Sebastian Vettel zu Quali: «Jetzt sind wir im Zirkus»

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel: «In der Formel 1 sollte es um Racing gehen»

Sebastian Vettel: «In der Formel 1 sollte es um Racing gehen»

Fans und Fachleute sind fassungslos über die neue Schnapsidee von FIA-Chef Jean Todt und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone: Eine Quali mit zusammengezählten Zeiten.

Der unterhaltsame Bahrain-GP war ein wenig wie ein Kinobesuch: Wir haben uns königlich amüsiert und die knapp zwei Stunden in vollen Zügen genossen, aber dann treten wir alle zurück in die Realität. Und dort sind die Probleme inzwischen nicht verschwunden, und einer der grossen Aufreger der Formel 1 bleibt das Gemurkse um die Qualifikation.

Fans und Fachleute regen sich auf, wie FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone kampfhaft versuchen, einen anderen Ablauf des Abschlusstrainings zu erzwingen.

Bei der Sitzung vor dem Bahrain-GP machten die beiden mächtigsten Männer im Motorsport den elf Teamchefs (oder ihren Stellvertretern) gleich mal klar: Eine Rückkehr zum 2015er-Quali-System, das was die Teams und auch rund drei Viertel der Fans wollen, das wird es nicht geben.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff lässt sich den Mund nicht verbieten und hält glasklar fest: «Das ist kein Tritt in den Magen, sondern das trifft ein wenig weiter unten! Ich bin auch Rennfan, ich bin auch Purist, und die Fans hatten eigentlich klar gemacht nach Australien, was sie in Zukunft sehen wollten. Die Teamchefs hatten ihren Standpunkt ebenfalls klar gemacht. Aber weil es halt andere Interessen gibt, scheinen wir das nicht auf den Punkt bringen zu können. Das ist sehr enttäuschend.»

Am kommenden Donnerstag (7. April) werden die Teamchefs vor eine simple Wahl gestellt, die vielen vorkommen muss eine Entscheidung zwischen Pest oder Cholera:

Quali-System wie bisher

Will heissen das unbeliebte Ausscheidungs-Quali, wie es in Melbourne und in der Wüste von Sakhir gefahren worden ist. Möglicherweise ein wenig abgeändert durch einen zusätzlichen Satz Pirelli-Reifen – den freilich die Rennställe bezahlen müssen.

Addierungs-Quali neu

Die jeweils zwei besten Zeiten der Fahrer werden addiert, und zwar in allen drei Quali-Segmenten. Ein System mit addierten Zeiten hatten wir vor elf Jahren schon einmal. Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: 2005 wurde letztmals ein Quali-System innerhalb einer Formel-1-Saison geändert – indem wir die addierten Zeiten über Bord warfen!

Es kommt noch schlimmer: Früher gab es ein Einzelzeitfahren, da war es überschaubar, die Zeiten der einzelnen Piloten zusammenzurechnen. Wie soll das in einem Quali 1 gehen, wenn alle 22 Fahrer auf der Bahn sind? Hat sich jemand bei der FIA schon mal Gedanken darüber gemacht, wie ein Fan auf der Tribüne das Geschehen verfolgen und nachvollziehen soll?

Zur DNA der Formel 1 gehört, dass der schnellste Mann belohnt werden soll. Aber zusammengezählte Zeiten belohnen Konstanz, nicht Speed. Bahrain ist das beste Beispiel: Lewis Hamilton fuhr zuletzt eine brillante Runde und damit zur Pole. Beim ersten Einsatz jedoch patzte der Brite, hätten wir an diesem Wochenende schon zusammengezählte Zeiten gehabt, hätte Nico Rosberg auf Pole gestanden! Und Sebastian Vettel wäre im Ferrari ebenfalls vor Hamilton ins Rennen gegangen.

Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo: «Ich verstehe das Ganze nicht. Im Qualifying sollte es doch um eine einzelne, möglichst perfekte Runde gehen. Wenn wir anfangen, Zeiten zusammen zu zählen, dann klingt das für mich ein wenig nach Langstreckensport. Darauf bin ich nicht scharf.»

Jenson Button findet: «Alles ist besser als das, was wir heute haben. Selbst wenn wir einführen müssten, dass die Fahrer auf ihrer Runde ein Auge zukneifen müssen, wäre das noch besser.»

Lewis Hamilton: «Die kommen mit allen möglichen Vorschlägen daher. Wenn du vieles auf den Tisch bringst, dann ist das meiste davon nicht zu gebrauchen. Aber vielleicht finden wir auch eine vernünftige Idee.»

Ferrari-Star Sebastian Vettel bleibt da nur noch Spott übrig: «Jetzt sind wir wirklich im Zirkus. Das ist vielleicht eine gute Idee, wenn die Pole nach dem Zufallsprinzip vergeben werden soll. Aber in der Formel 1 sollte es um Racing gehen. Nein, diese Idee ist schei...»

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