KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Scott Redding: «Nicht mit Petrucci gesprochen»

Von Sharleena Wirsing
Die Stimmung zwischen Scott Redding und Danilo Petrucci ist äußerst angespannt

Die Stimmung zwischen Scott Redding und Danilo Petrucci ist äußerst angespannt

In Aragón hatte Danilo Petrucci seinen Pramac-Teamkollegen Scott Redding unsanft aus dem Rennen befördert. Seitdem herrscht eine angespannte Stimmung zwischen den Ducati-Piloten.

Petruccis Pramac-Teamkollege Scott Redding, den der Italiener in Aragón zu Fall gebracht hatte, berichtete in Motegi von einer eisigen Stimmung zwischen den beiden Ducati-Fahrern. Sie kämpfen derzeit um die 2017er-Ducati für die nächste Saison. Nur eine wird dem Pramac-Team zur Verfügung stehen, der zweite Pilot wird die diesjährige Maschine fahren. Wer von Brünn bis zum Saisonende mehr Punkte sammelt, soll dieselbe Maschine erhalten wie Lorenzo und Dovizioso im Werksteam. Für Aragón erhält Redding vom Team Punkte für die Platzierung, die er inne hatte, als ihn Petrucci abräumte.

Hast du mit Danilo gesprochen? «Nein, ich habe nicht mit ihm gesprochen. Am Morgen habe ich beim Frühstück ‹Hallo› zu ihm gesagt, aber ich bin immer noch enttäuscht, dass er sich nicht zumindest entschuldigt hat», berichtete Redding am Donnerstag in Motegi. «Er hat mich mehr oder weniger ignoriert. Warum sollte ich nun also zu ihm gehen und mit ihm sprechen? Es ist, wie es ist. Mit machen Leuten hat man zuweilen eine Hass-Liebe-Beziehung. Wir teilen uns hier während des Rennwochenendes einen der Team-Container zwischen den Sessions, aber ich bin für mich hier und für niemand anderen. Ich hege keinen Zorn gegen ihn, in der letzten Woche war ich sehr verärgert, aber ich mache jetzt weiter. Wir sind Profi-Sportler. Ich hoffe für ihn nur, dass es bis zum Ende der Saison nicht wieder passiert», betonte Redding.

«Nach Aragón habe ich erst die Tür hinter mir geschlossen, dann war ich einige Tage weg, um mich wieder zu sammeln und diese drei Übersee-Rennen mit einem klaren Kopf angehen zu können», erklärte der Brite.

Ist es nur fair, dass du im teaminternen Kampf um die 2017er-Ducati die Punkte erhältst, die du durch Petrucci in Aragón verloren hast? «Ja, das haben sie gesagt. Für mich ist das fair. Denn was er getan hat, war Bullshit. Das war nicht gut für das Team und auch nicht in der Situation, in der wir uns als Fahrer befinden. Was hat das Pramac-Team in Aragón erreicht? Am Ende nichts, null Punkte und schlechte Presse. Das ist für mich kein Teamwork. Ich denke, dass ich in diesem Rennen nicht Neunter geworden wäre, aber am Ende des Tages hätte er etwas schlauer sein müssen, denn so blieben wir beide punktelos. Er empfindet es vielleicht als unfair, aber wenn sich zwei Teamkollegen abräumen, dann kostet das ein Team sehr viel Geld. Wir hatten keine Zeit im TV und keine Punkte. Das war Geldverschwendung.»

Gibt es kein besseres System, als die Fahrer nur anhand ihrer Punkte in der Gesamtwertung zu beurteilen und auf diese Weise herauszufinden, wer die 2017er-Ducati erhält? «Ich stimme zu. Der Aspekt, dass er bereits ein Jahr länger im Team ist, und wir ähnliche Resultate bringen... Auch diese Tatsache muss bedacht werden. Es sprechen unterschiedliche Dinge für jeden von uns. Er ist etwas älter als ich, er ist schon ein Jahr im Team, aber ich schaffe dieselben Resultate. Natürlich würde es sich auf seine Motivation negativ auswirken, wenn ich als Neuling nun die bessere Maschine erhalte.»

«Normalerweise verbessert man sich im zweiten Jahr, für Danilo ist es bereits das zweite Jahr. Für mich das erste. Doch ich verstehe auch, dass er durch ein zusätzliches Jahr bereits eine bessere Verbindung zum Team hat. Von außen betrachtet, ist es einfach, darüber zu urteilen, welchem Fahrer der Teammanager die Maschine geben sollte, aber wenn du persönlich die Entscheidung treffen musst, ist das nicht so einfach. Wenn er es Danilo gibt, frage ich mich, warum er mich nicht gewählt hat. Das Gleiche gilt für Danilo. Deshalb ist es wohl der beste Weg, die Punkte entscheiden zu lassen. Das Problem dabei ist, dass ich meinen Teammanager fragen muss: ‹Willst du, dass ich ein Risiko eingehe, um Platz 6 zu erreichen? Oder soll ich einfach nur Danilo besiegen?› In Brünn ging es für mich um einen Podestplatz, ich war sehr konstant, doch dann gaben die Reifen auf, ich holte nur einen Punkt. Danilo pushte nicht so stark und wurde Siebter. Dasselbe in Silverstone. Ich riskierte mehr, hatte die Top-6 zum Ziel, stürzte dann aber. Ich war das gesamte Wochenende schneller als Danilo, aber was willst du tun? Es ist meine Karriere, ich will versuchen, das beste Resultat zu erzielen und nicht nur meinen Teamkollegen schlagen. Manchmal muss man für ein besseres Ergebnis aber mehr Risiko eingehen, was die Wahrscheinlichkeit steigert, nicht ins Ziel zu kommen.»

Wenn man zu Reddings Punkten seit dem Brünn-GP den verlorenen neunten Platz in Aragón addiert, kommt er auf neun Zähler, Petrucci auf 21. «Die Lücke ist groß. Es ist nicht unmöglich, aber es sind viele Punkte bei nur noch vier Rennen. Zudem erhält man für die Positionen, die wir normalerweise belegen, nicht besonders viele Punkte. Wir müssen abwarten, ich mache mir nicht zu viel Stress. Wir wissen ja nicht einmal, ob die 2017er-Maschine ein Fortschritt ist. Auch wenn die Chance gering ist, dass sie schlechter funktioniert als das derzeitige Bike. Doch sie werden das Rad nicht neu erfinden und plötzlich zwei Sekunden schneller sein. Der Unterschied wird nicht zu groß sein», meint Redding.

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