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GP-Sport: Brauchen die Fahrer eine Vereinigung?

Von Günther Wiesinger
Dominique Aegerter

Dominique Aegerter

In den letzten Jahren mehrten sich im GP-Sport die Fälle, in denen Fahrer ohne Angabe von Gründen ausgewechselt wurden. Aber die Piloten haben keine Gewerkschaft.

Im Motorrad-GP-Sport verfügen fast alle Beteiligten über eine Interessensvertretung. Die Teams mit der International Road Racing Teams Association (IRTA), die Hersteller mit der Motorcycle Sport Manufacturers Association (MSMA).

Auf die Fahrer sollte zwar der Weltverband FIM Rücksicht nehmen, es gibt zumindest einen Safety Officer und eine Safety Commission.

Aber eine echte Interessensvertretung existiert bei den Fahrern nicht, während in der Formel 1 die Grand Prix Drivers Association (GPDA) existiert, die mitunter gegen die Teams und Werke sowie gegen die FIA auf die Barrikaden steigt.

In den letzten Jahren führte diese Situation zu unerfreulichen Ereignissen, deshalb befürworten heute einige GP-Fahrer wie zum Beispiel Bradly Smith die Gründung einer Fahrergewerkschaft.
Aber es findet sich niemand, der die Initiative ergreift.

So regte sich zum Beispiel Ende September Dominique Aegerter zu Recht auf, als ihn das Schweizer CarXpert Interwetten-Team ohne Angabe von Gründen für die letzten vier Saisonrennen suspendierte und durch den namenlosen Spanier Iker Lecuona ersetzte.

Was hatte sich Aegerter zuschulden kommen lassen? Er hatte sich überraschend für 2017 dem Kiefer Racing-Team zugewandt.

Bei der Teamvereinigung IRTA erzählten die CarXpert-Teamverantwortlichen, Aegerter habe die Truppe trotz einer mündlichen Zusage im Stich gelassen. Aegerter selbst wurde nicht angehört.

Er ist ja nur ein GP-Fahrer – und er hatte im Gegensatz zu seinem Team keinen Vertrag gebrochen. Aegerter: «Wenn die Teams alle Fahrer entlassen würden, die nach der Saison weggehen, würde die Hälfte der Teams während der Saison ohne Fahrer dastehen.»

Und die angebliche mündliche Vereinbarung sah laut Aegerter so aus: «Ich hatte nach dem Aragón-GP ein Meeting mit dem Team. Man sagte mir zu meiner Überraschung, dass ich 2017 keine Suter fahren könne, sondern bei Kalex bleiben müsse. Ich stand entrüstet auf und lief zur Tür hinaus. Man rief mir nach, ob ich 2017 trotzdem beim Team bleiben würde. Ich entgegnete nur: Mir wird nichts anderes übrig bleiben.»

Diese zornige und achtlos hingeworfene Bemerkung wurde im CarXpert-Team als mündliche Zusage interpretiert.

Aber Aegerter ist kein Einzelfall.

Nur kümmern sich die Fahrer in der Regel nicht um die Sorgen der anderen Berufskollegen.

Im Sommer 2015 wurde zuerst Isaac Viñales bei LaGlisse-KTM entlassen, weil das finanzschwache Team einen Bezahlfahrer brauchte. So kam dort Lorenzo Dalla Porta an Bord.

Viñales wurde nie eine Begründung für seine fristlose Entlassung geliefert. Auf diese wartete auch Niklas Ajo vergebens, der wenig später bei RBA-KTM für den Spanier Platz machen musste – und dann seine Karriere beenden musste.

Anthony West wurde dann im September 2015 bei QMMF entlassen – auch ohne Angabe von Gründen.

Stefan Bradl wunderte sich im Sommer des Jahres 2015, warum er beim Forward-Team eine Freigabe für den Aprilia-Deal brauchte, obwohl der Teambesitzer im Gefängnis saß und niemand wusste, ob das Team jemals wieder ein Rennen bestreiten würde – und überall über unbezahlte Rechnungen diskutiert wurde. Im normalen Berufsleben brauche ich bei einem Wechsel des Arbeitsplatzes keine schriftliche Freigabe, wenn der Chef im Knast sitzt und vielfach vertragsbrüchig geworden ist und sowie niemand in der Firma über die nötigen Vollmachten für die Freigabe verfügt und gleichzeitig auf freiem Fuss ist.

Die Methode mit den Fahrerentlassungen setzte sich 2016 munter fort. Karel Hanika musste im Frühjahr 2016 beim Platinum Bay Real Estate-Mahindra-Team seinen Platz räumen für Marcos Ramirez, dann Alexis Masbou seinen Platz bei Saxoprint Peugeot. Beim Spielberg-GP 2016 musste KTM-Pilot Romano Fenati als WM-Dritter im SKY VR46-Team über die Klinge springen.

«Ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich solche Geschichten höre», versicherte Bradley Smith. «Romano Fenati konnte man wenig vorwerfen, er war WM-Dritter. Und zu gewissen Meinungsverschiedenheiten kann es in jedem Team im Laufe der Zeit kommen. Fenati konnte dann in der zweiten Saisonhälfte kein einziges Rennen mehr fahren...»

Teambesitzer Aki Ajo, in den Klassen Moto3 und Moto2 in diesem Jahr mit Brad Binder und Johann Zarco Weltmeister geworden, wundert sich über seine Kollegen. «Ich habe in 20 Jahren noch nie einen Fahrer mitten in der Saison entlassen. Wenn wir von den Fahrern verlangen, dass sie ihre Verträge respektieren, dann sollten wir als Teamchefs mit gutem Beispiel vorangehen.»

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