Barcelona Tag 2: Noch viele Fragezeichen
Kimi Raikkonen hatte am zweiten Tag in Barcelona die Nase vorn
Ferrari gab heute die Antwort auf die gestrige BMW-Zeit, Kimi Räikkönen unterbot sie nämlich minimal. Der Finne absolvierte bei frühsommerlichen Temperaturen eine Quali-Simulation, in deren Verlauf er die Bestzeit erzielte. Am Nachmittag war dann eine Grand Prix-Distanz geplant, die scheiterte aber an einem Kühl-Problem des KERS-Systems nach nur neun Runden. Vorher gab es noch einen folgenlosen High-Speed-Dreher. Es war das letzte Mal vor dem ersten Training in Melbourne, dass Kimi im Ferrari F60 sass, aber morgen übernimmt Felipe Massa.
Über den Winter fiel auf, dass der Ferrari zwar immer schnell war, aber immer wieder kleinere und größere Probleme hatte. Raikkonen zog dennoch ein positives Fazit seines Testtages: «Der Test war ok, auch wenn wir unser Programm nicht durchgebracht haben. Wir konnten gute Rundenzeiten fahren, solange wir keine Probleme haben, sollten wir konkurrenzfähig sein. Aber man weiss natürlich nicht, was die anderen Teams getestet haben.» Zu den neuen Systemen sagte der Weltmeister von 2007: «KERS funktioniert, die beweglichen Flaps ebenfalls. Kleine Probleme an so neuen System sind normal. Aber wie gesagt, bei uns funktionieren sie gut. »
Überraschend zweitschnellster war der Japaner Kazuki Nakajima im Williams, was ihn aber trotz der Anwesenheit von Patrick Head ziemlich kalt liess: «Zweiter bei einem Test zu sein, bedeutet gar nichts. Wir versuchen immer noch, die Aerodynamik des Autos zu verstehen. Wenn wir die Ballance verbessern, aber die Rundenzeit nicht besser wird, zeigt das nur, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.» Ab morgen sitzt Rosberg am Steuer.
Wieder sehr schnell der Brawn-Mercedes. Einmal wurde Barrichello von einem Getriebeproblem kurzzeitig gestoppt, aber ansonsten war er den ganzen Tag konkurrenzfähig. Entsprechend happy war der Brasilianer: «Toll, nach vier Monaten Wartezeit endlich wieder hier zu sein. Das Auto ging aus der Box gut, ein Riesenlob für die Leute in Brackley, die unter extrem schwierigen Bedingungen ein so tolles Auto gebaut haben.» 111 Runden drehte Barrichello, morgen übernimmt wieder Button, während Rubens am Donnerstag nochmals zum Einsatz kommt.
Toyota und BMW hatten erneut einen produktiven Tag. Jarno Trulli probierte neue Teile am Unterboden aus und war guter Dinge: «Natürlich wissen wir erst in Melbourne, wo wir wirklich stehen. Aber das Auto ist schnell, konstant und zuverlässig. Wir waren auf alles Strecken schnell und das ist ein gutes Zeichen. Wir haben uns hier nicht mit einem Qualifying beschäftigt, doch das Auto ist gut ausbalanciert und gut zu den Reifen. Ich denke, wir sind für den Saisonstart gut aufgestellt.»
Nick Heidfeld absolvierte eine Grand Prix-Distanz ohne das geringste Problem und war auch mit vollen Tanks sehr schnell. Im Gegensatz zu Mark Webber, der von Elektronikproblemen in seinem Red Bull gebeutelt wurde. Für Webber und Heidfeld war es der letzte Test vor Melbourne, morgen übernehmen Vettel bzw. Kubica.
Weniger gut lief es für Renault und McLaren. Fernando Alonso probierte neue Aufhängungsteile, die aber nicht so arbeiteten, wie erhofft. Der Renault war instabil am Scheitelpunkt, genauso instabil waren auch die Rundenzeiten bei Long-Runs. Dazu verlor der Renault mehr und mehr Grip, desto wärmer es wurde, was Befürchtungen für die zu erwartenden Hitzerennen in Bahrain und Sepang laut werden lässt.
Heikki Kovalainen testete neue Aerodynamik-Teile, doch nach wie vor ist das Heck des McLaren MP4/24 am Kurveneingang äusserst nervös. Wie schon vor vier Wochen in Jerez experimentierte McLaren mit Spray, um die Luftstrom beobachten zu können. Nun sind ab morgen alle Augen auf Lewis Hamilton gerichtet. Ist der Wagen dann immer noch weg von der Pace, dürfte McLaren in ernsthaften Schwierigkeiten stecken.
Adrian Sutil absolvierte im Force India 80 problemlose Runden, ohne eine Grand Prix-Distanz am Stück zu absolvieren. Das ist nun die Aufgabe von Fisichella in den beiden letzten Tagen.
Toro Rosso erlebte einen Tag zum Vergessen, Sebastien Bourdais blieb mit Aufhängungsproblemen am Vormittag liegen. Wohl ein strukturelles Problem, was nicht behoben werden konnte, so dass der Testtag des Franzosen frühzeitig endete. Gemäss Ingenieur Georgio Ascanelli gibt es Probleme mit den Rädern, es wird aber sowohl in der Zentrale in Faenza als auch in einer Anlage unweit der Strecke an dem Problem über Nacht gearbeitet. Buemis Arbeitstag morgen dürfte nicht gefährdet sein. Heute drehte der Schweizer nur einige langsame Runden zum Test der Sitzposition.
Die Zeiten vom Dienstag, im Klammern die absolvierten Runden.
1) K. Räikkönen (Ferrari F60), 1m20,314s (55);
2) K. Nakajima (Williams FW31-Toyota), 1m20,907s (66);
3) R. Barrichello (Brawn BGP001-Mercedes), 1m20,966s (110);
4) J. Trulli (Toyota TF109), 1m21,182s (120);
5) M. Webber (Red Buil RB5-Renault), 1m21,347s (66);
6) N. Heidfeld (BMW F1.09), 1m21,615s (125);
7) A. Sutil (Force India VJM02-Mercedes), 1m21,834s (80);
8) F. Alonso (Renault R29), 1m21,937s (111);
9) H. Kovalainen (McLaren MP4/24-Mercedes), 1m21,991s (85);
10) S. Bourdais (Toro Rosso TR4-Ferrari), 1m23,039s (14); and
11) S. Buemi (Toro Rosso TR4-Ferrari), ohne Zeit (6).