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Ross Brawn über Schumacher 1994: «Sehr emotional»

Von Mathias Brunner
Benetton 1994: Von links Ross Brawn, Michael Schumacher, JJ Lehto und Flavio Briatore

Benetton 1994: Von links Ross Brawn, Michael Schumacher, JJ Lehto und Flavio Briatore

​​25 Jahre nach dem ersten WM-Titel von Michael Schumacher erholt sich der siebenfache Champion von den Verletzungen seines Ski-Unfalls 2013. Und sein damaliger Wegbegleiter Ross Brawn ist F1-Sportchef.

RTL feiert an diesem 13. November einen wegweisenden Tag: Vor 15 Jahren gewann Michael Schumacher mit Benetton in Adelaide zum ersten Mal den Formel-1-WM-Titel. RTL ehrt Schumi aus diesem Grund mit einem Themen-Abend.

Ross Brawn arbeitet heute als Sportchef der Königsklasse. Vor kurzem hat der 64jährige Brite in Texas das Formel-1-Reglement ab 2021 präsentiert. Brawn war jahrelang Wegbegleiter von Michael Schumacher, zunächst bei Benetton (WM-Titel 1994 und 1995), später bei Ferrari (einmalige Serie von fünf Titeln in Folge, 2000 bis 2004). Gegenüber RTL sagte Ross über die Anfänge des jungen Schumacher in Spa-Francorchamps 1991: «Damals befanden wir uns bereits in Verhandlungen mit ihm. Bei Benetton waren Tom Walkinshaw und ich dabei, das Team neu zu strukturieren. Wir kannten Michael aus der Sportwagen-Szene und hatten deshalb einen Wissensvorsprung gegenüber den anderen Teams. Wir wollten ihn unbedingt haben. Für mich war es keine Überraschung, dass sich Michael damals in Spa so gut geschlagen hat.»

Nur ein Rennen später, in Monza, sass Michael nicht mehr im Jordan, sondern schon in einem Benetton. Ross Brawn weiter: «Er war damals schon selbstbewusst, hatte keine Angst zu sagen, was ihn bewegte, aber er kritisierte immer auf eine konstruktive Art und Weise – und immer intern. Ausserdem hatte er als Kfz-Mechaniker schon früh ein sehr gutes Verständnis fürs Auto. Auf der Strecke hat er sich schnell Respekt verschafft, indem er in Zweikämpfen niemandem Platz gelassen hat. Ganz wichtig dabei: Michael kam nicht in ein Weltmeister-Team, sondern er formte mit uns ein Weltmeister-Team. Als wir 1994 ein Auto hatten, mit dem er um den Titel kämpfen konnte, war er bereit.»

Die Art und Weise, wie sich Schumacher in Adelaide 1994 gegen Damon Hill zum WM-Titel ellbögelte, erzeugte viel Unmut. Aber Ross Brawn sagt: «Natürlich war es nicht besonders schön, die WM auf diese Art und Weise zu gewinnen. Aber wir hatten es verdient. Wir waren kein Hersteller-Team, haben die grossen Mannschaften wie Ferrari in dem Jahr aber trotzdem geschlagen. Wir standen extrem unter Druck, weil die Leute nicht verstanden haben, wie wir so stark sein konnten. Michael hat in dem Jahr viel gelernt und sich stark entwickelt. Für ihn war es der erste Titel, aber auch für mich als technischen Direktor. Es war ein sehr emotionales Rennen.»

Viele Wegbegleiter von Michael Schumacher heben immer wieder hervor, welch ausgeprägter Mannschaftsspieler Schumi ist. Ross Brawn bestätigt: «Das war eine seiner natürlichen Stärken. Er liebte es, Teil eines Teams zu sein. Er kannte alle Mechaniker, ihre Frauen und Kinder. Er wusste, dass er nicht alleine die WM gewinnt, sondern nur als Mannschaft. Natürlich musste er auf der Strecke liefern, aber er hat in den drei Jahren einen grossen Anteil am Aufbau des Teams gehabt, bevor wir 1994 erstmals die WM gewannen.»

Dann lockte Ferrari. Ross Brawn weiter: «Michael brauchte eine neue Herausforderung, und für ihn war das Ferrari. Er musste mir deshalb auch gar nicht erklären, warum er uns verlässt. Damals hatten wir noch gar nicht darüber gesprochen, dass auch ich mitkomme. Ferrari hatte eine bestehende Teamstruktur, und es gab keinen Platz für mich. Im ersten Jahr in Maranello hat Michael dann realisiert, dass uns mehr verband als nur eine Arbeitsbeziehung. Wir konnten uns vertrauen und aufeinander bauen. Und auch ich habe das vermisst, als er zu Ferrari ging. Als die Dinge dort nicht so liefen wie geplant, ergab sich auch für mich die Möglichkeit zum Wechsel.»

«Ferrari ist ein toller Rennstall. Wir hatten Erfolg, weil wir zwei Teststrecken hatten und auch das nötige Budget. Aber allem voran hatten wir diese tolle Truppe. Wir konnten alle aufeinander bauen. Michael war elementar für Ferrari. Er war ein talentierter Fahrer, aber auch ein Team-Player. Bei uns gab es keine interne Politik. Wenn es ein Problem gab, haben wir darüber geredet. Das hat uns so stark gemacht.»

Schumi trat zurück und dann trat er vom Rücktritt zurück – Comeback mit Mercedes. Und Ross Brawn war erneut an Bord. «Michael und ich hatten schon vor seinem Comeback-Versuch mit Ferrari bei einem Bier über eine Rückkehr in die Formel 1 gesprochen. Als Jenson Button mir also eröffnete, dass er das Team in Richtung McLaren verlassen werde, war das erste, was ich gemeinsam mit Norbert Haug tat, Michael aufzusuchen. Es war nicht schwierig, ihn vom Comeback zu überzeugen. Er vermisste die Formel 1. Leute wie Michael lieben den Wettbewerb und die Rennen.»

«Wir hatten keine Zweifel an seiner Wettbewerbsfähigkeit. Es hat mich frustriert, dass wir ihm niemals das Auto geben konnten, das er verdient hatte. Er hatte nie die Möglichkeit zu zeigen, wozu er wirklich noch in der Lage war. Trotz allem war Michael ein Teil des Prozesses Mercedes zum Weltmeister-Team zu machen.»

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