KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Jahresrückblick Motocross, Teil 1

Von Thoralf Abgarjan
Jahresrückblick 1. Quartal: Ken Roczen (Honda) kehrte nach langer Verletzungspause in Anaheim zurück und verletzte sich in San Diego erneut. Titelverteidiger Antonio Cairoli ging in der MXGP-WM in Führung.

Die Hitzewelle des Jahrhundertsommers 2018 verlangte auch den Extremsportlern des Motocross-Sports einiges ab. Das Motocross-Jahr 2018 war voller Spannung und hatte einige Überraschungen zu bieten.

Das Jahr begann mit dem lang ersehnten Comeback von Honda-Werksfahrer Ken Roczen in Anaheim. Zwar haderte der Deutsche beim Saisonauftakt der Supercross-WM noch immer mit den Nachwirkungen seiner schweren Armverletzung, aber mit P4 brachte er sich in Stellung um den Titelkampf. Der favorisierte Eli Tomac verpatzte den Start in die WM komplett: Nach einem Crash konnte er seine Rennhose nicht mehr verschließen, musste das Finale aufgeben und blieb ohne Punkte. Für die alte Regel, «du kannst die Meisterschaft zum Saisonauftakt zwar nicht gewinnen, aber sehr wohl verlieren» lieferte Tomac in diesem Jahr einen eindrucksvollen Beweis. Tomac schaffte es am Ende wieder nicht zum Supercross-Champion. Im Januar hatte Jason Anderson noch niemand wirklich auf dem Zettel, aber mit Rang 2 im ersten Rennen begann der Husqvarna-Werksfahrer mit dem, was ihn später zum Weltmeister machen sollte: Dem kontinuierlichen Punktesammeln.

Beim 5.Lauf der Supercross-WM in Oakland kämpfte Roczen bereits gegen Anderson um den Sieg und lag in der WM bereits auf Rang 2, als beim 6. WM-Lauf in San Diego das unfassbare geschah: Roczen kollidierte mit Cooper Webb, mit dem er seit Saisonbeginn schon die eine oder andere unsaubere Begegnung hatte, bei der es angeblich auch um die gemeinsame Ex-Freundin ging. Offensichtlich war, dass Webb bei Roczen rot sah und umgekehrt Roczen bei Webb. Beim Zwischenfall in San Diego hielt der Deutsche mit Gewalt dagegen, kollidierte mit Webbs Hinterrad, so dass beide stürzten und Roczens Mittelhandknochen der rechten Hand an Webbs Yamaha eingeklemmt und gebrochen wurde. 

Anfang Februar war damit Roczens zweite Supercross-Saison mit Honda gelaufen. Ende März, beim 12. WM-Lauf in Indianapolis, wurde der immer selbstbewusster auftretende Jason Anderson in einen Startcrash verwickelt und zeigte danach eine fulminante Aufholjagd vom Ende des Feldes bis auf Rang 4. SPEEDWEEK.com kommentierte: «Wenn Husqvarna-Werksfahrer Jason Anderson in diesem Jahr die Supercross-WM gewinnt, hat er hier in Indiana den entscheidende Grundstein gelegt!» Anderson gewann am Ende die WM!

Zu Jahresbeginn konnte der einzige deutsche MXGP-WM-Dauerstarter, Max Nagl, mit Schönegger Käse-Alm einen neuen persönlichen Sponsor für die WM gewinnen. Nagl, der nach seiner überraschenden Entlassung aus dem Husqvarna-Werksteam TM-Werksfahrer wurde, zeigte sich von der Flexibilität seines italienischen Arbeitgebers angetan. Sein Werksbike erhielt einen E-Starter, doch bereits beim ersten Vorsaisonrennen am 6. Februar zog sich der Oberbayer einen Riss im linken Ellenbogen zu, was sein Vorbereitungsprogramm komplett durcheinander warf.

Noch schlimmer erwischte es Tim Gajser: Beim Saisonvorbereitungsrennen von Mantova sprang er viel zu weit, schlug mit dem Kopf auf den Lenker auf und zog sich einen doppelten Kieferbruch zu. Damit war die WM für Gajser bereits gelaufen, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

Anfang März begann in Argentinien die WM und sollte zu einem Vorgeschmack für die gesamte Saison 2018 werden. Diese Weltmeisterschaft wurde zum Duell zweier Protagonisten: Herausforderer Jeffrey Herlings gegen Titelverteidiger Antonio Cairoli. Erst auf den letzten Metern setzte sich Herlings in Argentinien gegen Cairoli durch, was aber nur ein Vorgeschmack auf eine Vielzahl packender Kämpfe der beiden KTM-Rivalen in dieser Saison war. Im Sand von Valkenswaard war Herlings beim zweiten WM-Meeting nicht zu schlagen und übernahm damit die WM-Führung, doch bereits beim dritten WM-Lauf im spanischen RedSand konnte Cairoli kontern und übernahm nach 3 Läufen die WM-Führung. Max Nagl positionierte sich mit der TM auf WM-Rang 8.

In der MX2-WM schien bis Ende März für Titelverteidiger Pauls Jonass alles nach Plan zu laufen: Er gewann die ersten 6 WM-Läufe und wurde am Ende dennoch von seinem jungen, spanischen Herausforderer Jorge Prado abgefangen.


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