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Jahresrückblick Motocross, Teil 2

Von Thoralf Abgarjan
2. Quartal 2018: Henry Jacobi (Husqvarna) erreicht in Pietramurata erstmals das WM-Podium. Jeffrey Herlings (KTM) gewinnt jeden Grand-Prix und bricht sich das Schlüsselbein. Jason Anderson ist Supercross-Weltmeister

Anfang April 2018: Titelverteidiger Antonio Cairoli reiste zu seinem Heimrennen in Pietramurata mit dem 'redplate' des WM-Leaders an. Im letzten Jahr konnte der Sizilianer auf dieser Strecke das Blatt mit einem legendären Husarenritt zu seinen Gunsten wenden. In diesem Jahr wurde sein Heimrennen für sich selbst und die zahlreichen italienischen Fans zu Enttäuschung. Im ersten Lauf klemmte sich ein Stein zwischen Bremsbacken und Bremsscheibe. Im zweiten Lauf konnte Cairoli seinen Herausforderer Herlings einfach nicht folgen. Der Niederländer distanzierte ihn im Ziel mit 20 Sekunden und übernahm mit 10 Punkten Vorsprung die Tabellenspitze.

Max Nagl wieder angeschlagen
Max Nagl spürte die Folgen seines Startcrashs von Valkenswaard und trat mit brutalen Nackenschmerzen an, die mit Valium behandelt werden mussten. Im ersten Lauf quält er sich auf P13, im zweiten geht nichts mehr und er muss aufgeben. Nagl fällt durch diesen Nuller in der Gesamtwertung von P8 auf P11 zurück.

Trentino: Erstes WM-Podium für Jacobi
Die deutsche MX2-Hoffung, Henry Jacobi, fuhr hier in Trentino das Rennen seines Lebens: Rang 2 im ersten Lauf hinter Jorge Prado war schon eine mittlere Sensation. Auch im zweiten Lauf startete der Thüringer gut und kämpfte rundenlang auf Rang 3. Titelverteidiger Pauls Jonass sah in dieser Phase der WM bereits seine Felle gegen den immer selbstbewusster auftretenden Jorge Prado davon schwimmen, touchierte Jacobi und verursachte einen Crash, bei dem sich der Deutsche die Bremse zerstörte. Rang 10 - ohne Hinterradbremse - reichte dennoch für sein erstes WM-Podium.

Agueda: Cairoli fast blind
Der 5. WM-Lauf im portugiesischen Agueda wurde für Antonio Cairoli zum Horror-Trip: Ein Stein durchschlug seine Schutzbrille und traf direkt sein Auge, das danach so anschwoll, dass der Sizilianer nur noch einäugig Rang 2 über die Ziellinie retten konnte. Max Nagl kehrt mit einer soliden Fahrt in die Top-10 der WM zurück und in der MX2-Klasse legte Jorge Prado seinen ersten Doppelsieg der Saison hin. Der junge Spanier knabberte seinen Rückstand zu Titelverteidiger Pauls Jonass weiter auf nur noch 14 Punkte ab.

Russland: Einziger Nicht-KTM-Sieg des Jahres
Am 1. Mai fand in Orlyonok der Große Preis von Russland statt, am 'Tag der Arbeit', der in diesem Jahr auf einen Dienstag fiel. Die beiden Kampfhähne, Herlings und Cairoli, waren an der Schwarzmeerküste derart mit sich selbst beschäftigt, dass Clement Desalle die Gunst der Stunde nutzte, um den einzigen Grand-Prix-Sieg der Saison herauszufahren, den weder Herlings noch Cairoli gewann. Und an dieser Situation wird sich bis zum Jahresende nichts mehr ändern: Es gab 2018 nur 3 Grand-Prix-Sieger: Jeffrey Herlings, Antonio Cairoli und ein Sieg von Desalle - in Russland.

Schock: Herlings erneut verletzt
Die einzige Schwachstelle, die Herlings zu diesem Zeitpunkt noch zu haben scheint, sind seine Starts. Doch auch daran arbeitet der Niederländer unermüdlich und gewinnt sämtliche Läufe in Kegums (Lettland), Teutschenthal, Matterley Basin (Großbritannien) und Saint Jean d'Angély (Frankreich), bis ihn wieder das Schicksal heimsucht und er sich beim Training das schon früher angeschlagene Schlüsselbein bricht. Antonio Cairoli liegt zu Saisonhalbzeit bereits 62 Punkte zurück - mehr Punkte als an einem ein Grand-Prix-Wochenende zu holen sind. In Ottobiano muss Herlings nun verletzt pausieren. Cairoli macht alles richtig, holt mit dem Doppelsieg 50 Punkte und verkürzt seinen Rückstand auf 12 Punkte. Die WM ist wieder völlig offen. Mit Gautier Paulin und Max Anstie nutzen in Ottobiano auch die Fahrer aus der zweiten Reihe die Gunst der Stunde auf dem Podium. Geholfen hat es den beiden Husqvarna-Werksfahrern am Ende jedoch nicht: Beide werden zu Saisonende aus dem Husqvarna-Factory-Team entlassen. Max Nagl# zeigte in Ottobiano auf Gesamtrang 7, dass er auch auf der exotischen TM ein solider Top-10-Fahrer ist.

Die Welt trauert um Eric Geboers
Anfang Mai trauert die gesamte Motocross-Welt um eine Lichtgestalt: Der fünfmalige Motocross-Weltmeister Eric Geboers ertrinkt beim Versuch, einen Hund aus dem Wasser zu retten. Er wurde erst am Tag nach dem schrecklichen Unfall tot aufgefunden. Eric Geboers wurde nur 55 Jahre alt.

Anderson ist Supercross-Weltmeister
Nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Ken Roczen spitzt sich die Supercross-WM auf einen Dreikampf zwischen Jason Anderson und Marvin Musquin zu. Eli Tomac bleibt schnell aber unbeständig. Mit Siegen in Anaheim 2, Glendale, Arlington, Tampa und St. Louis kämpft er sich bereits bis auf Rang 4 nach vorne, doch in Indianapolis muss der Kawasaki-Werksfahrer mit einem Sturz und Rang 15 bereits den nächsten Dämpfer hinnehmen, während Jason Anderson weiter Punkte sammelt. Tomac siegt wieder in Seattle und Minneapolis. Aber Anderson landet immer wieder auf dem Podium und beim vorletzten WM-Lauf in Salt Lake City könnte er bereits vorzeitig Weltmeister werden, wäre er nicht in eine Startkollision verwickelt. Beim Saisonfinale in der Spielerstadt Las Vegas taktiert Anderson und geht mit Platz 5 auf Nummer sicher, als nur noch Marvin Musquin intakte Titelchancen besitzt. Jason Anderson holt für sich und Husqvarna den ersten Supercross-WM-Titel vor Marvin Musquin und Eli Tomac, der insgesamt achtmal triumphierte und damit die meisten Siege der Saison 2018 holte.

Outdoors-Comeback von Ken Roczen
Die US-Stars haben im Mai nach dem Finale der Supercross-WM nur ein Wochenende frei, dann beginnen in Hangtown bereits die US-Outdoors - mit Ken Roczen am Start, der seit zwei Jahren erstmals wieder ein Motocross-Rennen im Freien bestreitet und mit den Rängen 6 und 16 auch umgehend wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt wird.

Doch Roczens Stärke war schon immer seine extreme Lernfähigkeit. Nur eine Woche nach dem Comeback, beim zweiten Rennen in Glen Helen, fährt Roczen bereits wie ausgewechselt und übernimmt in den Bergen von San Bernardino bereits wieder Führungsarbeit. Beim dritten Rennen in Thunder Valley kämpft Roczen bis 6 Minuten vor Schluss mit dem hoch favorisierten Titelverteidiger Eli Tomac (Kawasaki) um den Sieg. Das Duell Roczen gegen Tomac in Thunder Valley erinnert bereits an das legendäre Aufeinandertreffen der beiden Superstars beim Motocross der Nationen im Talkessel 2013. Roczen ist wieder zurück auf dem Top-Level des US-Motocross. In Highpoint wird Roczen im ersten Lauf nach dem Start in einen Massencrash verwickelt, gewinnt aber im zweiten Lauf den 'holeshot'. In der Tabelle ist er zur Hälfte der Saison bereits auf P4 vorgerückt und sammelt auch weiterhin fleißig Punkte.


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