Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Brad Binder (KTM): «Beste Zeit hinter Dani Pedrosa»

Von Günther Wiesinger
MotoGP-Rookie Brad Binder in Valencia

MotoGP-Rookie Brad Binder in Valencia

Brad Binder hat beim Red Bull KTM Factory Team den Platz von Johann Zarco übernommen. Beim ersten Test mit der RC16 in Valencia fühlte er sich noch etwas verloren.

«Welch ein Biest», seufzte der Südafrikaner Brad Binder nach den ersten beiden MotoGP-Testtagen auf der KTM RC16 auf dem 4,005 km langen Circuit Ricardo Tormo von Valencia. «Ich muss noch viel lernen und kann es kaum erwarten, am Montag in Jerez wieder auf das Bike zu steigen.»

Der Rückstand von 2,5 Sekunden auf Viñales entspricht allerdings nicht den Vorstellungen des ehrgeizigen MotoGP-Rookies, der 23. Platz ebenfalls nicht. Nach drei Siegen bei den letzten drei Moto2-WM-Rennen und dem nur um 3 Punkte verpassten WM-Titel muss BB jetzt Geduld aufbringen und seinen Fahrstil ändern.

Vor allem muss sich Brad an die viel ausgeklügeltere ECU (Electronic Control Unit) der MotoGP-KTM gewöhnen. «Ich weiß immerhin, was die Knöpfe bedeuten und was sie bewirken. Aber das ist schon alles», gab er schmunzelnd zu.

In welcher Hinsicht muss Binder seinen Fahrstil umstellen? «Ich habe mit dem MotoGP-Bike zu oft den Kurvenscheitelpunkt verpasst. Ich habe also das Motorrad nicht rechtzeitig abgebremst und konnte dadurch am ‚Apex‘ der Kurve nicht richtig schön innen bleiben. Ich habe dadurch zu viele Meter zurückgelegt. Ich bin zu rund gefahren – aber du musst das Feuer des Motors nützen! Ich weiß gar nicht genau, was ich eigentlich tun wollte», schmunzelte der KTM-Werkspilot.

Pol Espargaró beobachtete Binder am Mittwoch einmal, indem er ihn auf der Strecke ein paar Runden lang beschattete. «Nein, ich bin ihm nie nachgefahren, denn er ist momentan viel, viel zu schnell für mich», räumte Rookie Binder ein. «Ich kann ihn für ein paar Kurven im Auge behalte, dann verschwindet er am Horizont oder im Sonnenuntergang. Aber es war gut, ihn mal in meiner Gesellschaft auf der Piste zu wissen.»

«Das Erstaunlichste für mich ist, auf welche Art und Weise Pol das Gas aufdreht. Er hält das Gas bei voller Schräglage voll aufgedreht. Das schaut vollkommen wahnwitzig aus. Aber das ist eines jener Dinge, die bei mir mit der Zeit kommen werden. Je mehr Runden ich drehe, desto mehr Vertrauen werde ich zum Motorrad gewinnen», meinte der Klassen-Neuling.

«Am zweiten Tag gab es einen Zeitpunkt, da habe ich mich einmal völlig verloren gefühlt. Dann habe ich mein Team gefragt, ob sie mal Dani Pedrosa zu mir in die Box holen können», erzählte Binder. «Ich habe ihn dann gefragt, ob er mich ein paar Runden um die Piste ziehe könne. Und er hat sehr gerne zugesagt, mich ins Schlepptau genommen und mir geholfen. Ich kann von Glück reden, dass wir so einen Burschen bei KTM haben! Ich habe meine schnellste Zeit am Mittwoch hinter ihm erreicht. Hinter ihm habe ich genau gesehen, was ich alles falsch mache. Ich habe beobachtet, wie schnell er um die Kurven kommt und wie rasch er das Bike dann aufrichtet. Ich habe immer zu spät gebremst, bin deshalb zu spät eingebogen und habe die Kurve dann verpasst. Ich habe in dieser Hinsicht keinen guten Job gemacht.»

«Körperlich habe ich mich nach diesen zwei Tagen mit einmal 70 und einmal 66 Runden gut gefühlt. Das hat mich eigentlich überrascht. Ich habe befürchtet, dass ich mehr leiden werde. Aber es liegt sicher auch daran, dass ich ziemlich langsam bin. Wenn ich zwei Sekunden schneller fahren würde, dann wäre auch mein Körper stärker beansprucht», weiß der 24-jährige Südafrikaner. «Bisher habe ich mein Training wegen der MotoGP nicht geändert. Zu Saisonmitte hatte ich für ein paar Wochen einen Trainer an meiner Seite. Ich habe meine Fitness in der zweiten Saisonhälfte sicher verbessert. Bisher spüre ich den größten Unterschied zur Moto2 in den Unterarmen. Auch die Hände werden stärker belastet. Aber sobald ich entspannter fahre, wird sich das auch einspielen. Dann werde ich lockerer auf dem Motorrad sitzen.»

Valencia-Test, Gesamtwertung 19./20. November:

1. Viñales, Yamaha, 1:29,849 min
2. Quartararo, Yamaha, 1:30,013 min, + 0,164 sec
3. Morbidelli, Yamaha, 1:30,114, + 0,265
4. Crutchlow, Honda, 1:30,316, + 0,467
5. Mir, Suzuki, 1:30,427, + 0,578
6. Rins, Suzuki, 1:30,503, + 0,654
7. Marc Márquez, Honda, 1:30,556, + 0,707
8. Dovizioso, Ducati, 1:30,665, + 0,816
9. Pol Espargaró, KTM, 1:30,685, + 0,836
10. Rossi, Yamaha, 1:30,781, + 0,932
11. Miller, Ducati, 1:30,854, + 1,005
12. Rabat, Ducati, 1:31,258, + 1,409
13. Pirro, Ducati, 1:31,424, + 1,575
14. Petrucci, Ducati, 1:31,433, + 1,584
15. Pedrosa, KTM, 1:31,470, + 1,621
16. Lecuona, KTM, 1:31,515, + 1,666
17. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,526, + 1,677
18. Abraham, Ducati, 1:31,597, + 1,748
19. Bradl, Honda, 1:31,657, + 1,808
20. Iannone, Aprilia, 1:31,674, + 1,825
21. Smith, Aprilia, 1:32,090, + 2,241
22. Alex Márquez, 1:32,235, + 2,386
23. Binder, KTM, 1:32,367, + 2,518

Valencia-Test, 19. November:

1. Quartararo, Yamaha, 1:30,163 min
2. Viñales, Yamaha, 1:30,327 min, + 0,164 sec
3. Morbidelli, Yamaha, 1:30,650, + 0,487
4. Dovizioso, Ducati, 1:30,665, + 0,502
5. Marc Márquez, Honda, 1:30,698, + 0,535
6. Mir, Suzuki, 1:30,811, + 0,648
7. Rins, Suzuki, 1:30,958, + 0,795
8. Pol Espargaró, KTM, 1:30,974, + 0,811
9. Rossi, Yamaha, 1:31,012, + 0,849
10. Miller, Ducati, 1:31,130, + 0,967
11. Crutchlow, Honda, 1:31,183, + 1,020
12. Petrucci, Ducati, 1;31,433, + 1,270
13. Lecuona, KTM, 1:31,645, + 1,482
14. Iannone, Aprilia, 1:31,674, + 1,511
15. Rabat, Ducati,1:31,775, + 1,612
16. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:31,815, + 1,652
17. Pedrosa, KTM, 1:31,863, + 1,700
18. Pirro, Ducati, 1:32,016, + 1,853
19. Abraham, Ducati, 1:32,034, + 1,871
20. Smith, Aprilia, 1:32,090, + 1,927
21. Binder, KTM, 1:32,645, + 2,482
22. Bradl, Honda, 1:32,833, + 2,670
23. Alex Márquez, Honda, 1:32,873, + 2,710

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