MotoGP 2027: Das erwartet Aprilia von der neuen 850er
Im Tagesgeschäft liegt der Fokus der fünf in der MotoGP involvierten Hersteller auf die Verbesserung der 2025er-Prototypen mit dem Ziel, schon jetzt die beste Ausgangslage für das letzte Jahr des aktuellen Regelwerks 2026 zu erarbeiten. Revolutionen sind nicht zu erwarten, auch wegen des vereinbarten Entwicklungsstopps der 1000er-Vierzylinder-Antriebe.
Beim am heutigen Montag in Misano stattfindenden offiziellen MotoGP-Test bringen sämtliche Werke technische Updates zum Einsatz, doch insegamt wird die MotoGP-Welt 2026 ein Übergangsjahr erleben mit einer weitesgehend unveränderten Kräfteverteilung.
Gleichzeitig sind bereits die Vorbereitungen für die Saison 2027 angelaufen. Mit nur noch 850 ccm großen Motoren, reduzierten Aerodynamik-Paketen und der Abschaffung des Ride-Height-Devices werden komplett neue Prototypen entstehen, die Konzeptentwicklung ist bereits überall angelaufen.
Für Aprilia Racing berichtete Projekt-Ingenieur Marco da Luca über den Stand der Dinge und gab dazu interessante Einschätzungen zur neuen MotoGP-Generation ab. Zunächst stellte der erfahrene Rennsport-Techniker klar: «Was vorab zu sagen: Da es bis heute kein final ausgearbeitetes Reglement gibt, gibt es auch noch einige Unklarheiten und sehr vieles basiert auf Annahmen. Was das eigentliche Fahrzeug betrifft, so wird das endgültige Dimension erst beginnen wenn hier Klarheit herrscht. Alles andere wäre reine Energieverschwendung.»
Was nicht heißt, dass sich alles nur auf dem Papier abspielt, so der für den Bereich Fahrzeugentwicklung verantwortliche Da Luca: «Was den Motor betrifft, sind wir bereits in einer Phase, die kurz vor einer Erprobung auf dem Prüfstand steht. Und wir reden von einem komplett neuen Antrieb.»
Der Italiener unterstrich in Misano auch noch einmal die enorme Bedeutung der zeitgleich neu eingeführten Reifen von Pirelli. «Sicher ist, die Reifen werden eine gewaltige Bedeutung haben – und heute wissen wir noch überhaupt nichts. Erst wenn hier Informationen vorliegen und eine verlässliche Spezifikation vorliegt, dann können entscheidende Schritte bei der Fahrzeugentwicklung stattfinden. »
Sehr lange müssen sich die MotoGP-Entwickler für erste Erkenntnisse nicht mehr gedulden. Bereits am morgigen Dienstag rücken die Testfahrer erstmals mit einem Pirelli-Prototypen aus. Nach einem zweiten Test mit einem Update, soll dann bereits Ende diesen Jahres ein Basisreifen von Pirelli existieren.
Hohe Relevanz wird auch der Wegfall der Höhenverstellung des Hecks während der Fahrt haben. Marco da Luca: «Ich erwarte vor allem, dass das Motorrad sicherer wird – und günstiger. Am wichtigsten aber: Wir werden weder Kopfschmerzen damit haben. Es ist ein sehr komplexes System und der Fahrer hat einen großen Einfluss darauf – meiner Meinung nach ist es nicht ungefährlich und ich begrüße das Verbot. Natürlich wird sich das Fahrverhalten sehr verändern, die Starts als auch die Beschleunigungsphasen werden wieder natürlich sein. Der Fahrer wird wieder viel mehr Einfluss nehmen – und deswegen wird sich auch die Position des Piloten auf dem Bike ändern.»
Besonders auch für die Rennen selbst könnten die verringerten Flügelwerke mehr Spannung bringen. Der Aprilia-Techniker erklärte: «Einzelne Phasen werden sich verlängern, zum Beispiel die Bremsphasen werden etwas länger und das gibt den Fahrern mehr Meter für einen Zweikampf.»
Was den Kurvenspeed der Zukunft betrifft, traut sich Da Silva noch keine eindeutige Prognose: «Auch hier spielen die Reifen wieder eine wichtige Rolle. Wenn ich die heutigen Reifen als Maßstab nehme, dann dürfte sich das Tempo in den Kurven kaum ändern – aber es hängt auch von den Möglichkeiten ab wie schnell man in die Kurven rein und raus fahren kann.»
Und wann plant Aprilia Racing den ersten Test mit der 2027er-Maschine? Marco Da Luca: «Einen detaillierten Zeitplan gibt es heute nicht, aber ich rechne damit, dass wir Anfang 2026 erstmals auf die Strecke gehen werden.»