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Toprak Razgatlioglu: Die MotoGP-Zukunft hat begonnen

Von Günther Wiesinger
Toprak Razgatlioglu mit Lin Jarvis

Toprak Razgatlioglu mit Lin Jarvis

Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu liebäugelt mit einem Aufstieg in die MotoGP-WM. Deshalb gab ihm Yamaha in Jerez zwei Tage die Chance, Erfahrung auf der M1 zu sammeln.

Der 26-jährige Superbike-Weltmeister und Yamaha-Werkspilot Toprak Razgatlioglu bestritt am Montag und Dienstag dieser Woche auf dem Circuito de Jerez seinen zweiten MotoGP-Test, wie im Vorjahr in Aragón war Yamaha-Testfahrer Cal Crutchlow an seiner Seite. Yamaha Motor Racing brachte zwei Technikcrews mit nach Andalusien, eine unter Crew-Chief Silvano Galbusera für Crutchlow, eine zweite (zusammengesetzt aus Japanern und Europäern) für Razgatlioglu.

Der Türke nützte beide Tage voll aus und drehte jeweils von 10.30 Uhr bis 18 Uhr seine Runden. Manchmal nahm ihn Crutchlow ins Schlepptau, manchmal verfolgte ihn der Brite und gab ihm nachher Ratschläge zum Fahrstil, zur Linienwahl und so weiter.

Während Toprak Razgatlioglu 2022 bei seinem ersten M1-Test in Aragón nur 20 Runden auf nasser Fahrbahn drehen konnte, erlebte er diesmal in Jerez zwei sonnige Tage und sommerliche Temperaturen bis 29 Grad. So konnte er sich bei besten äußeren Bedingungen besser an die Michelin-Einheitsreifen (in der Superbike-WM werden Pirelli verwendet) und die Karbonbremsen (in der SBK gibt es nur Stahlbremsen) gewöhnen.

Crutchlow konzentrierte sich an den zwei Tagen einerseits auf seinen üblichen Testplan und probierte neue Teile aus, doch er hatte auch den Auftrag, den türkischen MotoGP-Neuling Toprak Razgatlioglu bestmöglich zu unterstützen und zu betreuen. Der Superbike-Star spulte jeden Tag ca. 50 Runden ab.

Vom Yamaha MotoGP Factory Team kamen Managing Director Lin Jarvis und Teamdirektor Massimo «Maio» Meregalli nach Jerez, sie fliegen erst am Mittwoch zum Texas-GP. Auch Yamaha-Superbike-Manager Andrea Dosoli, der als Techniker im Kawasaki-Werksteam jahrelang MotoGP-Erfahrung gesammelt und 2009 noch das Hayate-Team mit Marco Melandri geleitet hat, ließ sich den Auftritt seines populären Schützlings in Jerez nicht entgehen. 

«Die Kooperation zwischen Cal und Toprak hat sehr gut funktioniert. Ich glaube, Toprak hat die Zeit mit uns genossen, er waren zwei interessante und gute Tage für ihn», erklärte Lin Jarvis. «Er konnte sich in Jerez viel besser mit dem Bike anfreunden und sich einen besseren Eindruck davon verschaffen, welche Ansprüche die MotoGP an den Fahrstil stellt. Toprak ist normal sehr stark auf der Bremse, er bremst sehr spät und feuert dann das Motorrad aus den Kurven raus. Die MotoGP verlangt mehr Kurvenspeed, deshalb musste er seine Fahrweise umstellen, um das Beste aus dem Bike herausquetschen zu können. Toprak kann diese Eindrücke jetzt ein paar Tage verarbeiten, ehe er am übernächsten Wochenende beim Superbike-Event in Assen antreten wird.»

Die Yamaha-Verantwortlichen übergaben dem Rookie eine 2023-spec-Yamaha YZR-M1 und stellten mit Genugtuung fest, dass Toprak Razgatlioglu am zweiten Tag schon deutliche Fortschritte offenbarte, obwohl die Zeit natürlich nicht reichte, um alle MotoGP-Geheimnisse zu ergründen.

Der schlaksige Toprak Razgatlioglu ist deutlich grösser als zum Beispiel Cal Crutchlow und Franco Morbidelli, deshalb musste die M1 zuerst einmal auf seine Bedürfnisse eingestellt werden. «Toprak ist 185 cm groß und hat eine ähnliche Statur wie Valentino», stellte Lin Jarvis fest. «Er ist vielleicht 1 oder 2 kg schwerer als Vale und 2 cm größer als Fabio. Deshalb musste die ‘riding position’ für Toprak angepasst werden. Er hatte am Anfang das Gefühl, er sitze zu hoch auf dem Motorrad. Das hat am ersten Tag einige Zeit in Anspruch genommen.»

Während Cal Crutchlow nächste Woche in Aragón schon wieder testet, ist für Toprak Razgatlioglu vorläufig keine weitere M1-Probefahrt vorgesehen. Er soll sich jetzt in Ruhe auf die Superbike-WM in Assen vorbereiten und nicht dauernd von der M1 auf die R1 springen. Er liegt in der SBK momentan mit 75 zu 112 Punkten deutlich hinter Ducati-Star Álvaro Bautista. 

Die Yamaha-Manager sprachen das Thema «MotoGP 2024» bei diesem Test nicht an. Aber es ist kein Geheimnis, dass im Werksteam ein Platz frei werden könnte, denn der Vertrag von Franco Morbidelli (er wurde in Argentinien in beiden Rennen starker Vierter) läuft am Jahresende aus.

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