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Adrian Newey: «Die Formel 1 wird langsam zur GP1»

Von Mathias Brunner
Adrian Newey

Adrian Newey

Der beste Formel-1-Techniker der Gegenwart ist nicht einverstanden mit dem Weg, den der Grand-Prix-Sport eingeschlagen hat. Daher suchte er bei Red Bull nach einer neuen Rolle.

In aller Wahrscheinlichkeit wird einer der beiden Silberpfeil-Fahrer Nico Rosberg oder Lewis Hamilton Formel-1-Champion 2014. In der WM-Zwischenwertung liegen unter den ersten Zehn sieben Fahrer mit einem Mercedes-Motor. Niemand wird widersprechen, wenn ich sage, dass Mercedes die Motorenhausaufgaben am besten gelöst hat.

Und genau dies ist einer der Gründe, wieso Adrian Newey (55), der beste Formel-1-Techniker der letzten zwanzig Jahre, ein wenig die Freude am Sport verloren hat. In den Augen von Newey haben wir eine überreglementierte, motorendominierte Formel 1, und dieses Problem ist hausgemacht.

Newey war der Weltmeistermacher von Nigel Mansell, Alain Prost, Damon Hill und Jacques Villeneuve bei Williams, von Mika Häkkinen bei McLaren, von Sebastian Vettel bei Red Bull Racing. Seine Rennwagen haben mehr als jene 91 Grands Prix gewonnen, die Rekordhalter Michael Schumacher angehäuft hat.

«Ich brauche eine neue Herausforderung», gibt Newey zu. «Gleichzeitig bleibe ich bei der Meinung, dass sich die Techniker im engen Reglement zu wenig entfalten können. Was das Chassis angeht, so laufen wir Gefahr, dass aus der Formel 1 eine Art GP1 wird. Daher sehen sich auch die Autos immer gleicher.»

Newey nennt bei den Kollegen von «MotorSport» das Beispiel, dass man nur mal darauf achten solle, wie die Renner aussehen würden, wenn sie alle den gleichen weissen Anstrich bekämen – mal abgesehen von den merkwürdigen Nasen: selbst Fachleute hätten da ihre liebe Mühe, die GP-Boliden voneinander zu unterscheiden. Kann das die Zukunft der Formel 1 sein? Gemäss Newey bestimmt nicht.

Der Vorwurf, Newey räume nur deswegen das Feld, weil die Autos von Red Bull Racing nicht mehr überlegen seien, ist haltlos: Der stille Engländer aus der Shakespeare-Heimatstadt Stratford-upon-Avon hat seine Bedenken in Sachen Überreglementierung schon deponiert, als Sebastian Vettel noch von Sieg zu Sieg und von Titel zu Titel eilte.

Für Newey schliesst sich ein Kreis: Als er Ende der 80er Jahre in die Formel 1 kann, war der Sport eine Motorenformel – Honda dominierte jahrelang. Jetzt, wo er die Formel 1 zwar nicht ganz verlässt, aber sich als Red-Bull-Berater quasi ins Hinterzimmer verabschiedet, ist sie wieder eine Motorenformel.

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