Peter Öttl: Arbeit mit Philipp «nicht zu steigern»

Von Jordi Gutiérrez
Peter Öttl und Max Biaggi schicken 2019 Aron Canet in das Rennen um die Moto3-Krone. Der Deutsche spricht über die neue Konstellation und über seinen Sohn Philipp, der in die Moto2-WM aufstieg.

Peter Öttl ging für 2019 ein Joint-Venture mit dem Max Racing Team des sechsfachen Weltmeisters Max Biaggi ein, nachdem Sohn Philipp beim Red Bull KTM Tech 3 Junior Team von Hervé Poncharal in der Moto2-Klasse untergekommen war.

Das Sterilgarda Max Racing Team, in dem der 53-jährige Deutsche als Teammanager auftritt, verpflichtete für die kommende Moto3-Saison den Spanier Aron Canet, der als Titelanwärter gilt. Zuletzt testete der Rennstall privat in Valencia und Jerez. Die neue Zusammenarbeit motiviert Öttl, etwas Wehmut schwingt aber trotzdem noch mit, verriet er im Interview.

Peter, hat sich die neue Konstellation schon etwas eingespielt?

Das war unser dritter Test seit November. Bereits beim ersten Test kam es mir so vor, als würden wir schon länger zusammenarbeiten. Mittlerweile sind wir schon gut zusammengewachsen.

Geht es in die Richtung, die du dir vorgestellt hast?

Auf jeden Fall. Es ist aber gar nicht so einfach zu sagen, mit welcher Vorstellung man die Sache angeht. So viel anders ist es nicht, wie es zuvor war. Die Arbeit ist nahezu unverändert. Ich stimme mich mit Max ab bei den wichtigen Sachen. Die Zusammenarbeit mit unserem Crew-Chief Martinelli funktioniert gut. Ich sehe im Augenblick keine Probleme, es läuft ganz ordentlich.

Max Biaggi hat die komplette Infrastruktur mitgebracht, mit Truck, Personal und so weiter.

Ja, richtig. Das war von Anfang an so geplant, von dem Moment an, als wir abgesteckt haben, wie es aussehen könnte.

Der Test in Jerez war der dritte als Team, wie läuft es mit Aron Canet?

Gut. Aron arbeitet gut, seine Aussagen zum Motorrad sind präzise. Mit den Informationen können wir extrem gut arbeiten. Er ist konstant schnell, das bedeutet, dass wir viele schnelle Runden haben, die wir vergleichen können. Dadurch ist es für uns leichter, in der Abstimmung auf gute Ergebnisse zu kommen.

Weil er unglaublich schnell auf einem hohen Level ist, konnten wir mittlerweile schon viele Dinge ausprobieren. So konnten wir uns in Jerez auch erlauben, etwas früher aufzuhören, weil man durch den starken Wind nicht mehr gut testen konnte. Wir hatten aber dreieinhalb richtig gute Tage, zwei in Valencia und eineinhalb in Jerez. Soweit waren wir aber durch.

Du hast bisher immer nur mit deinem Sohn Philipp zusammengearbeitet. Jetzt sitzt sozusagen ein Fremder vor dir. Hast du noch väterliche Gefühle oder wie kann man das bezeichnen?

Generell fehlt mir der Philipp total, ich freue mich auch auf den nächsten IRTA-Test, wo er mit dabei ist und fährt.

Du fieberst aber mit diesem Team auch mit?

Ja, klar. Man kann es nicht vergleichen, die Emotionen sind viel weniger – was die Arbeit auf eine gewisse Art und Weise aber einfacher macht – oder ich würde sagen, anders macht. Die Arbeit im Team freut mich wirklich, aber natürlich kann ich eine Zusammenarbeit, wie ich sie mit Philipp hatte, nicht steigern. Das ist aus meiner Sicht das Maximum, was man sich vorstellen kann: Wenn ich mit meinem Sohn zusammenarbeite und Erfolg haben kann. Das kann ich mit der neuen Konstellation nicht steigern. Aber die Arbeit erfüllt mich mit Freude, ich bin motiviert.

Ich arbeite so gut, wie ich kann, damit im Team alle gut arbeiten können und es gut passt. Natürlich ist es am Anfang ein bisschen schwierig, wenn du als Deutschsprachiger unter lauter Spaniern und Italienern kommst: Da muss ich zugeben, dass ich am Anfang etwas daneben gehockt bin, das ist einfach so. Aber es hat mich nach drei Tagen gefreut, dass ich mich schon ganz gut zugehörig gefühlt habe. Das hat sich bei diesen zwei Tests noch mehr verstärkt, in eine positive Richtung.

Es ist eigentlich ganz in Ordnung und man ist natürlich froh, wenn man gut aufgenommen wird. Klarerweise ist es auch notwendig, einen im Team zu haben, der die gesamte Organisation übernimmt. Das ist wichtig und man möchte seine Arbeit zuverlässig erledigen und so, dass alle damit zufrieden sind. Das ist aber nicht anders als zuvor. Das ist eigentlich meine Motivation, das gut zu machen und damit meinen Teil zu leisten.

Hat es dir leid getan, dass du kein eigenes Personal mitnehmen konntest?

Klar, aber dann hätte ich selber weitermachen müssen, es versuchen müssen. Aber zu dem Zeitpunkt habe ich keine Möglichkeit gesehen, es so weiterzuführen, wie es war. Nachdem Philipp weg war, war mir das relativ schnell klar. Dadurch hat für mich der Vorschlag von Max Biaggi gut gepasst.

Das man Kompromisse eingehen muss, war auch klar. Das ist immer so in einer Partnerschaft, dass nicht einer seine ganzen Wünsche umsetzt, sondern dass man etwas gemeinsam macht. Klar denkt man mit Wehmut daran zurück, ein eigenes Team gehabt zu haben, aber nichts ist für ewig. Es gibt im Leben immer Änderungen und Anpassungen. Die Anpassung war einfach, dass Philipp in die Moto2-Klasse aufgestiegen ist, für ihn haben wir die maximal beste Lösung gefunden: Für Philipp kann es nichts besseres geben, als in seinem ersten Moto2-Jahr im KTM Junior Werksteam zu fahren. Ich habe meine Lösung dort gefunden, wo ich mit einem jungen Fahrer um die bestmögliche Position kämpfen kann. Das sind eigentlich für uns beide tolle Voraussetzungen.

Wir haben beide eine tolle Aufgabe und können uns, so glaube ich, auch beide auf das Jahr freuen. Natürlich schaue ich noch beim Philipp und fiebere mit ihm total mit, das ist klar und das ist normal, das gehört auch irgendwie zusammen. Es ist auch schön, dass wir beide noch am selben Ort sein können und jeder eine interessante Aufgabe hat in der Weltmeisterschaft. Dafür muss man auch dankbar sein.

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