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Sauber vor Gericht: Urteil, Giedo van der Garde fährt

Von Mathias Brunner
Giedo van der Garde freut sich

Giedo van der Garde freut sich

Der Holländer Giedo van der Garde hat sich vor dem Obersten Gerichtshof durchgesetzt: Das Gericht wischt die Sicherheitsbedenken von Sauber vom Tisch und urteilt – der Holländer muss fahren!

Das dürfte der grösste Sieg von Giedo van der Garde (29) in der Formel 1 werden: Der Oberste Gerichtshof in Melbourne hat entschieden, dass der Anspruch des Holländers auf ein Renncockpit bei Sauber rechtens ist. Anders gesagt: das Gericht hat entschieden, dass Sauber den letztjährigen Testpiloten in Melbourne fahren lassen muss!

Die australischen Sachverständigen sind damit der Einschätzung ihrer Schweizer Kollegen gefolgt – in einer erstinstanzlichen Entscheidung eines Genfer Schiedsgerichts wurde vor kurzem dem Antrag Giedo van der Gardes stattgegeben: Sauber müsse alle Handlungen unterlassen, die den Holländer daran hindern könnten, als einer der beiden nominierten Fahrer von Sauber an der Formel-1-WM 2015 teilzunehmen. Diese Entscheidung gilt in Fachkreisen als rechtlich verbindlich, war damals aber noch nicht rechtskräftig.

Van der Garde legte daraufhin sicherheitshalber Klage vor dem Melbourner Gericht ein und erhielt nun ebenfalls Recht.

Der Holländer gibt an, im vergangenen Jahr zu Unrecht entlassen worden zu sein, er habe einen gültigen Vertrag, um 2015 für das Sauber-Team Rennen zu fahren. Den soll übrigens auch Adrian Sutil haben …

Sauber-Anwalt Rodney Garratt beteuerte vor Gericht, einen Formel-1-Fahrer in ein Auto zu setzen und Rennen fahren zu lassen, das er noch nie von nahem gesehen habe, das entspreche einem inakzeptablen, tödlichen Risiko. Garratt sagte: «Herr van der Garde hat keinerlei Erfahrung im Umgang mit dem Sauber C34-Ferrari, es gibt keinen Sitz für ihn, auch die Sicherheitsgurte sind für Marcus Ericsson und Felipe Nasr angepasst, nicht für van der Garde, er hat nie auch nur einen Meter mit diesem Auto trainiert. Ihn fahren zu lassen, das ist ein inakzeptables, tödliches Risiko für die anderen Fahrer und für alle, die auf dem Rennplatz arbeiten.»

Garrett weiter: «Sauber kann es ihm einfach nicht erlauben, dieses Auto zu fahren. Das wäre rücksichtslos und gefährlich. Es besteht die Gefahr von Verletzungen und Tod.»

Der Richter fegte diese Einwände vom Tisch: sie seien in diesem Fall nicht relevant.

Tatsächlich stand diese Argumentation auf wackligen Beinen: die Geschichte der Formel 1 ist voller Situationen, in welchen Piloten ohne passenden Sitz und ohne vorherige Erfahrung in ein Auto gesprungen und gefahren sind.

Giedo van der Garde sagt: «Ich bin fit und stark. Ich freue mich, ins Team zurückzukehren. Ich bin körperlich besser vorbereitet denn je, ich habe in den vergangenen drei Monaten geschuftet. Ich habe noch immer eine sehr gute Beziehung zum Team.»

Auf die Frage, wie Sauber nun die Rechnung lösen will, drei Fahrer in zwei Autos zu bringen, sagt van der Garde: «Das liegt beim Team, damit habe ich nichts zu tun. Ich bin nur froh, dass ich den Fall gewonnen habe und dass ich endlich mit der Arbeit anfangen kann.»

Das Urteil des Gerichts hier in Melbourne gilt lediglich für den Australien-GP. Es ist völlig unklar, wie es an diesem Wochenende und auch über das Rennenwochende von Melbourne hinaus bei Sauber weitergeht.

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn kommentiert: «Wir sind sehr enttäuscht über diese Entscheidung und müssen uns nun die Zeit nehmen, die Konsequenzen dieses Entscheids zu verstehen sowie die Auswirkungen auf unseren Saisonstart zu evaluieren. Allerdings können wir nicht die Sicherheit unseres Teams, oder anderer Fahrer auf der Strecke gefährden, nur um dem Wunsch eines unvorbereiteten Fahrers nachzukommen, Rennen für uns zu bestreiten. Und dies in einem Fahrzeug, das auf zwei andere Fahrer zugeschnitten wurde.»

Drei Stunden nach dem Urteil ging Sauber in Berufung. Noch am Nachmittag hier in Melbourne wurde die Berufungsverhandlung begonnen. Allerdings ist sie inzwischen bis morgen vertagt. So lange hat das erste Urteil Gültigkeit.

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