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Übernahme: Rajiv Bajaj über Gier und KTM-Verwaltung

Von Bernhard M. Höhne
Rajiv Bajaj

Rajiv Bajaj

Am 23. Oktober gab Pierer Mobility die Bestätigung der Kommission für die Übernahme der KTM AG durch Bajaj bekannt. Im Vorfeld ist Rajiv Bajaj mit Kritik an der Ex-Führung und Plänen für Verschlankung aufgefallen.

Zum Abschluss des Sanierungsverfahrens der Ende 2024 in die Zahlungsunfähigkeit geschlitterten KTM AG wurde Ende Mai 2025 offiziell, was bereits im Vorfeld gemunkelt wurde: Dass der bisherige Minderheitsaktionär und Produktionspartner Bajaj Auto den Mattighofenern die erforderlichen Mittel zur Rückzahlung der Schuldentilgungsquote, nach einem Schnitt noch 30% der ursprünglichen rund 1,6 Milliarden Euro, zur Verfügung stellen würde. Der Löwenanteil, nämlich 566 Millionen Euro, wurde von Bajaj im Rahmen einer sogenannten Call-Option bereitgestellt – eines Kredits, der später in Anteile gewandelt werden sollte. Zusätzlich finanzierte der Motorradgigant in monatlichen Tranchen den laufenden Betrieb bis August. Insgesamt rund 800 Millionen Euro sollen dabei geflossen sein. Damit war nahezu sicher, dass die Inder die Kontrolle beim österreichischen Motorradhersteller übernehmen würden. Die Frage war nur: wann?

Dieser Schritt hätte spätestens bis Ende Mai 2026 vollzogen werden müssen, nun kommt es offenbar schon jetzt dazu. Rajiv Bajaj hatte kürzlich in einem Interview November als Zieldatum genannt. In einer Ad-Hoc-Mitteilung gab Pierer Mobility, die Muttergesellschaft der KTM AG, am Abend des 23. Oktobers bekannt, dass die österreichische Übernahmekommission «das Sanierungsprivileg durch Bajaj für den Kontrollerwerb» bei den Innviertlern «bestätigt». Auf deutsch: Der Weg ist frei für die Inder, das Aktienpaket, das Bajaj die Kontrolle bei den Mattighofenern ermöglicht, zu übernehmen. Ein offizielles Übernahmeangebot ist dafür nicht nötig. Dabei handelt es sich um den letzten wichtigen Schritt vor der endgültigen Übernahme der Österreicher. Der Bajaj-Boss hatte im indischen Fernsehen bereits bestätigt, dass alle weiteren Genehmigungen bereits länger vorliegen.

Die Inder wollen damit «raus aus der Beobachterrolle, um das Kommando zu übernehmen» – Bajaj Automotive werde nach der Übernahme mit 76 Prozent etwa den Anteil an KTM-Mutter Pierer Mobility halten, den zuvor Ex-CEO Stefan Pierer über seine Pierer Industrie AG hatte, und damit die klare Mehrheit der Aktienanteile stellen. Im Zuge des vor einigen Tagen ausgestrahlten Interviews, in dem der Bajaj-Chef die endgültige Übernahme vorwegnahm, teilte der 58-Jährige kräftig gegen das ehemalige Management der Österreicher aus: «Ich habe in meiner Laufbahn gelernt, dass Gier die häufigste Ursache für den Absturz eines Unternehmens ist. Das hat sich bei KTM wieder bestätigt. Der Großteil der Branche war schockiert, wie schnell sich dieser Absturz entwickelt hat!»

Bajaj brachte dies in Verbindung mit der bereits bekannten Überproduktion, die sich laut Aussagen von KTM-Neu-CEO Gottfried Neumeister in einem Interview mit dem Motorradjournalisten Adam Child für das Magazin Cycle World bereits im Jahr 2022 ankündigte. Zudem wurde die vom ehemaligen Management der Österreicher forcierte Expansion im Fahrradgeschäft vom Inder gebrandmarkt: Ohne Synergien mit dem restlichen Modellprogramm von KTM realisieren zu können, sei der Einstieg in dieses Marktumfeld «unverantwortlich» gewesen, er selbst habe nichts dagegen ausrichten können: «Wir waren Teil dessen, was schiefgelaufen ist. Aber in unserer Rolle als Minderheitspartner konnten wir es nicht verhindern.» Die Arbeitsweise des ehemaligen KTM-Managements um Stefan Pierer wurde von Bajaj harsch kritisiert, gleichwohl: «99 Prozent der Mitarbeiter bei KTM konnten nichts für die entstandenen Probleme. Das waren die Fehler des Top-Managements und eben diese Fehler sind der Grund, weshalb der Großteil dieser Leute heute nicht mehr für KTM arbeitet.»

Im Folgenden ließ Bajaj durchblicken, dass es in der Führung der Mattighofener auf absehbare Zeit keine großen Fluktuationen geben dürfte: «Mittlerweile ist ein wunderbares Team am Ruder, eine gute Mischung aus alten und neuen Leuten. Ich habe volles Vertrauen in ihre Fähigkeiten.»

Eine der wichtigsten anstehenden Aufgaben dieses Führungsteams sei nun, die Zuliefererkette für die KTM AG kostengünstiger aufzustellen. Ein signifikanter Kostenpunkt seien zudem administrative Kosten durch Marketing, Entwicklung, im Motorsport und der Verwaltung. In diesen Bereichen seien die Kosten 50 Prozent zu hoch.

Sollte Produktionsvolumen des Motorradherstellers verlagert werden, solle dies die verbleibenden 1000 Mitarbeiter in der Produktion in Mattighofen nicht nennenswert betreffen. Die Aussage wird kurze Zeit nach der Meldung publik, dass die Produktion der zu KTM gehörenden Marke GASGAS von Spanien nach Mattighofen verlegt wird.

Jedoch müsse die Verwaltung im Innviertel reduziert werden, so die verkürzte Darstellung des Bald-Chefs in Mattighofen. Dies solle zu Einsparungen im Bereich von 300 Millionen Euro führen. Im Zuge dessen müsse man sich den wichtigsten Aufgaben widmen, um das Vertrauen in die Marke KTM wiederherzustellen: Mit erhöhter Kundenzufriedenheit und guten Produkten. Wie sich dies unter einen Hut bringen lassen kann, dazu gibt es im genannten Interview keine Aussage.


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