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Michael Schumacher: Wann ist er über den Berg?
Ein deutscher Neurologe relativierte am Donnerstag die allgemeine Aussage, dass ein Patient außer unmittelbarer Gefahr sei, wenn er die ersten 72 Stunden nach dem Unfall überlebt hat.
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Am morgigen Freitag wird Michael Schumacher 45 Jahre alt. Während Hunderte von Journalisten seit Tagen vor der Universitätsklinik in Grenoble kampieren, gibt es einen Tag vor seinem Geburtstag keine neuen Meldungen zum aktuellen Gesundheitszustand des 44-Jährigen, was erst mal als positiv gewertet werden kann. Sein Zustand sei zwar noch kritisch, aber stabil, erklärte seine Managerin Sabine Kehm gestern. Solange sich daran weder in positiver noch negativer Richtung etwas ändern würde, gäbe es keine weiteren Aussagen.
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Schumachers Ehefrau Corinna, sowie seine beiden Kinder Gina Maria und Mick sind ebenso vor Ort wie sein Bruder Ralf, Vater Rolf Schumacher und enge Freunde wie FIA-Präsident Jean Todt und der Arzt Gerard Saillant. "Es hilft immer, wenn man weiß, dass wohlmeinende Menschen um einen sind", betonte Kehm am Mittwoch. Jüngsten Informationen zufolge soll die Managerin des Rekordweltmeisters von der französischen Staatsanwaltschaft zum Unfallhergang befragt werden. Patrick Quincy von der Staatsanwaltschaft in Albertville erklärte gegenüber der Zeitung Le Dauphin, dass die Ermittlungen der Polizei noch andauerten, die Aussage, dass Schumacher beim Unfall "nicht allzu schnell" gewesen sei, bisher jedoch nicht bestätigt werden konnte. Kehm hatte außerdem angegeben, dass er die markierte Piste verlassen hätte, um einem anderen gestürzten Skifahrer zu helfen. Auch das müsse noch überprüft werden. Bezüglich des Gesundheitszustands des Ex-Weltmeisters trat am Donnerstag ein Neurologe auf die Euphoriebremse, dass er außer unmittelbarer Lebensgefahr sei, weil er die ersten 72 Stunden nach dem Unfall überlebt hat. "Die These, dass ein Patient über den Berg ist, wenn er 72 Stunden nach dem Unfall noch lebt, ist so nicht zu halten. Im Gegenteil", sagte Gereon Fink, der Chef-Neurologe der Uniklinik Köln, gegenüber dem Express. Man würde immer versuchen, den Patienten so früh wie möglich aus dem künstlichen Koma zu holen, um zu sehen, ob er eigenständig bei Bewusstsein bleiben könne.
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"Wenn die Verletzungen so gravierend sind, dass man dem Patienten schaden würde, wird er länger im künstlichen Koma gehalten", erklärte der Intensivmediziner. Fink meinte außerdem, dass es bei Michael Schumacher offenbar zu Blutungen im Hirngewebe gekommen sei. "Je nachdem, wo eine solche Einblutung stattgefunden hat, kann sie zu halbseitiger Lähmung, Sprachstörungen oder Persönlichkeitsveränderungen führen."
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Uwe Kehler, der Leiter der Neurochirurgie der Asklepios-Klinik in Hamburg erklärte bei der Bild Zeitung jedoch, dass ein künstliches Koma durchaus auch länger dauern könne. "Bleibt alles stabil, kann man das künstliche Koma nach einigen Tagen ganz langsam auflösen, sodass der Patient aufwacht. Das kann aber zwei Wochen oder länger dauern." Alles hänge davon ab, wie das Hirn auf die Auflösung des Komas reagiere. Sollte der Hirndruck wieder ansteigen, müsste das Koma vielleicht sogar wieder vertieft werden.
Der Neurochirurg Philippe Decq erklärte gegenüber Radio Monte Carlo, dass spätestens nach drei Woche der letzte Zeitpunkt für ein Aufwachen aus dem Koma gekommen sei. "Wenn drei Wochen nach einem schweren Schädel-Hirn-Trauma Zeichen des Erwachens fehlen, also im Wesentlichen das Öffnen der Augen, dann stehen die Dinge aus prognostischer Sicht sehr schlecht", sagte der Franzose. Man könne nur hoffen, dass sich bereits vorher etwas zum Positiven ändere, aber "dann ist die letzte Deadline." Neben dem reinen Überleben, "je mehr Tage vergehen, umso mehr steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er überlebt", sei es aber auch nötig, auf die möglichen bleibenden Schäden zu achten, um diese möglichst gering zu halten, erklärte der Experte weiter. "Auf Blutungen im Gehirn folgen eine Reihe biochemischer Prozesse, die den Schädel-Innendruck erhöhen. Die Maßnahmen, die auf der Intensivstation ergriffen werden, sollen diese Folgen bestmöglich eindämmen."
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Die weltweite Anteilnahme am Schicksal von Michael Schumacher ist derweil immens. Auch im fernen Indien und China sorgt das Thema für Schlagzeilen und füllt die Sportseiten der Zeitungen. David Coulthard schrieb auf der BBC-Website, dass Skifahren statistisch gesehen gefährlicher sei, als mit einen Rennwagen oder ein Rennrad zu fahren. "Die Menschen können hoffen und für ihn beten, im Wissen, dass er die beste medizinische Versorgung hat." Außerdem könne er sich nicht vorstellen, dass der Unfall passiert sei, weil Schumacher Nervenkitzel gesucht habe, betonte der Brite. Schumachers ehemaliger Arbeitgeber Ferrari plant zu seinem morgigen Geburtstag eine besondere Veranstaltung für den Mann, der mit dem Team aus Maranello fünf seiner sieben WM-Titel geholt hat. Fans sollen am Freitag "ganz in rot" und bei einem "stillen und respektvollen" Event in Grenoble ihre Unterstützung bekunden. "In diesen schwierigen Tagen und anlässlich seines Geburtstags möchten die Scuderia Ferrari Clubs ihre Unterstützung für Michael Schumacher zeigen", steht auf der Facebook-Seite. Wer teilnehmen möchte, solle sich an die örtlichen Clubs wenden. Michael Schumachers Familie bedankte sich am Donnerstag auf seiner offiziellen Webseite noch einmal für die große Unterstützung aus aller Welt. "Wir möchten an dieser Stelle ausdrücklich den Menschen aus der ganzen Welt danken, die uns nach Michaels Skiunfall ihre Sympathie geschenkt und uns ihre besten Genesungswünsche geschickt haben. Das ist für uns eine tolle Unterstützung. Wir wissen alle, Michael ist ein Kämpfer und wird nicht aufgeben. Danke sehr."
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