Böser Verdacht: Sicherheit nur Ausrede für Kontrolle?

Von Mathias Brunner
Mark Webber fährt nach dem Boxenstopp los

Mark Webber fährt nach dem Boxenstopp los

Nach dem schweren Unfall des englischen Kamera-Mannes Paul Allen: Sind noch mehr Sicherheits-Bestimmungen nur ein Vorwand, mehr Kontrolle über die Medienschaffenden zu erhalten?

Der Unfall von Paul Allen am Nürburgring hat – völlig richtig – zu Massnahmen geführt, welche die Sicherheit verbessern sollen. Der Kamera-Mann von «Formula One Management» war während des Deutschland-GP von einem Rad getroffen worden, weggekullert vom Wagen von Mark Webber. Die FIA beschloss daraufhin – während Qualifying und Rennen dürfen nur noch Team-Personal und Streckenposten in die Boxengasse, Medienschaffende müssen an der Boxenmauer bleiben; jeder, der am Wagen arbeitet, muss einen Helm tragen; das Speed-Limit wird auf 80 km/h gesenkt (von 100). Nun legt Bernie Ecclestone als Vertreter der Rechtehalter am Formel-1-Sport nach: Formel-1-Kamerateams und Personal von Funk-Medien werden bei sämtlichen, also auch den freien Trainings aus der Boxengasse verbannt. Eine entsprechende E-mail haben alle TV-Sender erhalten, die von Formel-1-Rennen berichten. Das Schreiben definiert allerdings nicht, ob Kamera-Teams von der Boxenmauer arbeiten dürfen. Nicht alle sind der Meinung, dass FIA und FOM hier auf dem richtigen Weg sind.

Es dauerte nur kurze Zeit, bis die ersten höhnischen Kommentare getwittert wurden. Einer davon: «Weitere Erhöhung der Sicherheit – sämtliches Team-Personal wird aus der Boxengasse verbannt, die Fahrer wechseln ihre Räder wie in der Steinzeit des Motorsports selber.» Ein anderer: «Sollte ein Rad unglücklicherweise einen Zuschauer treffen, ist mit einem Besuchsverbot für Zuschauer zu rechnen.»

Ironie und Zynismus beiseite – natürlich muss ein solcher Unfall als Anregung dienen, die Sicherheit zu verbessern. Und natürlich gab es bislang sehr viele Kamera-Teams in der Boxengasse, nicht alle Mitarbeiter glänzten dabei mit Intelligenz: Der Unfall von Paul Allen konnte in dieser Art erst geschehen, weil das Hinterrad Webbers eine am Boden abgestellte (!) Kamera als Sprungschanze verwendete! 

Aber der Arbeitskreis von Medienschaffenden ist in den vergangenen zwanzig Jahren Schritt um Schritt eingeschränkt worden. Zyniker vermuten: Der bedauerliche Unfall von Paul Allen wird dazu benutzt, diesen Trend fortzusetzen. Es gab immer wieder Versuche, die Medienvertreter (nicht nur Fernsehen und Radio, auch Print-Medien) ganz aus der Boxengasse zu vertreiben. Schon bisher durften nur Medienschaffende mit einem permanenten Formel-1-Ausweis während der Trainings in die Boxengasse.

Bei den TV-Sendern, welche bei Ecclestone für die Senderechte viele Millionen Dollar bezahlt haben, macht sich Unmut breit: Derzeit verhandeln sie mit dem Formel-1-Promoter, in welcher Form sie künftig im Bereich Boxengasse drehen dürfen. Ein Insider: «Es kann nicht sein, dass wir am Ende nur noch die Bilder von FOM-Television übernehmen müssen. Das würde die Berichterstattung aller Sender einschränken. Wir hoffen, dass wir schon für den Ungarn-GP eine Lösung finden können. Einfach in die Box eines Rennstalls ausweichen, ist unrealistisch – die Rennställe sehen es nicht gerne, wenn Details ihrer Autos aufgenommen werden.»

Vor allem jedoch: Heisst es nicht, man solle Unkraut an der Wurzel ausreissen? Müsste man sich nicht vorrangig darum kümmern, dass die Räder eines Rennwagens alle sicher festgezurrt sind?

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