EUR: Strafkolonie für die Formel 1?

Kolumne von Peter Hesseler
Bernie Ecclestone war angeblich schon vor Ort.

Bernie Ecclestone war angeblich schon vor Ort.

Rom prüft angeblich Durchführbarkeit eines F1-GP in seinem Satellitenviertel EUR - Eine schlechte Nachricht für Rom wie für den Sport.

Nach Paris bekundet nun offenbar Rom Interesse an einem Formel-1-Grand-Prix. Die Stadt ist anscheinend so arm an Attraktionen, dass ab 2011 im berüchtigten EUR-Viertel ein Rennen ausgetragen werden soll. Um das gleich mal klarzustellen: EUR ist nicht Rom, nicht für mich.

Aber Bernie Ecclestones Streckenarchitekt Hermann Tilke hat sich angeblich schon vor Ort ein Bild gemacht. Ich rufe ihn gleich mal an und frage, wie er dieses Bild verkraftet hat….

Der verkappte italienische Wirtschaftsminister Luca di Montezemolo, auch Ferrari-Präsident, hält ein solches Unternehmen allerdings für undenkbar.
Bravissimo! Das Chaos hat einen Namen. Viva Italia!

Wir wissen, wie sowas zustande kommt: F1-Promoter Bernie Ecclestone verschachert seinen Zirkus schließlich überall hin, wo noch ein paar Kröten zu holen sind. Der würde eiskalt in Grönland starten lassen, wenn bloß die Kasse klingelt.
Und natürlich zahlt Monza seit Jahren die mit Abstand niedrigsten Antrittsgelder, angeblich unter zehn Millionen Euro jährlich, während Singapur 40 auf den Tisch des Hauses blättert. Ja, das ist ein Ecclestone-Tarif.

Aber bei allem legitimen Gewinnstreben: Waren Sie schon mal im EUR-Viertel? Nein. Das ist gut, sehr gut sogar. Denn es gibt wenige Orte auf der Welt, die noch mehr Gründe bieten, ihnen fernzubleiben. Die Vororte von Neapel zum Beispiel. Man sollte Banker, die ihren Job nicht gemacht haben, im EUR-Viertel zusammentreiben und Demut üben lassen, damit sie sehen, wohin ihr Treiben führen kann. Eine Strafkolonie der Zivilisation.

Ich kenne das EUR-Gelände als eine künstliche Siedlung, weitab jeder Via-Appia-Romantik. Okay, soweit auch wieder nicht: Wenn man vom Flughafen mit dem Auto in die Stadt fährt, kratzt man haarscharf am EUR-Gelände vorbei. Dahin Abbiegen tut aber niemand, der ernsthaft an Rom interessiert ist. Diese Stadt in der heiligen Stadt ist ein Fremdkörper und weithin als solcher erkennbar. Sie könnte auch auf dem Mars stehen und hätte genauso viel mit dem Universum zu tun wie mit Rom.
Ich sehe die Autos in diesen potthässlichen Häuserschluchten herum fetzen, während oben die Wäsche zum Trocknen auf den Balkonen im Wind flattert. Das heisst: Ich sehe es nicht. Die Vorstellung, dass solche Bilder es jemals ins Fernsehen schaffen, verbietet sich von selbst. Es wird nicht dazu kommen.

Rom an sich? Ja. Es wäre eine gigantische Idee gewesen, auch wenn ich mich ernsthaft Frage, ob die Stadt aller Städte ein Formel-1-Rennen nötig hat?
Das Colosseum? Ja. Obwohl man auf dem Pflaster drumherum eher seine Vespa herum schnorcheln lassen kann als einen Boliden mit 800 PS.

Und was passiert dann mit Monza? Wenn die Formel 1 irgendwo zuhause ist, dann doch wohl bitte im Königlichen Park (und in Spa und in Silverstone). Im EUR-Gelände ist sie nicht zuhause.

Ausgedacht hat sich den Scherz, so steht's geschrieben, Superbike-Promoter Maurizio Flammini. Und Gianni Alemanno (Oh Gott, deutsche Abstammung?), der Bürgermeister von Rom soll gesagt haben: Es ist möglich. Wenn er das gesagt hat, dann weiß ich, warum Rom dringend Hilfe benötigt.

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