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MotoGP-Kalender 2023: Carmelo Ezpeleta nennt Gründe

Von Günther Wiesinger
Der Sokol Circuit steht 2023 erstmals im MotoGP-Kalender

Der Sokol Circuit steht 2023 erstmals im MotoGP-Kalender

21 Grand Prix, Kasachstan und eine lange Übersee-Tour im Herbst: Der Terminkalender für die neue Saison sorgt im MotoGP-Fahrerlager für Diskussionen, aber Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta liefert Erklärungen.

Seit der Veröffentlichung des MotoGP-Terminkalenders für 2023 mit 21 WM-Rennen und sieben Events in Asien, Australien und dem Mittleren Osten zwischen dem 24. September und dem 19. November (mit nur zwei freien Wochenenden in zwei Monaten!) ist wegen dieser strapaziösen Übersee-Tournee im Herbst viel Kritik zu hören.

Fahrer, Hersteller, Teams und Mechaniker beklagen sich. Manche Teamchefs wissen noch nicht, ob ihre Mannschaften die gesamte Tournee mitmachen wollen. Denn niemand will zwei Monate lang von der Familie getrennt sein, eine Heimreise für eine knappe Woche lohnt sich aber nicht– wegen der Reisestrapazen, der Kosten und wegen des Zeitunterschieds.

«Ich habe Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta beim Valencia-GP deutlich gesagt, dass wir als Hersteller maximal 18 Grands Prix haben wollen», erklärte Stefan Pierer, der Vorstandsvorsitzende der Pierer Mobility AG mit den Marken KTM, GASGAS und Husqvarna im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Hubert Trunkenpolz, Vorstand der Pierer Mobility AG und der KTM AG, weist noch deutlicher auf die Unzufriedenheit der Österreicher mit der Termingestaltung hin. «Wir brauchen keine drei Grands Prix in Spanien und halten auch die vier Events in Asien für übertrieben. Grundsätzlich sollte es nur mehr einen MotoGP-Event pro Land geben, also auch nicht zwei in Italien. Uns wären drei Grands Prix in Südamerika lieber, weil dann die Rennen in Europa am Abend zur besten Sendezeit übertragen würden.»

Trunkenpolz weiter: «18 WM-Rennen wären ideal, 20 sind das absolute Maximum. Kasachstan ist für uns absoluter Blödsinn. Indien ist hingegen der größte Motorradmarkt, also zumindest eine Überlegung wert.»

Auf dem wichtigen US-Markt fanden einst drei Grands Prix statt, jetzt ist nur noch Texas als GP-Standort übriggeblieben. Dazu kommt der Argentinien-GP in Termas de Río Hondo, aber die GP-Pläne in Chile und Brasilien (Rio, Goiania, São Paulo) sind gescheitert.

Die Werke und MotoGP-Teams haben jedoch in ihren neuen Fünf-Jahres-Verträgen (bis Ende 2026) einer Erhöhung der maximalen GP-Anzahl von 20 auf 22 zugestimmt. Und mit mehr Rennen wird von der Dorna auch mehr Geld an die Teams und Werke bezahlt.

Carmelo, die Übersee-Tournee im Herbst 2023 sieht sehr anstrengend aus. KTM-Chef Stefan Pierer plädiert für maximal 18 Grands Prix.

Die Situation ist so, dass wir im Wettbewerb mit anderen Sportarten stehen und bei der Erstellung des GP-Kalenders Kompromisse eingehen müssen. Wir sind durch die zusätzlichen Rennen gezwungen, die Saison früher zu beginnen und sie später zu beenden als in der Zeit vor Covid, als wir 19 Rennen hatten.

Ja, wir wurden auch gefragt, warum wir nach Kasachstan gehen.

Die Erklärung: Es gibt keinen anderen Veranstalter, der einem GP-Termin im Juli zugestimmt hat. Wenn wir auf den Sokol Circuit verzichtet hätten, wäre wieder eine fünfwöchige Sommerpause entstanden wie 2022 durch die Absage des Finnland-GP.

Wir können uns nicht erlauben, in der Motorsportwelt so lange keine Präsenz zu haben.

Die Dorna hat durch die Covid-Krise, durch die Absagen und Geisterrennen starke Einnahmensverluste hinnehmen müssen. Da kommen die Events in Indien und Kasachstan sehr gelegen, weil dort höhere Gebühren bezahlt werden als bei den meisten Rennen in Europa?

Bei den Rennen in Europa verlieren wir Geld. Das müssen wir den Teams und Werken klar machen.

In unseren Agreements mit den Teams sind maximal 22 Grands Prix vereinbart. Aber sobald wir mehr als 20 Grands Prix austragen, steigen unsere Kosten beträchtlich.

Die Dorna kostet jeder zusätzliche Event dann 2,5 Millionen mehr. Dieses Geld geht an die Teams und die FIM. Richtig?

So ist es.

Die Teams beklagen sich aber, weil es im Mai drei freie Wochenenden gibt und dann ab Ende September zwei Monate lang nur zwei freie Sonntage geplant sind.

Auch dafür gibt es eine einfache Erklärung. Nach dem Fehler von 2022, als der Mugello-GP am selben Tag stattfand wie der Formel-1-Klassiker in Monte Carlo, wollen die Veranstalter keine Terminüberschneidung mehr mit der Formel 1. Aber leider finden im Mai drei F1-Rennen hintereinander statt... Deshalb mussten wir den Mugello-GP auf das erste Juni-Wochenende verlegen. Und den Catalunya-GP dadurch in den September.

Wir müssen auf die Wünsche der Promoter Rücksicht nehmen. Außerdem möchten wir wegen der TV-Übertragungen möglichst wenige Terminkollisionen mit der Formel 1, zumindest nicht in den gleichen Zeitzonen,

Man kann sich ausmalen, dass die Kalender-Erstellung durch die vielen Rennen wesentlich komplizierter ist als zum Beispiel 1980. Damals standen nur acht Grands Prix auf dem Programm, kein einziger in Übersee. Die Saison begann am 11. Mai und endete am 24. August! Live-TV-Übertagungen gab es nicht.

Dazu kommt, dass in der Formel 1 bald 24 Rennen stattfinden werden. Der Spielraum für verfügbare Wochenenden für die Dorna wird also immer kleiner.

Noch dazu sollen die Veranstaltungen der Formel 1 und MotoGP möglichst nicht gleichzeitig im selben Teil der Welt stattfinden.
Das ist keine einfache Aufgabe.

Ich persönlich könnte auch mit 15 Rennen gut leben.

Aber wir müssen expandieren und die Saison verlängern. Denn das Interesse an der MotoGP ist stark gewachsen. Auch Saudi-Aranbien will einen Motorrad-GP.

Immerhin werden seit einigen Jahren die offiziellen Testtage stark reduziert.

Ja, ein Testtag kostet genau so viel wie ein Trainingstag an einem GP-Wochenende. Nur gibt es kein Eintrittsgeld durch die Zuschauer.

Wird sich die Dorna bemühen, künftig mit 20 Rennen durchzukommen? Mugello könnte ja auch dem Rotstift zum Opfer fallen?

Wir müssen auf die vielen italienischen GP-Teams und Fahrer Rücksicht nehmen. Dazu haben wir mit Ducati und Aprilia zwei italienische MotoGP-Werke im Feld, die 2023 zwölf von 22 Piloten ausrüsten.

Manchmal muss man Kompromisse eingehen.

Der KymiRing-GP ist für immer gestorben?

Ja, sieht ganz danach aus. Ich habe nie wirklich verstanden, warum dort eine GP-Rennstrecke geplant wurde.

Der MotoGP-Kalender 2023:

26. März: Portimão/Portugal
02. April: Termas de Río Hondo/Argentinien (F1 Australien)
16. April: Circuit of The Americas/Texas
30. April: Jerez/Spanien (F1 Aserbaidschan)
14. Mai: Le Mans/Frankreich
11. Juni: Mugello/Italien
18. Juni: Sachsenring/Deutschland (F1 Kanada)
25. Juni: Assen/Niederlande
09. Juli: Sokol Circuit/Kasachstan** (F1 Grossbritannien)
06. August: Silverstone/GB
20. August: Red Bull Ring/Österreich
03. September: Catalunya/Spanien (F1 Italien)
10. September: Misano/Italien
24. September: Buddh Circuit/Indien** (F1 Japan)
01. Oktober: Motegi/Japan
15. Oktober: Mandalika/Indonesien
22. Oktober: Phillip Island/Australien (F1 Austin)
29. Oktober: Buriram/Thailand (F1 Mexiko)
12. November: Sepang/Malaysia
19. November: Losail Circuit/Katar* (18.11. F1 Las Vegas)
26. November: Valencia/Spanien (F1 Abu Dhabi)

* = Nachtrennen bei Flutlicht
** = Strecke noch nicht homologiert

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