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Ausgebremst? Capirossi über das neue MotoGP-Reglement

Von Toni Schmidt
Von der brutalen Ducati 2003 bis zu den Hightech-Boliden von heute: Loris Capirossi hat die Evolution der MotoGP miterlebt wie kaum ein anderer und glaubt, dass diese trotz neuen Regeln ab 2027 nur schneller werden kann.

Wenn Loris Capirossi von seiner Zeit als Ducati-Werksfahrer spricht, leuchten seine Augen. Der Italiener war 2003 der Mann, der die Desmosedici in die MotoGP brachte, die damals roh, laut und kompromisslos war, sodass selbst erfahrene Piloten Respekt vor ihr hatten. Im Podcast «Mig Babol» blickte der dreifache Weltmeister auf diese Ära zurück – und auf die technischen Wunder von heute.

«Die Ducati von 2003 war ein Biest», lachte Capirossi. «Ein Boiler! Ich habe mir in Mugello eine Verbrennung dritten Grades am Bein geholt. Sie verlor Öl wie eine alte 500er. Beim ersten Test in Valencia habe ich fünf verschiedene Rahmen probiert – nicht, weil sie gebrochen sind, sondern weil das Motorrad nicht geradeaus fuhr!» Trotz all den Problemen war sie für ihn eine Offenbarung: «Nach Jahren auf der 500er kam mir der Viertakter wie eine Revolution vor. Ich konnte sie quer stellen, wenn ich wollte – sie war brutal, aber ehrlich.»

Heute blickt der 52-Jährige fasziniert auf die modernen MotoGP-Maschinen. «Ich liebe die Flügel, zu hundert Prozent», überraschte Capirossi mit dieser Aussage. «Wenn du meine Ducati von 2011 neben eine aktuelle stellst, und beide hätten keine Flügel, wäre der Unterschied gar nicht so groß. Aber die Aerodynamik hat alles verändert – das ist die eigentliche Evolution.» Der Italiener schmunzelte: «Ich würde sie sogar auf einen Scooter montieren, so sehr mag ich sie.»

Besonders spannend wird für ihn der Blick nach vorn: 2027 steht ein massiver Reglementwechsel an. «Das wird ein wichtiger Umbruch», ist sich Capirossi bewusst. «Die Motoren gehen von 1000 auf 850 ccm, die Ride-Height-Devices verschwinden, und die vorderen Flügel werden um fast zehn Zentimeter reduziert. Laut Simulationen werden die Zeiten etwa 1,5 bis 2,5 Sekunden langsamer sein.» Doch der Italiener glaubt nicht, dass das lange so bleibt: «So ist es immer. Die Ingenieure finden neue Wege, und bald werden sie wieder genauso schnell sein wie heute.»

Capirossi sieht in der Reduktion der Leistung keinen Rückschritt, sondern eine Chance. «Weniger Power bedeutet nicht weniger Spektakel. Die Motorräder werden sich mehr bewegen, die Fahrer müssen wieder mehr arbeiten. Und mit Pirelli als neuem Reifenlieferanten kommt ohnehin eine neue Ära. Technik entwickelt sich immer weiter – du kannst sie verlangsamen, aber nicht aufhalten.»

Wenn er selbst noch fährt, dann meist in Misano oder Mugello – wo er die Grenzen spürt, aber auch den Unterschied zu seiner aktiven Zeit. «Ich fahre noch zwei Mal im Jahr. In Misano schaffe ich 1:38 mit 52 Jahren. Früher war ich drei Sekunden schneller. Die Jungs heute, die fahren mit 300 km/h um die Kurven. Das ist Wahnsinn! Wenn du nicht den Mut hast, gehst du kaputt. Ich habe die Telemetriedaten gesehen, ich verliere 1,5 Sekunden in einer einzigen Kurve!»

Capirossi ist stolz auf die Entwicklung, die er miterlebt hat. «Ich bin noch immer ein bisschen verrückt», offenbarte er lachend. «Ich liebe diese Welt. Ich weiß, wie hart es ist, was die Jungs da draußen leisten. Und wenn ich sehe, wie weit sich die MotoGP entwickelt hat – von der 500er über die Ducati bis zu den Flügelmonstern heute –, dann denke ich, dass sie anders, aber besser denn je geworden ist.»

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