Mark Webber (Red Bull Racing) spricht vor dem Saisonstart über seine Verletzung und sagt, warum Australien einen GP-Sieger braucht.
Mark, du startest am kommenden Sonntag in die neue Formel-1-Saison. Wie geht’s dir mit deinem lädierten Bein im Cockpit?
Danke der Nachfrage. Dem Bein geht’s schon viel besser, der Heilungsprozess verläuft schneller als ich angenommen habe – ein gutes Gefühl! Sagen wir es so: Marathon könnte ich noch keinen laufen, muss ich aber auch nicht. Ich muss in der Lage sein, in einem Formel-1-Cockpit zu sitzen und das geht sich gemütlich aus. Die Tests sind erfolgreich verlaufen; ich leide an keinem physischen Manko beim Fahren, das ist das Wichtigste.
Wie hast du die letzten Tage und Wochen vor Saisonbeginn verbracht?
Zum Melbourne-Grand Prix reise ich immer schon eine Woche davor an, um meine Familie und Freunde in Queanbeyan zu besuchen, was sowieso nur mehr ein- oder zweimal im Jahr möglich ist. Es ist mir wichtig, mit meinen Kollegen in Kontakt zu bleiben. Zwischen den Tests in Barcelona und meiner Reise nach Australien war ich noch auf den Kanarischen Inseln, wo ich mit meinem Physiotherapeut Roger Cleary und der Human Conditioning-Legende Bernie Shrosbree gearbeitet habe.
Bis auf die Saison 2006 war Australien immer der Eröffnungs-Grand Prix in der Formel-1. Was erwartest du dir diesmal von deinem Heimrennen?
Ich wünsche mir oft, Melbourne käme etwas später im Kalender, denn zu Saisonbeginn gibt es immer so viele Unbekannte und Fragezeichen. Besonders in dieser Saison, wo wir ein neues Regelbuch haben. Es ware viel cooler, wenn ich mit in paar Rennen in den Knochen und einem bereits eingefahrenen Wagen und eingespielten Team am Albert Park aufkreuzen könnte.
Anderseits ist gerade Australien eines der am besten vorbereiteten und durchorganisierten Rennen, zu dem die meisten F1-Familienmitglieder mit viel Optimismus anreisen und gute Stimmung versprühen.
Ob ich am Sonntag gewinnen will? Na klar! Es wäre die Cocktailkirsche am Eisbecher und eine Gelegenheit, meiner treuen Anhängerschaft für all die Jahre der Unterstützung zu danken.
Was ist der Schlüssel zum Erfolg am Albert Park Circuit?
Bremsen ist essentiell. Eine schnelle Rundenzeit in Melbourne ist abhängig vom Zustand deiner Bremsen, weil es so viele Zwischenpassagen mit annähernden Full-Stops gibt.
Australien hat vier F1-Weltmeistertitel und 26 GP-Siege auf dem Konto. Allerdings liegen diese Erfolge mehr als 25 Jahre zurück. Zeit für einen australischen Sieg?
Mehr als fällig, ja. Ich würde den Sieg liebend gern für die Australier holen. Für uns Aussies ist es ja nicht gerade einfach in der Formel 1. Für begabte Rennfahrer in einem Monoposto-Cockpit gibt es hierzulande wenig Quellen finanzieller Unterstützung. Die meisten Talente sind froh, es in die Formel Ford oder zur V8-TourenwagenMeisterschaft zu schaffen.
Für diese Bewerbe gibt es auch die nötige öffentliche Aufmerksamkeit in Australien. Wenn du da vorn dabei bist, kannst du dir einen gehobenen Lebensstandard leisten. Willst du aber in der Formel-1 reüssieren, heißt es nach Europa pilgern und eine lange Durststrecke in Kauf nehmen. Allerdings sind wir Australier aber sehr geübt darin, Durststrecken zu überwinden.