Comeback mit Hindernissen

Kolumne von Guido Quirmbach
Wer fährt in Valencia? Schumacher, Massa oder gar beide?

Wer fährt in Valencia? Schumacher, Massa oder gar beide?

Schumachers Comeback in Valencia ist ein mutiger Schritt und auch hartes Brot für den Superstar. Reibungslos läuft es bislang nicht.

Die «Schumania» ist wieder ausgebrochen. Alles freut sich über das Comeback des siebenfachen Weltmeisters, des erfolgreichsten Formel 1-Rennfahrers aller Zeiten, sowohl die, die ihm allen Erfolg gönnen, als auch die, die nur warten, dass es vielleicht nicht so läuft, wie erwartet. Er polarisiert nun mal wie kaum ein anderer, schon gar nicht im deutschsprachigen Raum.

Doch kaum hat er verkündet, sich wieder ans Steuer zu setzen, gibt es Wirbel. Das fing an mit dem, laut seinen Aussagen, guten Test in Mugello, als er auf einem 2007er Ferrari mit GP2-Slicks fuhr. Die FIA fand dies auch so gut, dass sie das ganze überprüfen will.

Danach kam diese Anfrage von Ferrari, die gerne einen Testtag mit dem aktuellen Auto für Schumacher hätten. Die Idee dieser Anfrage entbehrt nicht einer gewissen Naivität. Niemand in Maranello kann ernsthaft daran geglaubt haben, dass alle Teams mit dieser Extrawurst einverstanden sind. Einerseits braucht Schumacher sicher jeden Kilometer auf dem aktuellen Auto, andererseits war das Reglement auch schon bekannt, bevor sich Ferrari entschied, ihren Berater als Rennfahrer zu reaktivieren. Wenn sie dies nicht wollten, Piquet jr. und Bourdais wären dankbare Abnehmer für den Platz gewesen, von den Testfahrern Gene und Badoer einmal ganz abgesehen.

Und wer bitte garantiert denn, dass der Test mit einem Ferrari F60 auf Stand des Ungarn-GP gefahren würde, oder ob nicht schon das ein oder andere neu konstruierte Teil, das bis dahin nur einen Prüfstand gesehen hätte, erste reale Fahrversuche bekommt? Kontrollierbar ist dies sicher nicht.

Somit ist die ablehnende Haltung der beiden Red Bull-Rennställe sowie von Frank Williams in jedem Fall verständlich. Wobei man aber auch den anderen Herstellern für ihre Zustimmung nicht den «Grossen Preis der Nächstenliebe» verleihen sollte: denn es war jedem klar, dass zumindest Williams ablehnen wird und der ist nach der Entwicklung der FOTA in diesem Jahr sowieso der ideale Buhmann. Was Williams ziemlich egal sein wird, solange er keine Serienautos verkauft und deshalb keinen Image-Schaden zu befürchten hat, der sich auf sein Geschäft niederschlagen könnte.

So sehr ich mich auf das Comeback des «Siebenfachen» freue, die Aussagen seiner Pressesprecherin am Mittwoch gaben mir schon zu denken. Demnach ist der Drive in Valencia abhängig vom Ausgang medizinischer Tests. Manager Weber schoss ins gleiche Horn und Schumacher selbst betonte auf seiner Website, dass sein Nacken zwickt. Nicht dass ich am Wahrheitsgehalt der Meldungen zweifle, nur ist es untypisch für Schumacher, im Vorfeld zu einem Rennen eine mögliche Schwäche zu offenbaren. Die schiebt man möglicherweise aufs Auto, aber niemals auf seine eigene Leistungsfähigkeit bzw. Fitness. Das passt nicht zu ihm, auch nach seinem Beinbruch 1999 gab es keinerlei Äusserungen, dass er gesundheitliche Bedenken hat, bevor er in Sepang wieder angetreten ist. Vielleicht sind die Probleme erst bei dem Test zum Vorschein gekommen, aber auch das ist untypisch. Also eine Ausrede bereits im Vorfeld? Das wäre noch untypischer!

Möglicherweise liegen die Probleme aber ganz woanders, nämlich bei Ferrari. Dort wurde Schumacher bereits als Comeback-Star verkündet, als eigentlich niemand konkrete Aussagen tätigen konnte, wie lange Felipe Massa denn wirklich ausfällt. Die gibt es ja bis heute noch nicht. Massa wurde inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen und schläft in seinem eigenen Bett. Auch wenn er beim Interview am Montag noch aussah, wie ein überbezahlter Kirmesboxer nach einem bösen Streit mit Mike Tyson, ein kranker Mann spricht anders!

Was ist, wenn tatsächlich medizinisch nichts gegen einen Massa-Einsatz in Valencia spricht? Oder eine Woche später in Spa, wo sich die Veranstalter tausende mehr Fans durch Schumacher erhoffen? Massa wäre nicht der erste Rennfahrer, der nach einem schweren Unfall weit früher zurückkommt, als man dies allgemein erwartet. Erinnert sei nur an Niki Lauda, der sechs Wochen nach der letzten Ölung bereits wieder in Monza fuhr.

Das wäre wie 1976 irgendwie auch eine blöde Situation für Ferrari. Denn weltweit wartet jeder auf das Comeback von Schumi, die Vermarktungsoffensive hat nicht nur bereits begonnen, sie ist mitten drin. Massa hat überlebt, sein Unfall von Ungarn ist in den Augen der Weltöffentlichkeit längst abgehakt, das Publikum giert nach der nächsten Sensation. Massa anstelle von Schumi in Valencia, klingt einfach, ist es aber nicht.

So käme Ferrari ein ärztliches Startverbot von Schumacher in Verbindung mit Massas Wunderheilung sehr gelegen. Alles wäre wieder normal und keiner hätte sein Gesicht verloren.

Ich will das alles nicht wirklich hoffen und gehe davon aus, dass einfach nur der Nacken zwickt und bis in 14 Tagen nicht mehr zwicken wird. Denn ich freue mich auf Schumacher. Allerdings würde ich mich noch mehr freuen, Massa schon in Valencia wieder am Steuer des Ferrari zu sehen. Aber am liebsten wäre es mir nach der letzten Woche, dass Ferrari mit drei Autos antritt: Mit Kimi Räikkönen, Michael Schumacher und vor allem Felipe Massa!

Träumen darf man ja.

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