hineingefahren wäre, aber so? Ich finde das schon seltsam – uns wurde zu Beginn der Saison beteuert, dass wir Fahrer eine längere Leine bekommen. Das ist für mich ein Widerspruch. Sie wollen härteren Rennsport begünstigen, und wenn dann mal so etwas vorkommt wie in Kanada, dann setzt es gleich diese Strafe. Was da gesagt wurde und was dann getan worden ist, das passt für mich nicht zusammen.»

«Jeder Racer will mehr Freiheiten. Und klar hat das natürlich seine Grenzen. Wenn ein Pilot seinen Gegner absichtlich von der Bahn ellbögelt oder sonst eine Blödheit macht, dann finde ich eine Strafe angemessen. Aber hier? Eher nicht. Wir Piloten wissen, was hart aber fair ist.»

Alfa Romeo-Sauber ist mit neuen Teilen nach Südfrankreich gereist. Die Techniker des Schweizer Rennstalls hoffen, dass Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi ein Auto erhalten, das berechenbarer reagiert. Denn Formel-1-Champion Räikkönen wundert sich: «In manchen Kurven liegt der Wagen hervorragend, in anderen fühlt sich der Wagen seltsam an.»

Der 21fache GP-Sieger weiter: «Wir haben gemessen an der Konkurrenz zu wenig Grip, also sind wir zu langsam. Die neuen Teile in Le Castellet sollten uns dabei helfen, wieder zu jener Konkurrenzfähigkeit zurückzufinden, die wir bei den ersten Rennen hatten.»

Kimi lag eine Weile auf WM-Rang 7, er punktete vier Mal in Folge (Achter in Melbourne, Siebter in Bahrain, Neunter in China und Zehnter in Baku), dann aber gab es drei Nullrunden in Spanien, Monaco und Kanada.

Was genau braucht «Iceman» von seinem Auto? Ein knackigeres Einlenken? Ein stabilieres Heck? «Einfach mehr Abtrieb», meint der Finne im Fahrerlager des Circuit Paul Ricard auf meine Frage. «Abgesehen davon gibt es keinen Bereich, der uns an mehr Speed hindert. Gut, auf einigen Strecken sind wir schneller als auf anderen, auch das Fahrverhalten auf den Randsteinen variiert. Mehr Abtrieb ist der Schlüssel zu Vielem, du bringst die Reifen schneller und besser zum Arbeiten, die halten länger, Abtrieb betrifft so viele Bereich eines modernen Rennwagens. Ich würde sagen: Wir sind nicht weit von der Konkurrenz weg, aber da muss mehr kommen.»

«Wir haben ständig entwickelt, die anderen Rennställe auch. Aber diese Evo-Programme sind nicht deckungsgleich, manche Autos machen mehr Fortschritte als andere. Unterm Strich spielt es auch keine Rolle, was die Anderen machen, wir müssen uns auf die eigene Arbeit konzentrieren. Ich würde auch nicht sagen, dass sich der Wagen im ersten Saisonteil besser angefühlt hätte. Vielleicht liegt die Situation auch daran, dass andere Rennställe während der ersten Grands Prix noch Schwierigkeiten hatten, die aber nun aussortiert haben.»

Spürt Kimi in dieser Situation, dass er eben nicht mehr für ein Spitzenteam fährt wie Ferrari, sondern für einen Mittelfeldrennstall? «Das würde ich nicht sagen. Gewiss gibt es gewisse Beschränkungen, etwa bei der Geschwindigkeit, einem Problem auf die Schliche zu kommen, ein neues Teil zu planen, zu bauen und zu testen. Ein Top-Team hat einfach mehr Ressourcen. Die Unterschiede sind nicht enorm, aber sie sind da.»

Hat sich Kimis Rolle verändert? «Das finde ich nicht. Meine Arbeit oder Position ist die gleiche. Ich mache nichts anders als zuvor bei Ferrari. Wir haben gute Leute hier, wir müssen nur den Wagen ein wenig schneller machen, dann ist alles gut.»


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