Suzuki Ecstar Team: Ein Blick hinter die Kulissen

Von Frank Aday
Suzuki-Communication Manager Federico Tondelli gewährt einen Blick hinter die Kulissen des Teams Suzuki Ecstar mit den Fahrern Aleix Espargaró und Maverick Viñales.

2016 feierte das Suzuki-Werksteam in der MotoGP-Klasse mit Aleix Espargaró und Maverick Viñales auf der GSX-RR große Erfolge. Die Pressearbeit im Suzuki-Team übernimmt der Italiener Federico Tondelli. Er berichtete nun über seine Aufgaben als Mitarbeiter eines MotoGP-Teams und gibt einen Ausblick auf die dritte Saison mit dem Team. 2017 werden Rookie Alex Rins und der erfahrene Andrea Iannone für Suzuki Ecstar antreten.

Fedrico, wie sehen deine Aufgaben im Team genau aus?

Als Press Officer habe ich grundsätzlich zwei Hauptaufgaben. Ich manage den Zeitplan der Fahrer und anderer Teammitglieder im Hinblick auf Medien- und Marketing-Aktivitäten. Ich stelle zudem Material für Medien und Fans zur Verfügung. Die Schwierigkeit der ersten Aufgabe hängt davon ab, wie gut die Leistung der Fahrer ist. Die Aufmerksamkeit durch die Medien folgt einer gewissen Prioritätenliste, die in direktem Zusammenhang mit den Rennergebnissen steht. Je besser du abschneidest, desto mehr Anfragen stellen sie an dich. Das beeinflusst auch meine zweite Aufgabe: Unsere Priorität ist es, unser Team bestmöglich zu vermarkten, was natürlich viel einfacher ist, wenn du gewinnst. Doch Quantität ist dabei nicht das einzige Ziel. Als Werk und relativ neues Team in der MotoGP-Klasse achten wir darauf, dass wir Qualität liefern, damit die Medien die richtige Botschaft bekommen und sich auch die Fans in unser Projekt involviert fühlen. Die Fans sind uns sehr wichtig. Natürlich versuchen wir auch, Marketing-Aktivitäten im Suzuki-Netzwerk bestmöglich zu unterstützen und unseren Partnern die Unterstützung zukommen zu lassen, die sie verdienen.

Was meinen Job betrifft, haben sich die Dinge seit dem ersten Jahr stark verändert. Ich habe nun nicht nur mehr Erfahrung, sondern auch meine Arbeitsweise und die Strategien haben sich verändert. Wenn Suzuki Ecstar im letzten Jahr das Aschenputtel der MotoGP-Klasse war, dann war schon nach den Wintertests 2016 klar, dass sich diese Rolle verändert hat. Das gelang durch die Verbesserung der GSX-RR und die Leistungen unserer Fahrer Aleix Espargaró und Maverick Viñales. Die Aufmerksamkeit der Medien war von Anfang an groß.

Während es 2015 noch meine Hauptaufgabe war, für die Platzierung von Suzuki Ecstar überall in den Medien zu sorgen, legten wir 2016 mehr Wert auf Qualität statt Quantität. Mavericks erster Podestplatz in Le Mans und sein Sieg in Silverstone machten uns zu einem der Top-Teams bei jedem Rennen. Das veränderte auch die Wahrnehmung unseres Teams in den Medien weltweit. Das bedeutete, dass die Anfragen für Interviews deutlich anstieg, was es schwieriger machte, den Zeitplan der Fahrer und von Davide Brivio [Teammanager] zu organisieren.

Was war dein persönliches Highlight der Saison und warum?

Das ist einfach und in drei Worten zusammenzufassen: Siegen macht süchtig. Als ich mit dem MotoGP-Projekt 2015 begann, kannte ich diesen harten Wettkampf, doch ich hatte noch keinen Sieg im eigenen Team miterlebt. Ich wusste auch nicht, was im Fall eines Sieges überhaupt zu erwarten ist. Ich habe versucht, von meinen Kollegen im Team und von Teammanager Davide Brivio zu lernen. Mit den Emotionen bei einem Sieg ist nichts zu vergleichen. Man sieht sehr erfahrene Menschen weinen und hört ihre gebrochene Stimme. Du siehtst einen jungen Mann auf dem obersten Treppchen mit einem Glanz in seinen Augen, der mit nichts zu vergleichen ist. Du siehst starke Männer hüpfen, lachen und sich umarmen wie kleine Kinder an Weihnachten.

Für mich als Presseverantwortlicher beginnt die Arbeit, wenn das Rennen endet. Interviews mit den TV-Sendern, Pressekonferenzen, Fotos… Ich würde sagen, dass ich gar keine Zeit hatte, das alles zu realisieren. Dann kam der Montag danach, als ich nach Hause kam und mir die Reaktionen der internationalen Medien ansah, Interview-Anfragen aus aller Welt bekam und auch Glückwünsche für das Team entgegennahm. Erst dann habe ich es realisiert. Maverick hatte Suzuki auf das oberste Treppchen des MotoGP-Podests gebracht.

Das Suzuki-Team ist in diesen zwei Jahren eine Familie geworden. Es ist ein Sieg für all die Menschen, mit denen du bei 18 Rennen im Jahr Tage, Wochen und Monate verbringst. Der erste Sieg ändert die Perspektive, er gibt dir neuen Hunger. Während im letzten Jahr ein sechster Platz ein Erfolg war, kannst du es nach dem ersten Sieg gar nicht erwarten, diesen Adrenalinstoß wieder zu erleben. Du kannst es nicht erwarten, wieder auf die Boxenmauer zu klettern und vor Freude zu schreien, wenn dein Fahrer die Linie überquert.

Du hast 2015 und 2016 mit Aleix Espargaró und Maverick Viñales gearbeitet. Wie gestaltet sich die Arbeit mit Maverick und Aleix?

Ich kann nicht sagen, dass einer besser als der andere ist, denn Aleix und Maverick sind großartige Menschen. Für mich wäre es, wie zwischen zwei Söhnen zu wählen. Sie sind allerdings sehr verschieden. Und sie haben sich in diesen beiden Jahren verändert. Aleix durchlebte 2016 leider eine schwierige Saison, trotzdem war er sehr verlässlich und verdient den Status eines Werksfahrers. Er gab nie auf und half den Ingenieuren, die Maschine zu entwickeln. Für mich ist er ein perfektes Beispiel für Verlässlichkeit, Konstanz und Stärke. Maverick hat mich beeindruckt, als er 2016 zum ersten Sepang-Test kam. Es war sofort klar, dass er kein Rookie mehr war. Er war sehr fit und motiviert, in perfekter Form, aber auch mental hatte er sich über den Winter weiterentwickelt. Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass er mit einer konkurrenzfähigen Maschine die erhofften Resultate erzielen wird. Das war beeindruckend, denn er ist mit 21 Jahren bereits ein gereifter Fahrer und Mann. Das hatte auch Auswirkungen auf seine Arbeit mit den Medien, er ist stärker, weiser und fokussierter.

Welcher Moment war der emotionalste in diesem Jahr?

Als unsere Fahrer nach dem letzten Rennen in Valencia an die Box kamen, wartete das gesamte Team außerhalb der Garage auf sie, in der Boxengasse. Das war nicht geplant, die Idee kam direkt in diesem Moment von unserem Team-Koordinator Roberto Brivio. Wir wollten einfach alle raus und sie mit einer Umarmung willkommen heißen. Wir bildeten eine Gasse zwischen den Menschen, als sie mit den Manschinen in die Box kamen. Wir teilten die Trauer des Abschieds, aber auch die Zufriedenheit mit den erreichten Ergebnissen. Das macht eine echte Familie aus. Die besten Momente kommen ohne Planung. Wir handelten als eine Einheit.

Welcher war der traurigste Moment 2016?

Der traurigste Moment war natürlich, als wir von Mavericks Entscheidung erfuhren, dass er das Team Suzuki Ecstar 2017 verlassen wird. Nicht nur, weil Suzuki hohe Erwartungen mit ihm hatte, sondern auch, weil das bedeutete, dass eine Ära zu Ende geht und wir das Team neu aufbauen müssen. Beide Fahrer wurden ausgewechselt. Doch natürlich freuen wir uns alle auf unsere neuen Fahrer Iannone und Rins. Aber ich brauchte ein bisschen Zeit, um mich selbst zu sammeln und das Programm neu zu organisieren.

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