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Lauda: Teamvertreter sind Deppen

Von Peter Hesseler
Niki Lauda (mit Naomi Campbell) blickt voraus

Niki Lauda (mit Naomi Campbell) blickt voraus

Der ehemalige Weltmeister glaubt an die Richtigkeit der Budgetdeckelung und sieht FIA-Präsident Max Mosley auf einem historisch korrekten Sparkurs.

Ziemlich barsch äussert sich der dreimalige Weltmeister Niki Lauda in Sportbild-Online zur geplanten Budget-Deckelung für 2010, gegen die bereits vier Teams Sturm laufen. Zuletzt meldete sich Ferrari, Laudas Ex-Team und seit 1950 im GP-Sport vertreten, quasi vorab aus der künftigen Formel 1 ab.

Lauda befindet nun knallhart: «Die Formel 1 betreibt Selbstzerstörung, und das verstehe ich überhaupt nicht.»

Der Wiener drischt aber nicht auf den Weltverband ein, der die Budgetobergrenzen von einem aufs andere Jahr etwa dritteln will, sondern auf die Teamvertreter.
Er sagt: «Das Problem ist, dass in den Teams nur Egozentriker sitzen, die sich nicht einig werden. Das ist der Wahnsinn! Die kriegen noch nicht einmal ein neues „Concorde Agreement" hin, also im Prinzip ein Stück Papier, dass die Formel-1-Zukunft in allen Punkten gemeinsam regeln kann.»

Das klingt leichter, als gesagt, denn es liegt durchaus auch im Interesse der FIA, ohne Vertrag zu regieren. Das sieht man an den Freiheiten, die sie sich aktuell heraus nimmt.

Auf die Frage, ob die Teamvereinigung FOTA ein ernstzunehmender Gegner für FIA-Präsident Max Mosley sei, entgegnet der 60-Jährige Lauda: «Blödsinn! Statt ein Concorde-Agreement zu erzielen, haben die Deppen die FOTA gegründet. Mit dem Ergebnis, dass diese Vereinigung durch die Uneinigkeit über die Regeln und den Diffusor-Streit eigentlich nur noch auf dem Papier existiert. In der FOTA streiten sie mehr, als konstruktiv über die Zukunft nachzudenken. Damit tun die Herrschaften alles, damit die FIA jetzt alleine entscheidet, wie es mit der Formel 1 weitergeht.»

Zur geplanten Budgetgrenze von 45 Millionen Euro applaudiert der als sparsam bekannte Flugunternehmer: «Das ist das Vernünftigste, was ich je in meinem Leben gehört habe. Alle Teams haben darum gebeten. Und jetzt ist Ferrari plötzlich dagegen. Das ist völlig bescheuert. Deswegen ist es ein Segen, dass Max Mosley und die FIA brutal vorgehen und gnadenlos alles umsetzen. Die Sparmassnahmen sind deshalb so vernünftig, weil sich die 45 Millionen ja nur aufs Auto, also die reine Technik beziehen. Fahrergehälter und alle Marketingaktionen sind dagegen noch frei. Das heißt: Die Teams haben am Ende immer noch ein Budget von 80 bis 100 Millionen.»

Bislang war die Kontrollierbarkeit von Budgetobergrenzen stets als grösster Hinderungsgrund für Budgetobergrenzen ins Feld geführt worden, besonders von Ferrari.

Lauda winkt ab: «Die FIA muss doch gar nicht groß kontrollieren, da alle sowieso aus Steuergründen zum Offenlegen der Bilanzen gezwungen sind. Die Gefahr, bei Verstoss erwischt zu werden, ist viel zu gross. Das würde einen Riesenskandal verursachen und bis hin zum Ausschluss aus der WM führen. Da traut sich keiner, zu tricksen und die FIA zu hintergehen.»

Die geplante Zweiklassen-Gesellschaft, in der sparsame Teams technisch mit Wettbewerbsvorteilen starten dürfen, sieht Lauda allein als Nebenschauplatz, auf dem alte Ferrari-Sonderrechte abgearbeitet werden müssten. Die hatte sich die Scuderia 2006 bei ihrer Vertragsverlängerung zusichern lassen. FIA-Präsident Mosley stehen sie nun im Weg.

Lauda glaubt dennoch: «Mosley geht den richtigen Weg, weil am Schluss ein guter Kompromiss herauskommen wird. Die Hersteller, einschliesslich Ferrari, werden auf Mosleys Zug aufspringen müssen und sich einverstanden erklären.»

Profiteure des New Deals seien dann die Teams «BrawnGP, Red Bull Racing und Williams, weil alle Nicht-Werksteams geringere Probleme haben, mit weniger Geld auszukommen. Weil sie es gewohnt sind, aus weniger mehr zu machen.»

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