Sachsenring: Das WM-Comeback vor 25 Jahren
An einem 19. Juli vor 70 Jahren erlebte nicht nur der Schottenring seinen großen Tag, auch für die Rennstadt Hohenstein-Ernstthal jährt sich diese Woche ein besonderer Moment: Vom 16. bis 19. Juli 1998 kehrten nach 26-jähriger Unterbrechung erstmals wieder die weltbesten Motorradfahrer zurück, um beim Großen Preis von Deutschland um WM-Punkte zu kämpfen.
Nach der 1961 eingeläuteten Ära von Motorrad-Weltmeisterschaftsläufen auf dem Sachsenring fand vom 7. bis 9. Juli 1972 der letzte zur WM zählende Große Preis der DDR auf dem damals 8,618 Kilometer langen alten Straßenrennkurs bei Hohenstein-Ernstthal statt. Das letzte Rennen des Wochenendes war der Königsklasse bis 500 ccm vorbehalten, bei dem sich der Italiener Giacomo Agostini seinen elften Sachsenring-Sieg holte.
Nach dem letzten Rennen 1990 auf der alten und zu gefährlich gewordenen Bedarfs-Rennstrecke mit Stadt- und Wald-Durchfahrten hoffte man in der Karl-May-Stadt sowie ringsum auf eine Fortführung des Motorsports auf einer neuen, modernen Anlage. Diese wurden im März 1992 von offizieller Stelle vermeintlich endgültig begraben.
Aber die Hohenstein-Ernstthaler kämpften weiter um eine Rennstrecke und hatten mit dem Bau des Verkehrssicherheitszentrums Sachsenring Erfolg. Dieses konnte wirtschaftlich erfolgreich betrieben und gleichzeitig für den Motorsport genutzt werden.
Im Mai 1996 war es dann endlich soweit, dass mit der PRO SUPERBIKE und der Deutschen Motorradmeisterschaft die neue Rennstrecke eingeweiht werden konnte. Doch damit gaben sich manche Leute immer noch nicht zufrieden, denn aufgrund der großen Zuschaueraufmärsche 1996 und 1997, bei gleichzeitig mickrigen Zuschauerzahlen beim Grand Prix von Deutschland auf dem Nürburgring, sah man sich bestärkt, beim GP-Vermarkter Dorna zwecks Austragung der deutschen WM-Runde auf dem Sachsenring anzufragen.
Die Sterne standen wohl günstig, sodass vom 16. bis 19. Juli, ja Donnerstag bis Sonntag, der Polini Motorrad Motorrad Grand Prix Deutschland auf dem damals 3,508 Kilometer kurzen neuen Sachsenring ausgetragen werden konnte.
Das erste Rennen des Wochenendes, an welchem 142.000 Besucher gezählt wurden, war am Samstagnachmittag dem MuZ Skorpion Cup vorbehalten.
Der Rennsonntag begann mit den üblichen Warm-ups der WM-Klassen bis 125 ccm, 250 ccm und 500 ccm. Das erste WM-Rennen nach 26-jähriger Pause und auf dem neuen Sachsenring wurde um 11.15 Uhr gestartet und nach 29 Runden gleich 101,732 Kilometern von Tomomi Manako auf einer Honda vom Team UGT 3000 gewonnen. Damit sicherte sich der Japaner seinen unauslöschlichen Eintrag in den Sachsenring-Geschichtsbüchern. Er drehte in 1:30,838 Minuten gleich 139,025 km/h auch die schnellste Rennrunde. Zweiter wurde der Franzose Arnaud Vincent, gefolgt vom Italiener Roberto Locatelli. Starker Achter wurde der Hohenstein-Ernstthaler Junge Steve Jenkner.
Das Rennen der Viertelliterklasse gewann Tomomi Manakos Landsmann Tetsuya Harada auf einer Aprilia. Der Brite Jeremy McWilliams und der Italiener Valentino Rossi begleiteten Tetsuya Harada als Zweiter bzw. Dritter zur Siegerehrung. Alex Hofmann wurde als Zehnter bester Deutscher und Mike Baldinger sicherte sich als 15. einen WM-Punkt.
Bei den 500ern fuhr der Australier Michael Doohan mit einer Honda als Erster über den Zielstrich. Als nächste wetzten der Italiener Max Biaggi und der Spanier Alex Criville über selbigen. Vielumjubelter Siebenter wurde der damalige sowie ewige Sachsenring-Verfechter Ralf Waldmann auf einer von Kenny Roberts eingesetzten, etwas schwachbrüstigen Modenas KR3.
Der damalige als vierfacher 500er-Weltmeister Star der Szene, Mick Doohan, bezeichnete das zugegebenermaßen Noch-Provisorium als Mickey-Mouse-Rennstrecke, womit er sich bei insgesamt 142.000 Fans nicht viele neue Freunde machte.