Salzburgring 1971: Stars und Preisgelder der Premiere

Von Gerhard Kuntschik
50 Jahre nach dem ersten Motorrad-GP von Österreich stand nun Spielberg zwei Wochen lang im Mittelpunkt des MotoGP-Geschehens. 2021 triumphierten Brad Binder und Jorge Martin, 1971 hieß der große Star Giacomo Agostini.

Im steirischen Aichfeld stand an den vergangenen zwei Wochenenden die nächste große Motorsport-Doppelveranstaltung an: Die Grand Prix der Steiermark und von Österreich auf dem Red Bull Ring, nun auf zwei Rädern. Die MotoGP-WM gastierte zum sechsten Mal (seit 2016) auf dem Red Bull Ring, zum zweiten Mal in Folge in Form eines Doppel-Events. Bei diesem Anlass gab es auch ein Jubiläum: Vor 50 Jahren hat erstmals ein Motorrad-GP von Österreich mit WM-Status in allen damaligen GP-Klassen (50, 125, 250, 350, 500 ccm und Seitenwagen) stattgefunden. Austragungsort war die traditionelle Heimat der Zweiradartisten, der damals noch nicht zwei Jahre alte Salzburgring (eröffnet im September 1969).

Ein GP von Österreich wurde schon in der Zwischenkriegszeit ausgetragen, auf einem Rundkurs in Vösendorf (NÖ) von 1927 bis 1930. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Salzburg der Mittelpunkt der heimischen Szene: Von 1947 bis 1965 auf der Autobahn bei Liefering, von 1966 bis 1969 auf dem Autobahn-Ast bei Anif-Grödig, 1970 dann schon auf dem Salzburgring, noch ohne WM-Status.

Ein Großteil blieb auch als «1. Mai-Rennen» in Erinnerung. Im Nesselgraben auf dem Salzburgring wurde von 1971 bis 1995 um WM-Punkte gefahren, allerdings mit zwei Unterbrechungen: 1980 wurde an jenem denkwürdigen Freitag Ende April das GP-Wochenende abgesagt, weil nach Wetterkapriolen der gesamte Ring am Freitag im fast meterhohen Neuschnee versank. Danach suchte der Langzeit-Veranstalter ARBÖ Salzburg bei der FIM für künftige Termine ab Mitte Mai an.

Und 1992, als Bernie Ecclestone und die Dorna die kommerziellen GP-Rechte übernahmen und die Bilanz der Jahre zuvor einen Verzicht aus Budgetgründen erzwang. Denn jetzt wurden die GP-Promoter ordentlich zur Kasse gebeten.

1994 lief die GP-WM in Salzburg mit einem anderen Veranstalter (Franz Rau von MotoMotion aus Deutschland) ab. 1995 gastierte nur die Superbike-WM in Salzburg, für Veranstalter ARBÖ Salzburg fiel dann die Zielflagge. 1996 wanderte der Motorrad-GP erstmals auf den umgebauten Österreichring in die Steiermark, der jetzt A1-Ring hiess. 

Davor gab es auf dem Salzburgring sehenswerte Renntage mit bis zu 80.000 Fans, primär aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Österreich, dazu den Skandal 1977 um den Todessturz des Schweizers Hans Stadelmann nach Massenkarambolage in der Fahrerlagerkurve in der 350-ccm-Klasse und etliche Highlights der Lokalmatadore.

1996 wurde der neue A1-Ring erstmals wieder WM-Schauplatz für Motorräder. Denn immerhin hatte der Österreichring 1978 und 1979 die Formel 750-Zweitakt-WM beherbergt.

Salzburgring: GP-Premiere 1971

Die Motorrad-GP-Premiere am 9. Mai 1971 lockte 35.000 Zuschauer zum Salzburgring; der Veranstalter hatte 20.000 zum Erreichen des Break-even angegeben. Der Österreich-GP bildete auch den WM-Saisonstart.

Aus heutiger Sicht kann man nur staunen: Das Budget betrug 900.000 Schilling – das entspricht einem heutigen, inflationsberücksichtigten Wert von 240.000 Euro. Die Start- und Preisgelder für die 100 Piloten aus 19 Ländern schlugen mit öS 630.000.- (167.000 Euro) zu Buche. Der Großverdiener war natürlich der Superstar dieser Zeit, Giacomo Agostini, der öS 25.000.- kassierte, obwohl er als MV Agusta-Werkpilot ohnedies Startverpflichtung bei WM-Läufen hatte. Das wären jetzt 6650 Euro, wie weit würden da Marc Márquez und Valentino Rossi heute fahren? Dieter Braun verdiente öS 12.000.- zusätzlich (3200 Euro).

«Ago nazionale» feierte übrigens mit der MV Agusta in den Klassen 350 und 500 ccm seine GP-Siege 71 und 72. Insgesamt sollten es 122 werden, nebst 15 WM-Titeln für den heute 79-Jährigen aus Bergamo. Die weiteren Klassensieger hießen Jan de Vries (NL, 50 ccm), Ángel Nieto (E, 125 ccm), Silvio Grassetti (I, 250) ccm und Butscher/Huber (BRD, Seitenwagen).

WM-Punkte waren damals für Österreicher noch möglich, allerdings auch spärlich: Der Niederösterreicher Hans Hummel und der Salzburger Lokalmatador Harald Bartol wurden bei den «Mopeds» (50 ccm) Achter bzw. Neunter (Punkte gab es für die ersten Zehn), der Salzburger Ernst Fagerer holte als Zehnter der 350er-Klasse noch einen Zähler, die größte Hoffnung Karl Auer (NÖ) stürzte.

Die letzten GP-Sieger auf dem Salzburgring 1994 kamen aus dem Favoritenkreis: Mick Doohan (AUS, 500 ccm), Loris Capirossi (I, 250 ccm), Dirk Raudies (D, 125 ccm) und Dixon/Hetherington (GB, Seitenwagen).

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