Sebastian Vettel: Heim-GP 2020 weg? Nur Dollar zählt

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel in Hockenheim 2018

Sebastian Vettel in Hockenheim 2018

2018 schien Sebastian Vettel mit seinem Ferrari zum Sieg zu rasen, dann ging alles schief. Seb sagt: «Ich bin mein härtester Kritiker.» Und er spricht über das wahrscheinliche Aus für den Deutschland-GP in Hockenheim.

Hockenheim wird an diesem Wochenende die ganze Palette eines typischen GP-Wochenendes hier erleben: Bullenhitze, Gewitter, Temperatursturz, Regen. Was bedeutet das alles für Sebastian Vettel? «Weiss ich noch nicht», schmunzelt der Ferrari-Star. «Es ist normal um diese Jahreszeit, dass es hier sehr warm werden kann. Gut, dass wir gleich 40 Grad haben, das ist schon etwas Besonderes. Natürlich haben die verschiedenen Temperaturen auch Auswirkungen aufs Rennauto, aber selbst unter extremen Bedingungen sollte ein Team sein Programm normal abspulen können.»

«Für uns ist wichtig, dass wir mit allen Bedingungen zurechtkommen. Wir müssen uns gründlich vorbereiten und dann auch richtig reagieren, wenn das Wetter in der Quali oder im Rennen zur Lotterie wird. Das sind Dinge, die kannst du nicht üben, die kannst du auch nicht planen. Es ist dann wichtig, spontan korrekt zu reagieren.»

Der 52fache GP-Sieger musste nach seinem Auffahrunfall gegen Max Verstappen viel Kritik einstecken. Wie geht der vierfache Weltmeister mit der Schelte um? «Ich hab’ nicht alles gelesen. Nach dem Rennen war der Unzufriedenste von allen in selber, und das ist auch die Kritik, die mir am wichtigsten ist. Abgesehen davon müssen wir weiter in die richtige Richtung arbeiten und den Abstand nach vorne verringern.»

Ich kann mich gut daran erinnern, wie Sebastian Vettel im Testwinter vom tollen Fahrgefühl im neuen Ferrari schwärmte. Das ist verdammt lang her. Heute sagt Vettel darüber, wie wohl er sich im Wagen fühle: «Mal mehr, mal weniger. Es ist ein Auf und Ab. Aber wir kommen immer mehr in Fahrt. Wir probieren sehr viele Dinge und lernen weiter dazu. Ich bin zuversichtlich, dass die nächsten Rennen besser sein werden.»

Und noch immer jagt Vettel seinen ersten Sieg auf dem Hockenheimring: «Letztes Jahr waren wir nicht so weit weg. Das Ende war dann nicht so gut. Es ist etwas Besonderes für mich, hier fahren zu dürfen, der Ort bedeutet mir sehr viel. Um ein starkes Wochenende abzuliefern, müssen wir alles richtig machen. Favorit sind wir nicht, aber das vermindert nicht den Hunger, den Erfolgswillen.»

Wie sehr denkt Vettel noch an seinen Patzer von 2018? «Nicht so sehr. Das ist für mich weit weg. Seither ist sehr viel passiert.»

Fühlt Vettel nach den Fehlern und aller Kritik so etwas wie eine Jetzt-erst-recht-Stimmung? «Nein, denn ich halte nicht viel von der Jetzt-erst-recht-Methode. Aber ich verfolge auch nicht so intensiv, was um uns herum passiert. Mir ist wichtiger, was im Team geschieht. Daher weiss ich auch nicht, wie sehr da ein Fass aufgemacht wurde. Wenn ich einen Fehler mache und ein Rennen in die Hose geht, dann bin ich von allen der strengste Kritiker. Das halte ich für eine gesunde Art, damit umzugehen. Allerdings ist Vieles auch nicht so schlimm, wie viele Leute sagen. Du bist nie so gut und auch nie so schlecht, wie du in der Öffentlichkeit dargestellt wirst.»

Ist es für Vettel ein kleiner Trost, dass ihm in solchen Situationen Champions zur Seite eilen, so wie es Jenson Button und Lewis Hamilton getan haben? Beide Engländer haben den Kritikern zu bedenken gegeben, in fast identischen Worten: «Vergesst nicht, dass Vettel ein vierfacher Weltmeister ist.» Hamilton sprach sogar von mangelndem Respekt für seinen Gegner. Seb schmunzelt: «Wenn ich sage, dass ich nicht so viel gelesen habe, dann schliesst das leider auch ein, dass ich das Positive nicht sehe.»

Die deutschen Grand-Prix-Fans befürchten berechtigterweise: Die Ausgabe 2019 ist vorderhand die letzte des Traditionsrennens. Wie sieht das Sebastian Vettel? «Undenkbar ist das nicht, wir hatten diese Situation ja schon. Es kommt halt darauf an, ob wir jemanden finden, der etwas zusätzliches Geld einschiesst. Dieses Jahr hat das dankenswerterweise Mercedes übernommen. Also ist es toll, dass wir das Rennen noch haben.»

«Wie die Zukunft aussieht, weiss ich nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass ich ein Deutscher bin – ich sehe Deutschland als eine Nation, in welcher die Fans nach wie vor sehr viel Appetit auf Rennsport haben. Es ist auch ein Land, in welchem die Automobilindustrie eine sehr grosse Rolle spielt. Dass gewisse Leute anders denken und fast nur Dollar-Scheine in den Augen haben, ist nicht das erste Mal.»


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