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Trotz Skandal-Quali: Wieso in Bahrain noch einmal?

Von Mathias Brunner
Start zum Bahrain-GP 2015

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​SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: In Australien haben alle über die neue Ausscheidungs-Qualifikation geschimpft. Wieso wird in Bahrain nun erneut so gefahren?

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Rita Mayer aus Pirmasens wissen: «Nach der missglückten Quali von Melbourne haben doch alle Teamchefs geschimpft und, wie es hiess, einstimmig beschlossen, dass man schon in Bahrain wieder zum alten System zurückkehren wolle. Dann hiess es auf einmal: Nein, in Bahrain wird erneut nach dem Ausscheidungsverfahren vorgegangen. Ich verstehe nicht, was zu diesem Sinneswandel geführt hat.»

Grundsätzlich ist die Formel 1 über das eigene Entscheidungsprozedere gestolpert. Denn die Teamchefs können in Melbourne sagen oder beschliessen, was sie wollen, an der normalen Entscheidungskaskade ändert das nichts.

Generell gilt: Die Ideen der Strategiegruppe gehen an die Formel-1-Kommission. Die hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen.

Die Kommission besteht aus einem Vertreter von «Formula One Management» (also Bernie Ecclestone) sowie der FIA (üblicherweise der Präsident, also Jean Todt), aus Vertretern aller Rennställe, aus sechs Rennpromotern (drei aus Europa, drei aus Übersee), die von FOM aufgestellt werden, aus zwei Vertretern von Rennstrecken (eine aus Europa, eine aus Übersee), von den Teams ernannt, dazu aus Repräsentanten des Reifenherstellers (also Pirelli), der Motorenhersteller sowie der Sponsoren. Somit kamen wir auf ein Gremium von 24 Fachleuten.

Allerdings haben wir nicht eine Stimme pro Vertreter. Es gibt immer zwölf Team-Stimmen, ungeachtet dessen, ob wir nun zwölf Rennställe haben oder elf wie derzeit. Wenn von diesen elf eine interne Abstimmung zum Beispiel 6:5 ausgeht, so wird die restliche Stimme zur Mehrheit addiert (7:5). Wir kommen somit auf 25 Stimmen.

Formula One Management ist hier sehr machtvoll: Kein Rennpromoter würde es sich mit jener Firma verscherzen, welche die Rennen vergibt! Die FIA hingegen hat hier so gut wie nichts zu melden.

Ist in der Kommission ein Vorschlag gutgeheissen, geht der zum Abnicken an den so genannten Weltrat der FIA, gebildet aus Vertretern der Autoklubs aus aller Welt. Hier kann die FIA eine Idee blockieren. Das kommt zwar selten vor, ist aber möglich. Abgestimmt wird per E-mail (auch wenn im Reglement noch immer von «Fax-Abstimmung» die Rede ist).

Was nun die umstrittene Australien-Quali angeht: Ja, in Bahrain war der überwiegende Teil des Formel-1-Fahrerlagers davon überzeugt – so geht es nicht. Aber schon im ersten Entscheidungsgremium (Strategiegruppe) war dann nach der ersten Entrüstung fertig mit der Einstimmigkeit. Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone fand, man solle dem System nochmals eine Chance geben, FIA-Präsident Jean Todt wollte nicht das Gesicht verlieren, wenn ein neues Training eingeführt und dann gleich wieder abgeschafft wird, daher wollte er auch von einer Hybridlösung nichts wissen (Quali 1 und Quali 2 als Eliminationsprozess, Quali 2 nach 2015er Verfahren), bei den Rennställen gab es Wankelmut. McLaren und Red Bull Racing etwa wollten ebenfalls nichts von einer Mischlösung wissen, Force India und Williams waren dafür, der neuen Quali nochmals eine Chance zu geben.

Im Sportreglement ist verankert: Abgesehen von Änderungen, was die Sicherheit betrifft, muss unter den Rennställen Einigkeit herrschen, wenn an den Regeln herumgedoktert werden soll.
Bernie Ecclestone: «Wir schauen nun mal, was in Bahrain passiert. Dann werden wir entscheiden, wie wir in Sachen Abschlusstraining weiter vorgehen.»

Bahrain: So wird gefahren

Quali-Segment 1 dauert 16 Minuten. Nach sieben Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach wird alle 90 Sekunden – bis zum Ende von Q1 – der jeweils langsamste Fahrer aus dem Feld genommen. Insgesamt scheiden also sieben Fahrer aus, 15 Fahrer kommen weiter ins zweite Quali.

Quali-Teil 2 dauert 15 Minuten. Nach sechs Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach ist alle 90 Sekunden ein weiterer Fahrer fällig. Insgesamt fallen auch hier sieben Fahrer durch den Rost, acht Fahrer erreichen Q3.

Quali 3 dauert nur noch 14 Minuten. Nach fünf Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach scheidet erneut alle 90 Sekunden ein weiterer Fahrer aus. Nur noch zwei Piloten kämpfen in den letzten 90 Sekunden um die Pole-Position. So jedenfalls die Theorie, denn in Australien haben wir gesehen, dass es in der Praxis ganz anders kommen kann.

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