Dschidda-GP in Gefahr: Immer wieder abgesagte Rennen
Mick Schumacher in Dschidda
Nach stundenlangen Sitzungen ist beschlossen worden: Das GP-Wochenende von Saudi-Arabien auf dem Jeddah Corniche Circuit wird fortgesetzt, die Verantwortlichen beteuern, sie könnten für die Sicherheit garantieren.
Aber Bedenken bleiben, und sollte es erneut zu einem Raketen-Angriff kommen, ist ein Abbruch des GP-Wochenendes sehr wahrscheinlich. Es wäre nicht das erste Formel-1-Wochenende, das entweder abgebrochen wird, verschoben werden muss oder gar nicht erst beginnen kann – wie unsere Geschichte zeigt.
Erst vor wenigen Wochen hat die Formel 1 ein Abkommen mit dem Organisator des Sotschi-GP beendet, wegen des russischen Einmarsches in der Ukraine.
In der Corona-Pandemie ab März 2020 ging alles drunter und drüber. 2020 konnte die Formel 1 wegen der Pandemie erst im Sommer in Österreich beginnen. Fast wöchentlich musste der WM-Kalender geändert werden. Unter schwierigsten Bedingungen schaffte es die Formel 1, ein Programm aus 17 Läufen auf die Beine zu stellen.
Wegen Einreisebeschränkungen konnte 2021 in Australien, Japan, China und Singapur nicht gefahren werden, Kanada wurde durch die Türkei ersetzt, Australien durch ein Rennen in Katar.
Wieso mussten in früheren Jahren Rennen verschoben werden?
1995 wurde der auf 16. April angesetzte Pazifik-GP (in Aida/Japan) nach einem Erdbeben in den Oktober versetzt.
1985 löste sich der neue Belag auf der Traditionsrennstrecke von Spa-Francorchamps auf. Der auf 2. Juni angesetzte WM-Lauf wurde Mitte September nachgeholt.
Meist sind es finanzielle Sachzwänge, welche zur Absage eines Rennens führen: 2015 suchten die südkoreanischen Organisatoren einen Weg aus dem Vertrag mit dem damaligen Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone. Ihr Rennen war ein einziges Fiasko, und so handelten sie nach dem Motto – lieber ein Ende mit Schrecken (Konventionalstrafe aufgrund des Vertragsbruchs) als ein Schrecken ohne Ende.
Der WM-Lauf von Bahrain 2013 konnte aufgrund von Unruhen im Land nicht stattfinden, das auf 13. März angesetzte Rennen wurde zunächst auf Oktober verschoben und später abgesagt.
1997 wurde der Grossen Preis von Portugal auf 21. September geplant. Aber die Pistenbetreiber weigerten sich aber, ihre Strecke zu modernisieren. Sie erhielten zunächst eine weitere Frist, bis 26. Oktober, dann platzte das Rennen. Stattdessen kam es zu einem Europa-GP in Jerez – und dem dramatischen WM-Finale zwischen Michael Schumacher und Jacques Villeneuve.
1987 führt ein Sponsoren-Streit zwischen den beiden Brauerein Molson und Labbatt dazu, dass der Kanada-GP abgesagt wurde.
Der 1979 geplante WM-Lauf in Schweden wurde nach dem Tod der einheimischen Fahrer Ronnie Peterson und Gunnar Nilsson gestrichen: Das Interesse schwedischer Fans und Sponsoren war erloschen.
Der für 1976 geplante Grosse Preis von Argentinien konnte nicht durchgeführt werden, weil es wirtschaftliche Probleme und daher schwere Unruhen im Land gab.
1969 musste der Belgien-GP gestrichen werden, weil die von den Piloten geforderden Umbauten für mehr Sicherheit nicht durchgeführt wurden. Die englischen und italienischen Rennställe machten klar: Dann fahren wir nicht.
1956 und 1957 wurden einige WM-Rennen wegen der Suez-Krise und der gestiegenen Ölpreise abgesagt (Niederlande, Spanien, Belgien).
1955 wurden nach der Le-Mans-Tragödie (84 Tote) die Rennen von Reims (Frankreich), Nürburgring (Deutschland), Bremgarten (Schweiz) und Pedralbes (Spanien) alle abgesagt.