Mike Leitner (KTM): «Für Johann war es ein Schock»

Von Günther Wiesinger
Mike Leitner und Johann Zarco

Mike Leitner und Johann Zarco

KTM-Teammanager Mike Leitner erzählte, für Johann Zarco sei die fristlose Kündigung nach Misano «ein Schock» gewesen. Aber der KTM-Vorstand wollte nach den vielen Klagen des Franzosen reinen Tisch machen.

Das Red Bull KTM Factory Team machte beim San Marino-RGP mit dem zweiten Startplatz von Pol Espargaró von sich reden. Und am Dienstag folgte dann der nächste Knalleffekt: KTM trennte sich mit sofortiger Wirkung von Sorgenkind Johann Zarco – und ersetzt ihn durch Testfahrer Mika Kallio. «KTM hat entschieden, die Zusammenarbeit mit Johann Zarco zu beenden», bestätigte Teammanager Mike Leitner am Donnerstag in Aragón.

«Die endgültige Entscheidung ist sehr rasch gefallen – nach Misano. Johann hat die KTM hat im November in Valencia erstmals getestet. Er konnte seither nie ein gutes Gefühl für unser Motorrad aufbauen. Von unserer Seite, vom Team und von der Technik her haben wir unzählige Dinge probiert, um ihm ein besseres Gefühl zu vermitteln. Wir haben uns angestrengt, es gab einzelne Highlights, aber auch Rückschläge. Anderseits ist die Performance bei Pol Espargaró immer besser und besser geworden. Wir haben in zwei Richtungen gearbeitet, und als Dani Pedrosa sein Testprogramm begonnen hat, hat sich an der Performance von Johann nichts geändert. Er hat sich bemüht, wir haben uns bemüht, aber in Spielberg hat er dann am Samstagabend gefragt, ob wir seinen Vertrag für 2020 auflösen können. Er hat klar zu uns gesagt; ‚Ich werde keine zwei Jahre bei euch fahren, denn ich habe nicht das nötige Gefühl, ich kann nicht mit meinem Fahrstil agieren.‘ Wenn dir ein Fahrer so etwas sagt, musst du auch an die Sicherheit des Fahrers denken. Und KTM ist kein Werk, das einen Piloten zum Fahren mit einem Bike zwingt, das er nicht mag.»

«Wir hatten nachher die Rennen in Silverstone und Misano. Nach Misano haben Firmenchef Stefan Pierer und Rennchef Pit Beirer überlegt, wie unser MotoGP-Projekt generell weiterlaufen soll. Wir hatten einen Fahrer, der nicht happy war und nach dieser Saison sowieso aufhört. Johann hatte einen schweren Sturz im Misano-Warm-up. Danach haben wir uns Gedanken gemacht. Wir wollten Johann in den nächsten sechs Rennen keiner weiteren Gefahr mehr aussetzen. Deshalb haben wir entschieden, unseren Ersatzfahrer Mika Kallio zu den restlichen Grand Prix mitzunehmen.»

Hatte der Zarco-Rausschmiss auch mit den ständigen öffentlichen Klagen des Franzosen zu tun? Leitner: «Es ist sicher nicht lustig, wenn du als Fahrer Top-5-Plätze als Ziel hast und du diese Ergebnisse nicht erreichst. Die Erwartungen von Johann waren offensichtlich viel höher. Wir haben uns in den Medien dauernd anhören müssen, wie schlecht unser Motorrad ist. Aber unser Projekt ist erst zweieinhalb Jahre alt. Was wir erreicht haben, kann sich sehen lassen. Anderseits haben wir einen Fahrer, der unglücklich ist und 2020 sowieso nicht mehr bei uns fahren will. Ja, unser Vorstand hat dann gesagt, wir beenden dieses Kapitel. Doch eigentlich wollte Johann die Saison bei uns zu Ende fahren.»

Wie hat Zarco auf  die Kündigung reagiert? Leitner: «Im ersten Moment war das ein Schock für ihn. Das ist klar. Wenn man sich in seine Situation versetzt, wenn man sich in den Kopf eines Sportlers versetzt, dann ist niemand bei uns glücklich, dass wir diesen Schritt setzen mussten. Wir wissen, er ist ein großartiger Fahrer. Deshalb haben wir ihn verpflichtet. Das war ein riesiges Investment für Red Bull und KTM. Johann ist ein talentierter und leidenschaftlicher MotoGP-Fahrer. Aber wenn der Fahrer nicht zu 100 Prozent mit dem Projekt verbunden ist, wirkt so eine Trennung auch wie eine Erleichterung.»

Zarco darf vorläufig bis zum Saisonende kein anderes Fabrikat pilotieren. «Wenn er zu uns kommt und ein neues Projekt mit einer neuen Option auf den Tisch legt, sind wir für Gespräche offen», sagt Leitner.

WM-Stand nach 13 von 19 Rennen:

1. Marc Márquez 275. 2. Dovizioso 182. 3. Petrucci 151. 4. Rins 149. 5. Viñales 134. 6. Rossi 129. 7. Quartararo 112. 8. Miller 101. 9. Crutchlow 88. 10. Morbidelli 80. 11. Pol Espargaró 77. 12. Nakagami 62. 13. Mir 47. 14. Aleix Espargaró 37. 15. Bagnaia 29. 16. Iannone 27. 17. Zarco 27. 18. Oliveira 26. 19. Lorenzo 23. 20. Rabat 17. 21. Bradl 16. 22. Pirro 9. 23. Guintoli 7. 24. Syahrin 7. 25. Abraham 5.

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