Miguel Oliveira (14.): «Im Rennen fielen 100 Kilo ab»
Bereits am Trainingstag des Portugal-GP war allen Beteiligten klar, dass ein MotoGP-Spitzenplatz für Miguel Oliveira beim Abschiedsrennen vor enthusiastischen Fans mehr Wunschdenken war. In der Realität sah es bitter aus. Das FP1 hatte die Nummer mit 1,7 sec Rückstand auf Rang 20 abgeschlossen.
Es kam noch schlimmer. Statt dem Rennsportwunder im Zeittraining zeigte sich der Rennsport-Gott wenig milde – Probleme an allen Fronten bedeuteten den 22. und letzten Platz. Schwer zu verdauen war der Freitag auch deshalb, weil der nächstjährige Superbike-Konkurrent Nicolo Bulega auf der komplizierten Strecke aus dem Stand eine Sekunde schneller fuhr.
Doch je länger das Event dauerte, desto höher kletterte der Held der Portugiesen auf den Ergebnislisten. Von Startplatz 19 endete der Sprint für den Pramac-Yamaha-Piloten auf Platz 16 und während Oliveira immerhin ins Ziel kam, war Bulega durch Kiesbett gekugelt.
Nochmals besser überstand der Portugiese die emotional herausfordernde Aufgabe am Sonntag. Dem Rennen war eine große Inszenierung vorausgegangen. Die Verabschiedung glich einem Staatsakt und dass der Familienvater überhaupt noch die Konzentration für ein 25-Runden-Rennen mit 300 PS in Portimao aufbringen konnte, war für sich betrachtet schon ein Sieg.
Als Krönung pilotierte der aus Almada in der Nähe von Lissabon stammende Oliveira seinen Prototyp fehlerfrei auf Platz 14, direkt vor Bulega, ins Ziel.
Nach dem Großereignis von gut 70.000 Fans – insgesamt sahen den GP über 180.000 Zuschauer– sprach der Pilot als Erstes von einer großen Erleichterung. «Keine Frage, ich fühle mich jetzt viel leichter – gefühlt sind mir während des Rennens 100 Kilo von den Schultern gefallen. Ich wusste, dass es eine Art von Zeremonie geben wird, aber ich wusste nicht, was passiert. Es war sehr bewegend und in dieser Form sicher die größte Wertschätzung, die man erfahren kann.»
Oliveira weiter: «Ich glaube schon – es war verdient für einen MotoGP-Piloten aus Portugal. Aber emotional auch sehr außergewöhnlich ein Rennen zu fahren, wenn dir zuvor deine Tochter die Flagge deiner Nation überreicht.»
Der sportliche Teil war nach dem Rennen schnell erledigt. Der 30-Jährige fasste es so zusammen: «Sagen wir so, ich bin zufrieden. Denn wir haben nach dem Freitag die richtigen Schlüssel gezogen. Die Änderungen haben sich positiv ausgewirkt. Ich hatte allerdings im Gegenzug dafür, dass wir im Rennen mehr Grip hatten und ich mit den anderen Yamaha-Jungs mitfahren konnte, ziemliche Probleme mit der Stabilität.»
Wusste Oliveira, dass er die meiste Zeit von Marquez-Ersatz Bulega verfolgt wurde? «Ich hatte keine Ahnung, denn den Namen Bulega haben wir nicht auf unserer Boxentafel!», so der zukünftige BMW-Werksfahrer.
Nach Platz 14, zwei Punkten und einer Zielankunft vor Bulega und Yamaha-Werksfahrer Alex Rins kann der Portugiese dem endgültigen Abschied in der kommenden Woche nun entspannter entgegensehen. Am Sonntag wird sich Miguel Oliveira nach 15 Jahren und 245 Rennen, gekrönt durch 17 Grand-Prix-Siege, in das Fahrerlager der Superbike-Weltmeisterschaft verabschieden.
Ergebnisse MotoGP Portimao, Rennen (9. November):
1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 25 Runden in 41:13,616 min
2. Alex Marquez (E), Ducati, +2,583 sec
3. Pedro Acosta (E), KTM, +3,188
4. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +12,860
5. Brad Binder (ZA), KTM, +16,327
6. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +18,442
7. Ai Ogura (J), Aprilia, +19,255
8. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +20,612
9. Johann Zarco (F), Honda, +21,040
10. Pol Espargaro (E), KTM, +26,517
11. Luca Marini (I), Honda, +28,226
12. Jack Miller (AUS), Yamaha, +29,717
13. Alex Rins (E), Yamaha, +30,372
14. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +31,621
15. Nicolo Bulega (I), Ducati, +32,072
16. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +39,869
17. Somkiat Chantra (T), Honda, +1:01,999 min
18. Enea Bastianini (I), KTM, 2 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 15 Runden zurück
– Joan Mir (E), Honda, 23 Runden zurück
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 25 Runden zurück
WM-Stand nach 42 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 445. 3. Bezzecchi 323. 4. Bagnaia 288. 5. Acosta 285. 6. Di Giannantonio 239. 7. Morbidelli 227. 8. Aldeguer 203. 9. Quartararo 198. 10. R. Fernandez 146. 11. Binder 145. 12. Zarco 144. 13. Marini 133. 14. Bastianini 106. 15. Mir 93. 16. Ogura 88. 17. Vinales 72. 18. Miller 72. 19. Rins 66. 20. Oliveira 38. 21. Martin 34. 22. P. Espargaro 29. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 7. 27. Bulega 1. 28. A. Espargaro 0. 29. Michele Pirro 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 740 Punkte. 2. Aprilia 387. 3. KTM 350. 4. Honda 276. 5. Yamaha 237.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 834 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 648. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 466. 4. Red Bull KTM Factory Racing 430. 5. Aprilia Racing 365. 6. Monster Energy Yamaha 264. 7. Trackhouse MotoGP Team 234. 8. Honda HRC Castrol Team 226. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 207. 10. LCR Honda 151. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 113.










