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In kleinen Schritten vorwärts: IDM STK am Nürburgring

Kolumne von Daniela Weingartner
Im zweiten Lauf der IDM geht es weiter mit Erfahrung sammeln. Vor allem beim Fahrwerks-Set-up gab es ein Aha-Erlebnis.

Nach dem ersten anstrengenden IDM Einsatz am Lausitzring blieben uns nur drei Tage Zeit zur Regeneration, bis es zum nächsten Lauf der IDM ging. Dieses Mal sollte uns der Nürburgring als Bühne dienen. Letztes Jahr durfte ich diesen Ring bereits kurz im Rahmen eines Langstreckenrennens kennenlernen und war schwer beeindruckt. Beeindruckt von den unzähligen Gaskranken aus aller Herren Länder, welche ebenso "Fast and the Furious - Edition Germany" inszenieren könnten, als auch von den ausladenden Prachtbauten, welche die Zufahrt zum Paddock säumten.

Während mein Team HPC Power Suzuki dieses Mal die kürzere Anreise hatte, machte ich mich Donnerstagmittag zusammen mit Motivationscoach TTT, Terrorterrier Tinka, auf den Weg von München zum Nürburgring. Die Fahrt gestaltete sich Gott sei Dank ereignislos und so fanden wir uns nach sechs Stunden im Fahrerlager wieder. Dort wartete gleich die erste Überraschung, da mein Team mit dem Transporter angereist ist, statt mit dem LKW, denn der sollte erst am nächsten Tag gegen Vormittag kommen. Es war nicht möglich, am Vatertag einen LKW-Fahrer aufzutreiben, der sich den feierlichen Zeremonien zu diesem Fest entziehen konnte. In Nordhorn werden Traditionen anscheinend groß geschrieben.

Aufgrund dessen, dass uns das exzellente Suzuki-Catering an diesem Wochenende nicht bekochen konnte, verköstigte uns Grillmeister Joachim Hertrampf nach der Ankunft vorzüglich mit Nordhorner Spezialitäten. Den restlichen Abend nutze ich, um mit Tinka die Ideallinie auf der Strecke abzulaufen. Dies stellte sich als gute Idee heraus, denn ich wäre im ersten Turn sonst mit hundertprozentiger Sicherheit statt auf die IDM-Kurzanbindung nach rechts, alternativ nach links in den Reifenstapel abgebogen.

Aufgrund des schmerzlich vermissten LKW musste ich in dieser sehr kalten Nacht mit einem anderen Schlafplatz vorliebnehmen. Solltet ihr irgendwann mal im Paddock schlafen müssen, kann ich nur raten, sich auf eine große Party einzustellen oder bei zu suchendem Schlaf sich weit weg vom R6-Cup zu platzieren. Wow, Jungs, ihr könnt echt lange und ausgiebig feiern.

So unausgeschlafen wie man nach solch einer Nacht nur sein kann, warteten am Freitag neben traumhaftem Wetter drei Trainingsturns in der IDM Superstock 600 auf uns. Im ersten Turn bin ich mal ein wenig unbeholfen durch die Gegend gerollt, musste schließlich mal schauen, wo es da rum geht, während die anderen Fahrer bereits schon Bestzeiten in den Asphalt brannten.

Nach der Motocrossstrecke Lausitzring war es ein Traum, auf diesem flüssigen Kurs zu fahren, auch wenn die Kurzanbindung dem Nürburgring viel von seiner Charakteristik raubt. In den folgenden Turns arbeitete ich verstärkt an der Linie, den Bremspunkten und daran, den Hatzenbach im 6. Gang mit Vollgas zu durchfahren. Da wird einem doch ganz anders, wenn man mit über 200 km/h mit dem Knie innen an die Kerbs kommt.

Auch am Fahrwerk führten wir Veränderungen durch, was im Team zu erbitterten Fahrwerkskämpfen führte. Zwei Welten prallten in diesem Fall aufeinander, die Erfahrungen mit der Suzuki und meine Passion für weichere Fahrwerke. Aber jedes Fahrwerk passt nun mal nicht zu jedem Fahrer, weshalb wir uns schlußendlich entschlossen, an diesem Wochenende mehr in die weichere Richtung zu gehen. Dies führte dazu, dass ich mich in jedem Turn wohler gefühlt habe und den Trainingstag sinnvoll nutzen konnte.

Am Samstag standen zwei Qualifyings und unser erstes Rennen auf dem Programm. Ich wußte, dass ich mich noch erheblich steigern musste und so versuchte ich, überall wo möglich, noch Zeit gut zu machen. Ein Punkt davon war, im Hatzenbach keinen HangOff mehr zu machen, da der Luftwiderstand zu stark bremst. Wir führten den am Vortag begonnen Prozess fort und versuchten, das Fahrwerk noch mehr auf meine Bedürfnisse einzustellen. Die Qualifikation hatte ich geschafft und habe dahingehend einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht, da mein Zeitunterschied zu den anderen Fahrern nicht mehr so groß wie am Lausitzring war.

Auf der Strecke konnte ich länger an den anderen Fahrern dran bleiben und lernte hierdurch sehr viel mehr, da mich diese mitzogen. Fürs Rennen entschieden wir uns, keine neuen Reifen zu verwenden. Wieder startete ich von hinten und war sehr nervös, besonders da mir die erste Kurve für 20 Supersportler sehr eng erschien. Als die Ampel ausging, legte ich so einen guten Start hin, dass ich sogar an der Reihe vor mir vorbeizog. Wieder ging ich vom Gas, um nicht in eine Kollision in Kurve 1 zu gelangen, denn ich dachte mir, wenn mein Rennen nur bis zur ersten Kurve geht, habe ich schließlich auch nichts gewonnen.

Ich versuchte, den Speed mitzugehen, verlor jedoch immer weiter zu den anderen Fahrern. Wie immer, wurde ich zum Schluß des Rennens schneller und konnte in meiner letzten Runde meine beste Zeit verbuchen. Wenn ich es irgendwann mal schaffe, in der ersten Runde bereits so zu fahren, wie in meiner letzten, dann wäre ich schon einen großen Schritt weiter. Nichtsdestotrotz konnte ich drei Punkte in der Superstock 600 für mich verbuchen und war glücklich, die Suzuki kontrollierter im Grenzbereich bewegen zu können, was mir mehr Selbstvertrauen gab.

Sonntag stand das zweite Rennen auf dem Programm und wir entschieden uns kurz vorm Rennen, noch eine Geometrieänderung durchzuführen. Dies beinhaltete ein gewisses Risiko, da dies auch nach hinten losgehen konnte. Aber, hey, was hab ich zu verlieren, also los gehts. Wir stellten die Suzuki steiler und schon in der Einführungsrunde wußte ich, dass es die richtige Entscheidung war. Voller Zuversicht stellte ich mich an meinen Startplatz und startete wieder einmal sehr gut. Also starten kann ich wirklich klasse mit der Suzuki. Mit der neuen Fahrwerksgeometrie fühlte ich mich besser, weshalb ich im Schnitt ein, zwei Sekunden pro Runde schneller fahren konnte als noch am Vortag und so erst relativ spät im Rennen überrundet wurde.

Zumindest sah ich die anderen Fahrer der Superstock 600 nun mal länger als nur eine Kurve und konnte teilweise bei einigen Passagen sogar mitfahren. Meine beste Runde war wieder einmal die letzte und ich konnte eine 1.36,4 auf meinem Zeitkonto verbuchen, was zwei weitere Punkte in der Superstock600 für mich bedeutete.

Ich bedanke mich bei meinem Team HPC Power Suzuki, welches mich auch an diesem Wochenende in vollem Umfang unterstützt hat. Desweiteren bei meinem Fahrwerksmann Herbert Strassmaier aus Bad Aibling, welcher mir auch bei der Suzuki wertvolle Tipps und Ratschläge geben konnte und mit dessen Hilfe ich das Fahrwerk auf meine Bedürfnisse einstellen konnte. Vielen Dank Herbert. Mein Dank geht ebenfalls an alle Fans, welche ich auf den Nürburgring kennenlernen durfte.

Da der nächste Lauf der IDM Superstock 600 erst am 08.-10.07. in Zolder stattfindet, habe ich mich entschlossen, ebenfalls in der FIM Alpe Adria Road Racing Championship in der Klasse Superstock 600 zu starten, um weiterhin im Training zu bleiben.

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