Neuer Promoter in letzter Minute – IDM 2017 gerettet?

Von Günther Wiesinger
IDM-Paddock in Schleiz: Was wird jetzt aus dieser Serie?

IDM-Paddock in Schleiz: Was wird jetzt aus dieser Serie?

Diese Woche soll ein neuer sportlicher Ausrichter für die Internationale Deutsche Motorrad Meisterschaft (IDM) vorgestellt werden. Aber viele Insider sehen IDM längst am Totenbett.

Der Sturm der Entrüstung im Zusammenhang mit diversen grotesken Begebenheiten im Umfeld des Deutschen Motor Sport Bunds (DMSB) nimmt kein Ende. Der Hut brennt an allen Ecken und Enden – in der IDM, in der Rallye-Szene, bei der VLN, bei illegalen Lizenzgebühren bei Motorrad-WM-Piloten, bei merkwürdigen Baldgeld-Eskapaden, selbst das Überleben der sündteuren und immer unpopulärer werdenden DTM nach der Saison 2017 steht in den Sternen.

Die VW-Gruppe hat sich nach dem «Diesel Gate»-Skandal mit VW bereits aus der Rallye-WM zurückgezogen, mit Audi aus der Sportwagen-WM-Szene, der Audi-Ausstieg aus der DTM nach 2017 ist der nächste logische Schritt.

In der IDM bietet sich bereits längst ein trostloses Bild. Zwei Monate vor dem geplanten Beginn der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft (IDM) steht offiziell noch kein Promoter fest.

Die bisherigen Promoter MotorEvents (Sepp Meier, Sepp Hofmann, Bert Poensgen) hätten zwar gern zumindest die Rolle des sportlichen Ausrichters weitergeführt und das finanzielle Risiko dem DMSB und dem IVM aufgebürdet, aber die Herrschaften von MotorEvents sind für den Verband ein rotes Tuch.

Kein Wunder: Bert Poensegen hatte bei seiner Abschiedsrede beim IDM-Finale in Hockenheim 2016 von «mafiösen Strukturen zwischen ADAC und DMSB» gesprochen.

Aber seit der Motorrad-Messe in Dortmund pfeifen längst die Spatzen von den Dächern, woher 2017 der IDM-Wind wehen wird.

Der IVM (Industrieverband Motorrad) hat als Bezahlmeister der ganzen Chose das «Motorrad Action Team» an Bord geholt.

Dieses Unternehmen hat sich bisher in erster Linie als Motorradreise-Veranstalter (zum Beispiel in die Toskana, in den Süden Chinas, Snowmobiltour durch Lappland) sowie als Veranstalter von Motorrad-Trainings und Supermoto-Wochenenden in Hockenheim hervorgetan.

Mit der Aufgabe, Deutschland populärste Motorradrennserie als sportlicher Ausrichter abzuwickeln, stößt das Action-Team in ganz neue Bereiche der Organisation und Promotion vor, wenn der Deal tatsächlich zustande kommt.

Eine Liebesheirat sieht anders aus; der neue Partner der IVM wirkt eher wie das letzte Aufgebot. Nachdem der bisherige IDM-Promoter MotorEvents den Vertrag nach vier Jahren im Juni 2016 frühzeitig gekündigt hat, wurde fast neun Monate kein Nachfolger gefunden.

Denn langsam lief die Zeit davon. Selbst DMV-Präsident Wilhelm A. Weidlich zeigte sich letzte Woche noch skeptisch, was die Durchführung der IDM 2017 betraf.

Ein sorgenvoller IDM-Insider sieht die herunter gewirtschaftete Rennserie ernsthaft bedroht. «Acht Wochen vor dem ersten Termin noch KEINERLEI Infos zu den Gebühren, zur Anzahl an Rennen, zu den final teilnehmenden Klassen, die STK600 und SSP300 dürften wohl allein am Interesse scheitern, keine Internetpräsenz, keine Werbung, kein Ticketverkauf, keine Presseinfos oder Ansprechpartner, zum Beispiel auch für Akkreditierungen», schrieb uns ein besorgter SPEEDWEEK.com-Leser.

Und weiter: «Die IDM 2017 ist tot, selbst wenn sie die kastrierte SBK-Klasse noch irgendwie hinbekommen, die dann als 'Rahmenprogramm' für vier Marken-Cups herhalten darf, von denen drei übrigens gefüllte Fahrerfelder, feste Preisinfos und die beiden Suzuki-Cups sogar die Zusage von je zwei Rennen pro Weekend haben! Es erinnert eher an einen Albtraum, was da mit der IDM – nach zwei durchaus erfolgreichen und Hoffnung erweckenden Jahren – gerade gemacht wird.»

Sepp Meier von MotorEvents blickt der Zukunft der IDM gelassen entgegen. «Die werden das Kind schon schaukeln», meint er mit einem Anflug von Zynismus.

Kann ein neuer sportlicher Ausrichter so eine internationale Rennserie mit allem Drum und Dran innerhalb von zwei Monaten professionell aufgleisen? Sepp Meier lakonisch: «Das kommt darauf an, wie schnell die sind.»

Da die MotorEvents-Eigentümer gleichzeitig alsLausitzing-Betreiber fungieren, fanden dort in den letzten Jahren oft zwei IDM-Events und das offizielle IDM-Frühjahrstraining statt. Damit ist es jetzt vorbei.

Bisher steht kein IDM-Rennen auf dem Eurospeedway auf dem Kalender, aber es werden Gespräche geführt, um zumindest die IDM Superbike dort auftreten zu lassen – im Rahmen der SBK im August.

Der DMSB verliert immer mehr an Einfluss auf die IDM. Der mächtige DMSB-Trägerverband ADAC hat mit der IDM sowieso schon eine Art von Kindesweglegung betrieben und diese Serie weitgehend im Stich gelassen. Der ADAC führt lieber europaweit den «Northern Europe Cup» durch, der vom Siechtum befallen ist und von etlichen Fahrern bevölkert wird, die für alle anderen Serien zu langsam sind.

Viele Beteiligte forderten deshalb in den letzten Wochen eine Abspaltung der IDM vom DMSB, wie es in Großbritannien mit der «British Superbike Championship» (BSB) erfolgreich vorexerziert wird. Dort wird die Motorrad-Meisterschaft längst unabhängig von dem veralteten Landesverband ACU veranstaltet.

Sogar in der Schweiz wurde die Motorrad-Straßenmeisterschaft jahrelang dank der privaten Intiative des Racing-for-Fun-Veranstalters Erwin Plüss am Leben erhalten.

«Mit großem Interesse verfolge ich die Ausführungen von SPEEDWEEK.com über den DMSB», erklärte Plüss. «Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Ähnliche Gründe bewegten mich, meine Aufgabe in der Schweizer Meisterschaft aufzugeben. Das wird wohl die Masche der Verbände sein. Danke, dass ihr da dran seid. Ich habe die Schweizer Meisterschaft von 1997 bis 2005 in Eigenregie und unter meinem Risiko durchgeführt. Ich musste mich aber immer an die FMS-Regeln halten. Das Technik-Reglement wurde von der FMS geregelt. Ihre Funktionäre haben immer und überall unqualifiziert dreingeredet. Immerhin: Die Rennleitung unterstand meiner Verantwortung.»

Der provisorische IDM-Terminkalender 2017

12.05. – 14.05. Nürburgring
06.07. – 09.07. Zolder/Belgien
28.07. – 30.07. Schleizer Dreieck
11.08. – 13.08. Assen/Niederlande
18.08. – 20.08. EurospeedwayLausitzring* (nur IDM Superbike)
01.09. – 03.09. Oschersleben
29.09. – 01.10. Hockenheimring (Saisonfinale)

Der Lausitzring-Termin (2. Juli) wurde gestrichen.
* Der Termin am 20. Augst wäre im Rahmen der Superbike-WM. Es besteht noch keine fixe Vereinbarung. Es würde nur die IDM Superbike ins Programm kommen – wenn es die Dorna erlaubt. 

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