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Johann Zarco unter Druck: «Muss Weltmeister werden»

Von Peter Fuchs
Weltmeister Johann Zarco führt die Moto2-WM zur Saisonhalbzeit mit 25 Punkten Vorsprung an. Der Franzose will als Erster seinen Titel verteidigen – und lässt die bisherige Saison Revue passieren.

Seit 2010 gibt es als Nachfolger der 250er-Weltmeisterschaft die Moto2-Klasse, in welcher mit 600-ccm-Einheitsmotoren gefahren wird. Seither sahen wir in jedem Jahr einen neuen Weltmeister. In diesem Jahr könnte es erstmals gelingen, dass ein Fahrer seinen Titel verteidigt. Johann Zarco übernahm mit seinem zweiten Platz in Assen die WM-Führung, mit seinem Sieg auf dem Sachsenring baute er diese auf 25 Punkte gegenüber Alex Rins aus.

MotoGP.com führte mit dem 26-Jährigen aus dem Team Ajo Motorsport ein ausführliches Interview.

Wie beurteilst du die erste Saisonhälfte?

Dass ich die Meisterschaft jetzt anführe, ist wichtig im Titelkampf. Meine Mentalität ist, 100 Prozent zu pushen. Wir haben viel erreicht, es ist aber erst Saisonmitte.

Hast du so einen Saisonstart erwartet? In den ersten fünf Rennen gelang dir nur ein Sieg.

Mir war klar, dass es schwierig wird den Titel zu verteidigen. Die ersten Rennen war ich nicht so stark wie letztes Jahr, jeder will gewinnen. Es ist ein Vergnügen, dass wir die Probleme verstanden haben und noch besser, dass wir sie lösen konnten.

Welcher Sieg bedeutet dir mehr: der in Argentinien oder Mugello?

Alle Siege sind wichtig. In Katar leistete ich mir einen großen Fehler, glücklicherweise konnte ich das Rennen darauf in Argentinien gewinnen. Damals sagte ich mir selbst, dass ich wieder im Geschäft bin. In Mugello ging es mir gleich. Zuvor in Le Mans kämpfte ich um den Sieg, obwohl es mir an Pace mangelte – und ich stürzte.

In Le Mans bist du zum ersten Mal nach 24 Rennen punktelos geblieben. Wie sehr hat dich das getroffen?

Man ist immer enttäuscht, wenn ein Rennen nicht gut läuft. Nur weil Le Mans mein Heimrennen war, deswegen durfte ich auch nicht enttäuschter sein. Dort gab es nicht mehr Punkte als bei jedem anderen Grand Prix. Wenn man immer am Limit fährt, ist das sehr anstrengend – körperlich und geistig.

Was ist in der Moto2-Klasse dieses Jahr anders?

Der Unterschied bin ich. Dieses Jahr bin ich Weltmeister, letztes Jahr war ich es nicht. Ich wache morgens auf und denke mir, dass ich der Champion bin. Das schafft zusätzlichen Druck. Letztes Jahr wachte ich auf und wollte Weltmeister werden, jetzt habe ich das Gefühl, dass ich Weltmeister werden muss. Ansonsten arbeiten wir gleich wie letztes Jahr.

Kannst du erklären, weshalb dieses Jahr so viele Fahrer ungleichmäßige Leistungen zeigen?

Das ist eines der guten Dinge in der Moto2-Klasse. Alle haben das gleiche Motorrad und dieselben Reifen, deshalb liegen all eng beisammen und gehen jedes Wochenende ans Limit. Wenn du daran gewöhnt bist am Limit zu fahren, dann bist du auch vorne dabei.

Wer wird im Titelkampf bis zum Schluss mitmischen?

Wenn ich mir den jetzigen Stand ansehe, dann werden das Sam Lowes und Alex Rins sein. Niemand darf vergessen, dass Rins letztes Jahr Vizeweltmeister war. Mit einem Jahr mehr Erfahrung sollte seine Konstanz besser werden und er entsprechend Punkte sammeln.

2017 fährst du für Yamaha Tech3 MotoGP. Macht das den Rest der Saison entspannter für dich?

Ich will weiterhin kühlen Kopf bewahren, es ist gut, dass meine Zukunft gesichert ist. Ich habe Leute um mich, welche sich um diese Dinge kümmern. Ich bin Rennfahrer, das ist mein Job. Von Dingen abseits der Rennstrecke werde ich nicht abgelenkt.

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