Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Saison 2016: 12 Wünsche für eine bessere Formel 1

Von Mathias Brunner
Die Formel 1 fasziniert weiterhin Millionen von Fans

Die Formel 1 fasziniert weiterhin Millionen von Fans

​Für 2016 werden viele Menschen an guten Vorsätzen nicht sparen. Falls den Herren Todt und Ecclestone nichts einfällt – wir hätten da 12 Wünsche für eine bessere Formel 1.

Nein, da gibt es nichts schönzureden: Der Supertanker Formel 1 pflügte sich auch 2015 durch unruhiges Gewässer. Doch die Formel 1 und Supertanker haben einiges gemeinsam: Sie sind zwar etwas schwerfällig, aber so gut wie alle Stürme können ihnen wenig abhaben. Ich würde die Formel 1 nicht als unsinkbar bezeichnen, das wäre vermessen, aber sie hat in den letzten 65 Jahren bewiesen, dass sie einiges aushält.

Aus vielen Schreiben der SPEEDWEEK.com-Leser geht hervor: Die Fans glauben an die Formel 1, selbst wenn ihre Geduld bisweilen auf harte Proben gestellt wird. Vielleicht wären die Entscheidungsträger gut beraten, etwas mehr auf jene Menschen zu hören, welche diesen Zirkus letztlich durch ihr Interesse am Leben erhalten – die Fans.

Wir können nicht garantieren, dass FIA-Präsident Jean Todt, Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und die Teamchefs ein Einsehen haben, um den Sport wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Viele der folgenden Wünsche sind nicht neu und stossen dennoch auf taube Ohren. Aber wir glauben daran, dass letztlich der gesunde Menschenverstand gewinnt. Sogar in der Formel 1.

Wir haben, auch aufgrund der Wortmeldungen unserer Leser, eine Liste von zwölf Wünschen erstellt für eine bessere Formel 1 – einige sind sehr ernst gemeint, andere sollten mit einem Augenzwingern verstanden werden.

Schafft den Viehtransport ab!
Die Fahrerpräsentation in der Formel 1 ist bei den meisten Rennen den Piloten unwürdig. Sie rollen auf der Ladefläche eines Lkw-Anhängers herum. Einige Fahrer stehen nur herum, tratschen mit ihren Kollegen, wenden sich teilweise sogar von den Fans ab. Was soll das?

Wie eine richtige Präsentation geht, wird in den USA vorgemacht: Da werden die NASCAR-Asse von einem Streckensprecher mit Schmackes einzeln und als Helden präsentiert. Und wenn die Fans rund um den Kurs die Piloten sehen sollen, dann ist das richtig, aber bitte Mann für Mann, so wie das heute leider nur teilweise getan wird.

Her mit einer echten Weltmeisterschaft!
Wir wollen jetzt nicht über Baku abledern. Vielleicht wird Aserbaidschan zum Klassiker, so wie das Singapur geschafft hat. Aber ein Grosser Preis in Vorderasien als Grand Prix von Europa, also bitte. Lieber Jean Todt, lieber Bernie Ecclestone: Gebt uns doch endlich eine echte Formel-1-WM! Wir brauchen dazu nicht viel. Nur einen Lauf in Afrika (am liebsten im fabelhaften Kapstadt). Und wir brauchen die ganzen Klassiker. Ein Grosser Preis in Deutschland ist Pflicht, ebenso ein Grand Prix in Frankreich. Wir brauchen einen WM-Lauf in Kalifornien und nicht ein Rennen in der Wüste von Katar. Die Formel 1 muss ihr Traditionsgerüst aus klassischen Rennstrecken hüten wie einen Schatz.

Gesucht: Gegner für Mercedes-Benz
Wir ziehen den Hut davor, wie Mercedes-Benz in die Turbo-Ära geschritten ist. Sie haben die Hausaufgaben am besten gelöst, die logische Konsequenz ist diese Dominanz. Aber nun braucht die Formel 1 einen echten Gegner für die Silberpfeile. Am liebsten Ferrari. Warum? Weil kein Rennstall weltweit so viele Sympathien geniesst wie Ferrari. Die Formel 1 sollte ein Reglement begünstigen, das einen breiteren Wettbewerb erlaubt.

Ein Riegel der Gier
Wenn die Formel-1-Mehrheitsbesitzer der Investmentfirma CVC etwas weniger an Gewinnoptimierung, dafür etwas mehr an die Faszination ihres Produkts genken würden, wäre schon viel getan. Natürlich kann man über Bernie Ecclestone schimpfen, wie man will. Aber er hat einige GP-Teams in den letzten Jahren am Leben erhalten. Dennoch: Die Formel 1 braucht einen Preisgeldschlüssel, der es den weniger gut finanzierten Rennställen einfacher macht, zu überleben. Dazu müssten auch die Top-Teams etwas über den Rand ihrer Banksafes hinausdenken. Das hätte auch den schönen Nebeneffekt, dass einige Rennställe die besten Piloten wählen können und nicht jene Fahrer nehmen müssen, die den fettesten Geldkoffer mitbringen.

Exklusivität: Weniger ist mehr
Die Kosten im GP-Sport müssen runter und zwar schnell. Die Formel 1 braucht nicht die Schnapsidee dritter Autos, die regelmässig aus dem Schrank verstaubter Einfälle geholt wird, sie muss wieder so gestaltet werden, dass neue Teams hinzukommen können. Die Formel 1 braucht frisches Blut. Leider haben nicht alle die finanziellen Ressourcen und die Begeisterungsfähigkeit sowie den Geschäftssinn eines Gene Haas.

Wo bleibt die Frau?
Natürlich kann eine Frau Formel 1 fahren. Und irgendwo da draussen ist auch eine Frau, die WM-Punkte erobern und aufs Siegerpodest klettern kann. Wir müssten sie nur finden. Und dann brauchen wir jemanden, der die talentierten Damen gezielt fördert.

Audi und Porsche in der Formel 1
Natürlich wissen wir, dass man eine Firma nicht in die Formel 1 schreiben kann. Selbst wenn das mit Audi seit Jahren versucht wird. Der VW-Konzern hat 2015 ganz andere Probleme als sich mit einem sündhaft teuren GP-Engagement zu befassen. Aber die Formel 1 lebt eben nicht nur von den McLaren und Williams und Ferrari dieser Welt, sondern auch von den Werken. Zum Glück hat sich Renault zum Grand-Prix-Sport bekannt, ein wichtiges Signal. Weitere Werke sollten folgen.

Reglement entrümpeln
Wieso ist Fussball weltweit so erfolgreich? Weil die Fans die Grundsätze des Spiels leicht nachvollziehen können. Die Formel 1 ist ungefähr das Gegenteil davon. Selbst langjährige Fans scheitern beim Schritt in die Turbo-Ära an der Aufgabe, etwa das Strafenprozedere beim Eintauschen neuer Motorelement erklären zu können. Das sollten sie auch nicht müssen. Das Reglement muss verständlich sein und gehört entrümpelt.

Lasst mich allein, ich weiss, was ich tue!
Wie wohltuend keck war damals der legendäre Funkspruch von Kimi Räikkönen. Die Fans müssen die Rennfahrer wieder als Helden sehen. Und das wird so lange nicht passieren, als dass die Zuschauer den Eindruck haben: Der Pilot wird von seinen Ingenieuren durch ein Rennen gelotst. Die Fahrer sollen sich gefälligst in Eigenregie um ihre Aufgaben kümmern.

Boxenfunk offenlegen
Und wo wir gerade bei Funkgesprächen sind: Wir brauchen keine zensierten Nachrichten, sondern einen offenen Funkverkehr. Ein Piepser über einem Fluch? Was soll das? In jeder Strassenbahn ist saftigere Sprache zu hören als in einem Grand Prix. Emotionen gehören doch zum Sport. Die Welt wird schon nicht moralisch in den Abgrund gestürzt, wenn ein junger Mensch einen Rennfahrer poltern hört. Die Fans sollten grundsätzlich Zugang zu allen Funkfrequenzen der Rennställe erhalten. Auch wenn das den Teams nicht gefällt.

Fahrer, reisst Euch am Riemen!
Nein, lieber Sebastian Vettel, nein, lieber Lewis Hamilton, die Ideallinie führt nicht hinter einem Randstein durch. Wir wollen keine Rennfahrer sehen, die sich auf der Suche nach einigen Hundertsteln abseits der eigentlichen Strecke tummeln. Klar lässt sich die Zeit nicht zurückdrehen, wir werden zum Glück nie wieder gleich neben der Strecke Bäume stehen sehen. Aber die Piloten sollen gefälligst auf der Piste bleiben.

Mehr Kundenfreundlichkeit, bitte
Wir sind uns also einig darüber, dass wir hier letzlich im Unterhaltungsgeschäft und von der Gunst der Fans abhängig sind? Wieso macht man dann nicht mehr für das Zielpublikum? Die Besucher wünschen sich zahlbare GP-Eintrittskarten, mehr Zugang zu ihren Idolen, menschenwürdige Verhältnisse an den Strecken (angefangen bei so etwas Simplen wie Toiletten), ein Rahmenprogramm, das den Namen verdient, eine Formel 1, welche die sozialen Netzwerke nicht als Bedrohung einstuft.

Denn letztlich gilt: Nur wenn die Fans happy sind, bleibt der Supertanker Formel 1 auf Kurs.

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