Matthias Meggle: Vor WM müssen EM-Resultate stimmen

Von Esther Babel
Teenager Matthias Meggle aus dem Allgäu ist in diesem Jahr in der Nachwuchsabteilung des Teams Dynavolt Inctact in der Moto2-EM am Start. Bevor er an den WM-Einstieg denkt, muss die Leistung passen.

Seit Philipp Öttl 2013 kam kein Deutscher mehr in den Grand-Prix-Sport und blieb. Florian Alt, Toni Finsterbusch und Luca Grünwald sind ebenso gescheitert, wie vorher Luca Amato und andere. Auch Stefan Bradl und Jonas Folger sind keine Stammfahrer mehr. Sandro Cortese ist weg, Domi Aegerter nach 2018 eventuell auch. Randy Krummenacher, Robin Mulhauser, Jesko Raffin ebenfalls. Es ist schlecht bestellt um den Nachwuchs aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Matthias Meggle bekam Motorradsport praktisch in die Wiege gelegt. Vater Thomas nahm früher an Speedway-Rennen teil und eröffnete später ein Motorradgeschäft. Als Matthias sechs Jahre alt war, begann er mit einem Kinder-Quad durch den häuslichen Garten zu pflügen. Über Mini-Bike, ADAC Junior Cup und IDM Moto3 landete er im Red Bull Rookies Cup, im ADAC Northern Europe Cup und jetzt in der Moto2-EM.

2015 saß Meggle erstmals auf einer Moto3-Rennmaschine und holte kurze Zeit später beim IDM-Lauf in Schleiz seinen ersten Sieg. Im Lauf des Jahres, das Meggle im Team von Carsten und Michael Freudenberg und als Teamkollege von Tom Georgi absolvierte, gewann er ein weiteres Rennen in der Moto3-Standard-Kategorie. Am Ende holte er den Vizemeistertitel. Meister wurde damals in der Standard-Wertung Tim Georgi. Meister der Moto3-GP-Wertung wurde mit Jonas Geitner ebenfalls ein Freudenberg-Pilot. Geitner hat seit diesem Jahr den Motorrad-Rennsport wegen dauerhaftem Geldmangel aufgegeben. «Ich habe meine Meisterschule abgeschlossen», berichtete Geitner, von Beruf Schreiner, im Frühjahr diesen Jahres. «Die finanziellen Mittel haben für ein weiteres Jahr nicht gereicht. Und meinen Papa wollte ich jetzt nicht weiter belasten. Er hat schon genug Geld in den Sport gesteckt.»

Für Matthias Meggle ging die Fahrt derweil weiter. Mit dem neu gegründeten Dynavolt Intact GP Junior Team nahm er 2016 in der Moto3 Standard-Klasse des ADAC Northern Europe Cups und am Red Bull Rookies Cup teil. Dort gab es sogar im Jahr drauf noch eine zweite Chance. In diesem Jahr ging es für Meggle dann einen weiteren Schritt nach oben, in die Moto2-Europameisterschaft. Im Junior-Team, welches vom letztjährigen Europameister Promoracing geleitet wird, tritt er neben Teamkollege Marc Alcoba in Spanien und Portugal an.

«Meggle hat mit Sicherheit das nötige Talent für die WM», erläuterte Dynavolt-Intact-Teamchef Jürgen Lingg im Frühjar den Umstieg. «Aber Matthias ist enorm gewachsen, er ist mehr als 180 Zentimeter groß, also zu groß für die Moto3. Er war 2017 auch im Rookies-Cup gut, er ist einmal mit Platz 2 aufs Podium gefahren. Aber er hat dort zwei Jahre Zeit gekriegt und jetzt muss er dort halt Platz machen. Das ist ganz normal. Man darf nicht vergessen, er ist wegen seiner Körpergröße im Cup mit 10 kg mehr spazieren gefahren als die andern. Wir glauben an ihn.»

Mit seiner Suter MMX2 war Meggle 2018 bei bis jetzt sieben EM-Rennen am Start. Als beste Ergebnisse tauchen Platz 10 in Barcelona und Platz 9 in Aragon in der Liste auf. In der Tabelle rangiert er derzeit auf Platz 14, mit 23 Punkten. Auf Platz 1 ist der Schweizer Jesko Raffin mit 151 Punkten unterwegs und hat bei noch vier ausstehenden Rennen bereits 50 Punkte Vorsprung. Deutsch wird mit Lukas Tulovic auch auf Platz 7 gesprochen, hinter im rangiert mit drei Zählern weniger der Schweizer Marcel Brenner.

Aus einem Wildcard-Einsatz ist bisher nichts geworden, was für Meggle allerdings auch völlig okay ist. «Der Einstieg in die Moto2 war Anfang des Jahres ein Riesenschritt für mich», erklärte der Teenager. «Jetzt schon über die WM zu reden, wäre einfach zu hoch gegriffen. Ich muss jetzt erst mal in der EM weiter meine Ergebnisse bringen. Denn nur um vielleicht hinterher zu fahren, muss man nicht in die WM.»

Der Umstieg von der Moto3 in die Moto2 war für Meggle nicht leicht. Ende 2017 hatte er sich mit einem Armbruch aus der Saison verabschiedet und war eifrig mit seiner Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Firma Abt Motorsport in Kempten beschäftigt. Im Februar 2019 ist der Abschluss geplant. Eine Rennstrecke hatte Meggle dadurch im letzten Winter kaum zu Gesicht bekommen.

«Vor dem Saisonstart hatte ich zwei Testtage mit der Moto2», berichtet Meggle, der zwar einen zähen Einstieg in die Serie hatte, inzwischen aber mit einem klaren Aufwärtstrend unterwegs ist. Die letzten beiden Rennen in Barcelona und Aragon konnte er unter den Top-Ten abschließen. Auch der Abstand zur Spitze verringert sich von Woche zu Woche. Den Sprung von der Moto2-EM in die WM schätzt Meggle als gewaltig ein. Vor allem in Richtung Mittelfeld, von der Spitze ganz zu schweigen. «Die Zeiten der hinteren WM-Piloten bin ich in Aragon auch gefahren», rechnet er vor. «Da will ich aber nicht hin, sondern weiter nach vorne.»

Der Plan für den Dynavolt-Intact-Piloten ist klar. Eine weitere Runde in der Moto2-EM und dann an der Spitze mitmischen. «Und wenn das soweit ist», meinte Meggle, «können wir über Wildcard-Einsätze oder einen Job als Ersatzfahrer nachdenken. Leute wie Raffin oder Pons, die beide schon WM gefahren sind, zeigen ja das Level der EM.»

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