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Hervé Poncharal/KTM: «Könnte nicht glücklicher sein»

Von Günther Wiesinger
«Im November waren wir mit KTM nicht in der Zone, in der wir sein wollten. Jetzt sind wir drin», lautet das Resümée von Tech3-Teamchef Hervé Poncharal nach fünf Testtagen in Sepang.

Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal machte sich nach dem Jerez-Test im November einige Sorgen, weil seine KTM-Neulinge Miguel Oliveira und Hafizh Syahrin dort deutlich hinter den Rookies wie Bagnaia, Quartararo und Mir zurückblieben. Inzwischen ist die Zuversicht des Franzosen deutlich gestiegen. Besonders der Portugiese Oliveira steigerte sich deutlich. Er fuhr in Sepang am dritten Tag (Mittwoch) bereits 1,5 sec schneller als beim Shakedown-Test am vergangenen Samstag und Sonntag.

Teamkollege Hafizh Syahrin, letztes Jahr auf der Tech3-Yamaha im Herbst dreimal GP-Zehnter, hat sich mittlerweile auch besser an die KTM gewöhnt. Der Malaysier fuhr beim Sepang-GP im November 2018 im FP3 bereits 2:00,558 min. Er spulte jetzt am 2.,3.,6., 7. und 8. Februar fünf KTM-Testtage auf dem Sepang Circuit ab und kam am letzten Tag mit 2:00,766 min schon nahe an seine Yamaha-Zeit heran. Nach den ersten zwei Tagen am letzten Sonntag war er mit 2:02,211 min noch weit davon entfernt.

Am Dienstag werden die Red Bull-KTM-Teams in Mattighofen vorgestellt. Die Tech3-Mannschaft wird in beiden Klassen (Moto2, MotoGP) als Junior-Team auftreten und deshalb wie in der Formel 1 die Scuderia Toro Rosso in Blau zu sehen sein statt in Orange. SPEEDWEEK.com hat sich mit Red Bull-Tech3-KTM-Teambesitzer Hervé Poncharal unterhalten.

Hervé, du warst im Dezember zur Weihnachtsfeier von KTM in Mattighofen eingeladen. Konnte dein Team dort schon einige Vorschläge und Technik-Input abliefern? Oder waren die KTM-Techniker in erster Linie an den Aussagen der Fahrer interessiert?

Schon während der Tests in Valencia und Jerez im November hatten wir an jedem Abend viele Meetings und Diskussionen zwischen KTM und unseren Jungs, vorrangig mit meinen Crew-Chiefs Guy Coulon und Nicolas Guyon, dazu unseren Daten-Ingenieuren und unseren Fahrern.

Man hat also vom ersten Tag an gesehen, dass bei KTM großes Interesse bestand, allen Beteiligten zuzuhören.

Wir haben erklärt, was vor sich geht, wir haben die Fahrer-Kommentare weitergegeben, die kannten sie bereits, weil KTM-Techniker bei uns in der Box waren.

Wir haben auch unsere Gedanken mitgeteilt, wobei wir sehr zurückhaltend und bescheiden geblieben sind. Aber wir hatten Ideen, in welche Richtung es gehen sollte.

Das Team war vor der Weihnachtsfeier auch eine Woche bei KTM Factory Racing in Munderfing. Das war eine wichtige Zeit für das MotoGP-Programm. Meine Mannschaft hat die Bikes im Dezember zusammengebaut.

Dazwischen gab es weitere Meetings. Wir sahen damals schon ein paar neue Teile, die in der Pipeline steckten.

Dann kam die Pause von Weihnachten bis Neujahr.

Jetzt haben wir den ersten richtigen 2019-Test in Sepang hinter uns gebracht. Zuerst sind wir zwei Tage beim Shakedown gefahren, dann drei Tage den IRTA-Test.

Es ging beim Sepang-Test bei Tech3-KTM von Tag zu Tag aufwärts.

Ja. Wir sind sehr beeindruckt von dem, was KTM in dieser kurzen Zeit alles erreicht und erledigt hat. Denn in unseren Team haben wir Hafizh, der von Yamaha kommt, das war ein komplett anderes Motorrad. Bei Miguel war die Situation anders, er kommt aus der Moto2, er hatte keine Vergleiche. Aber er hat uns mitgeteilt, was er im November auf dem Motorrad gefühlt hat.

Unsere Fahrer haben sich im November auf dem Bike nicht richtig wohl gefühlt.

In Sepang sagte sogar Hafizh, dass er sich jetzt auf der KTM wohl fühlt, auch wenn seine Zeiten noch zu wünschen übrig lassen. Er sucht ein besseres Set-up für die Kurvenausfahrt. Er sagt, das «front end» sei jetzt wirklich gut. Er hat mehr Vertrauen.

Bei Miguel ist der Unterschied wie Tag und Nacht im Vergleich zum November. Er ist konstruktiv, positiv, er fuhr jeden Tag und in jedem Run schneller als vorher.

Ich bin unheimlich happy und beeindruckt von dem, was KTM in dieser kurzen Zeit trotz der Weihnachtspause bewerkstelligt hat.
In Jerez war Miguel noch weit hinter den anderen Rookies, am Mittwoch war er zweitbester Rookie hinter Bagnaia, er lag vor Quartararo und Mir.

Trotzdem behaupte ich nicht, wir werden diese Jungs besiegen.
Aber wir sind in der Zone, in der wir uns befinden sollen. Im November waren wir außerhalb dieser Zone.

Jetzt wirkt alles logischer. Denn 2018 hat Miguel in der Moto2 auf einem, Level gegen Bagnaia, Mir und Quartararo gekämpft. Es war also nicht normal, ihn so weit hinten zu sehen bei den ersten MotoGP-Tests.

KTM hat viel geleistet seit dem Saisonende 2018, das gibt den Fahrern Vertrauen und Zuversicht. Und ohne Vertrauen kannst du nicht pushen.

Ich weiß auch, was bei KTM noch alles vorbereitet wird. Beim Katar-Test in zwei Wochen werden wir ein neues Sitzbankheck bekommen, ein neues Auspuffsystem, neue Chassisteile. In Sepang haben wir eine neue WP-Gabel getestet, eine neue Gabelbrücke, neue Flügel. All das hat der Performance geholfen und das Feeling verbessert.

Im Moment bin ich glücklich. Ich könnte gar nicht glücklicher sein.
Wir haben noch viel Arbeit zu erledigen. Aber wir arbeiten gerne!

Miguel Oliveira war nach dem Jerez-Test enttäuscht. Er beklagte sich, die KTM sei vorne viel zu steif, deshalb fand er kein Gefühl fürs Vorderrad.

Jeder Fahrer hat einen anderen Fahrstil und einen anderen Körper. Du musst einen Weg finden, um den Fahrer zu unterstützen.

Bei KTM haben wir den perfekten Support. Wir äußern Wünsche, KTM erfüllt sie.

Bei unserer frühen Motorradmarke sind wir beliefert worden und mussten mit diesem Material eine Saison lang leben. Es gab keine Entwicklung.

KTM hat in der MotoGP zwei Jahre mit Pol und Bradley gearbeitet. Miguel sprang im November als Rookie auf das Motorrad und schilderte seine Eindrücke.

Jetzt ist er nicht mehr enttäuscht. Seit wir in Sepang angekommen sind, siehst du ihn fast dauernd lächeln. Ich habe in Sepang jeden Abend mit ihm gegessen. Miguel ist sehr positiv eingestimmt.

Im Moment kann ich nur versichern: KTM leistet fantastische Arbeit.
Ich kann nur «Dankeschön» sagen.

KTM hat ein eigenes Track-Support-Team für uns zusammengestellt, das 2018 noch nicht existiert hat. Diese Mannschaft kümmert sich um unsere Kundenteam-Operation.

Großartig.

Miguell Oliveira war in den Klassen 125, Moto3 und Moto2 ein Ausnahmekönner. Für mich gehört er in die Liga von Viñales, Rins, Morbidelli, Bagnaia und Mir. Stimmst du zu? Kann er in zwei, drei Jahren ein Siegfahrer werden?

Ja, ich stimme zu. Und ich pflichte dir nach den Tagen in Malaysia noch stärker bei. Miguel hat den Speed eines Spitzenfahrers, aber er bliebt auch ruhig, er hat starke Nerven. Er kann analysieren, was gemacht werden muss, um besser zu werden.
Ich bin sehr beeindruckt von ihm.

Auch KTM-Teammanager Mike Leitner ist von Miguel als Fahrer und von der Qualität seiner Aussagen beeindruckt. Sie sind extrem hilfreich.

KTM hat bisher sechs MotoGP-Werksfahrer gehabt, vier kamen von Yamaha. Dani Pedrosa ist der einzige, der von Honda kommt. Er soll beim Jerez-Test von der KTM nicht sehr beeindruckt gewesen sein.

Ich weiß darüber nichts. Ich habe über seine Testfahrten nichts gehört. Gar nichts.

Wie viele Ingenieure hast du zur Yamaha-Zeit in der Tech3-Box gehabt?

Zwei, maximal drei.

Und jetzt bei KTM? Man hat in Malaysia ziemlich Orange in deiner Box gesehen.

Ich schätze, es sind sechs KTM-Ingenieure, dazu zwei von WP Suspension.

Das ist aber verständlich. Wir sind jetzt Teil des Werksteams. Sie nutzen unser Team auch, um das ganze Motorrad zu entwickeln. Dieses Konzept war von Anfang an mit Pit Beirer und Mike Leitner so geplant.

Bei Yamaha waren unsere Motorräder eineinhalb bis zwei Jahre alt. Wir hatten guten Support, aber das Motorrad war gut bekannt, es war ausgereift. Es gab null Weiterentwicklung. Deshalb brauchten wir nicht so viele Ingenieure in der Box. Wir mussten einfach das Maximum aus diesem Paket herauskitzeln.

Bei KTM hören sie auf unsere Kommentare, sie liefern viele Teile zum Testen. KTM will wissen, was Miguel und Hafizh dazu sagen.

Hafizh Syahrin hat beim Umstieg auf die KTM vorläufig mehr Mühe als erwartet?

Ja. Er hat sich anfangs abgerackert… Anderseits sind wir überrascht, wie schnell sich Miguel gesteigert hat. 

Aber es stimmt: Hafizh war anfangs in Sepang nicht auf dem Level, den wir uns vorgestellt haben. Aber er war in Sepang noch nie wirklich schnell. Er war im MotoGP-Training 2018 hier auch nicht schnell, eigentlich nur im Rennen...

Ich bin neugierig, wie Hafizh inzwischen auf einer anderen Piste mit der KTM zurechtkommt. Momentan sollte er zumindest so schnell wie Miguel sein, wenn nicht schneller, weil er Erfahrung in der MotoGP-Klasse hat. Das hat bisher nicht geklappt.

Aber wir geben nach diesen ersten Testtagen sicher nicht auf. Man muss sehen: Hafizh hatte am Schluss in Sepang nur noch 2,5 Sekunden Abstand zur Spitze. Er steigert sich. Er ist schon am Donnerstagabend 2:01,8 min gefahren. Das war keine schlechte Rundenzeit. Und die 2:00,7 vom Freitag waren ein wirklich deutlicher Fortschritt.

 

MotoGP-IRTA-Test in Sepang, 6. bis 8. Februar,
kombinierte Zeitenliste:

1. Danilo Petrucci, Ducati, 1:58,239 min
2.
Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,063 sec
3. Jack Miller, Ducati, + 0,127
4. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,299
5. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,405
6. Cal Crutchlow, Honda, + 0,541
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,783
8. Franco Morbidelli, Yamaha, +0,902
9. Takaaki Nakagami, Honda, + 0,909
10. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,916
11. Marc Márquez, Honda, + 0,931
12. Alex Rins, Suzuki, + 0,941
13. Stefan Bradl, Honda, + 1,129
14. Tito Rabat, Ducati, + 1,246
15. Joan Mir, Suzuki, + 1,247
16. Fabio Quartararo, Yamaha, + 1,258
17. Johann Zarco, KTM, + 1,401
18. Pol Espargaró, KTM, + 1,512
19. Miguel Oliveira, KTM, + 1,710
20. Karel Abraham, Ducati, + 2,139
21. Andrea Iannone, Aprilia, + 2,271
22. Mika Kallio, KTM, + 2,284
23. Hafizh Syahrin, KTM, + 2,527
24. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, + 2,726
25. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,751
26. Bradley Smith, Aprilia, + 2,756
27. Yamaha Test 2 (Jonas Folger), Yamaha, + 3,004
28. Takuya Tsuda, Suzuki, + 5,037

MotoGP-IRTA-Test in Sepang, 8. Februar:

1. Danilo Petrucci, Ducati, 1:58,239 min
2. Francesco Bagnaia, Ducati, + 0,063 sec
3. Jack Miller, Ducati, + 0,127
4. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,299
5. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,405
6. Cal Crutchlow, Honda, + 0,541
7. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,783
8. Franco Morbidelli, Yamaha, +0,902
9. Takaaki Nakagami, Honda, + 0,909
10. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,916
11. Marc Márquez, Honda, + 0,931
12. Alex Rins, Suzuki, + 0,941
13. Stefan Bradl, Honda, + 1,129
14. Tito Rabat, Ducati, + 1,246
15. Joan Mir, Suzuki, + 1,247
16. Fabio Quartararo, Yamaha, + 1,258
17. Johann Zarco, KTM, + 1,401
18. Pol Espargaró, KTM, + 1,512
19. Miguel Oliveira, KTM, + 1,710
20. Karel Abraham, Ducati, + 2,139
21. Hafizh Syahrin, KTM, + 2,527
22. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,751
23. Bradley Smith, Aprilia, + 2,756
24. Mika Kallio KTM, + 2,781
25. Jonas Folger, Yamaha, + 3,004
26. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, + 3,480

MotoGP-IRTA-Test in Sepang, 7. Februar:

1. Maverick Viñales, Yamaha, 1:58,897 min
2. Alex Rins, Suzuki, + 0,527 sec
3. Jack Miller, Ducati, + 0,620
4. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,665
5. Cal Crutchlow, Honda, + 0,669
6. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,728
7. Tito Rabat, Ducati, + 0,767
8. Marc Márquez, Honda, + 0,893
9. Danilo Petrucci, Ducati, + 0,948
10. Takaaki Nakagami, Honda, + 1,069
11. Johann Zarco, KTM, + 1,076
12. Francesco Bagnaia, Ducati, + 1,098
13. Aleix Espargaró, Aprilia, + 1,204
14. Fabio Quartararo, Yamaha, + 1,211
15. Franco Morbidelli, Yamaha, +1,254
16. Stefan Bradl, Honda, + 1,333
17. Pol Espargaró, KTM, + 1,408
18. Andrea Iannone, Aprilia, + 1,613
19. Mika Kallio, KTM, + 1,626
20. Miguel Oliveira, KTM, + 1,775
21. Joan Mir, Suzuki, + 1,979
22. Karel Abraham, Ducati, + 2,348
23. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, + 2,509
24. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 2,757
25. Hafizh Syahrin, KTM, + 2,962
26. Kohta Nozane, Yamaha, + 4,092
27. Takuya Tsuda, Suzuki, + 4,379

MotoGP-IRTA-Test in Sepang, 6. Februar:

1. Marc Márquez, Honda, 1:59,621 min
2.
Alex Rins, Suzuki, + 0,259 sec
3. Maverick Viñales, Yamaha, + 0,316
4. Tito Rabat, Ducati, + 0,362
5. Danilo Petrucci, Ducati, + 0,430
6. Valentino Rossi, Yamaha, + 0,433
7. Takaaki Nakagami, Honda, + 0,537
8. Andrea Dovizioso, Ducati, + 0,576
9. Stefan Bradl, Honda, + 0,593
10. Pol Espargaró, KTM, + 0,692
11. Jack Miller, Ducati, + 0,762
12. Franco Morbidelli, Yamaha, + 0,839
13. Aleix Espargaró, Aprilia, + 0,981
14. Cal Crutchlow, Honda, + 1,060
15. Francesco Bagnaia, Ducati, + 1,073
16. Miguel Oliveira, KTM, + 1,281
17. Katsuyuki Nakasuga, Yamaha, + 1,344
18. Fabio Quartararo, Yamaha, + 1,364
19. Mika Kallio, KTM, + 1,433
20. Johann Zarco, KTM, + 1,500
21. Andrea Iannone, Aprilia, + 1,628
22. Sylvain Guintoli, Suzuki, + 1,665
23. Joan Mir, Suzuki, + 1,811
24.
Karel Abraham, Ducati, + 2,006
25. Jonas Folger, Yamaha, + 2,115
26. Hafizh Syahrin, KTM, + 2,232

Zum Vergleich:

Beste Pole-Zeit: Jorge Lorenzo, Yamaha, 2:00,606 min (2015)
Rundenrekord: Dani Pedrosa, Honda,1:59,053 min (2015)
Beste Rundenzeit: Jorge Lorenzo, Ducati, 1:58,830 min (2018 Test)
Shakedown-Test 2019: Aleix Espargaró, Aprilia, 2:00,500 min

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