Alex Barros überzeugt: Moreira als Rookie vor Toprak
Alex Barros ist nicht nur in Brasilien ein hochangesehener Sportler und Motorrad-Experte. Barros, wir MotoGP-Rookie Moreira aus Sao Paulo, verbrachte beeindruckende 17 Jahren in der Königsklasse der Motorrad-WM. Als Werksfahrer für Cagiva, Suzuki – dort an der Seite von Kevin Schwantz –, Yamaha und Honda bracht er es zwar nie zu einem WM-Titel, doch der Legendentitel ist Barros als Sieger der Zweit- und Viertaktära nicht zu nehmen.
Nach seinem Sieg (an der Seite von Tadayuki Okada) beim 8-Stunden-Klassiker in Suzuka wurde die Verbindung zu Honda weiter gestärkt – ein Faktor, der sich auch auf die Karriere des Youngsters und neuen Moto2-Champions Diogo Moreira ausgewirkt haben dürfte.
SPEEDWEEK.com-Autor Manuel Pecino nutze die Anwesenheit des GP-Urgesteins beim MotoGP-Finale in Valencia für ein Gespräch. Im Vordergrund: Die Ankunft des ersten Straßenweltmeisters aus Brasilien in der Königsklasse.
Barros analysiert die Ankunft von Diogo Moreira in der MotoGP mit Ruhe und Gelassenheit. Er versichert, dass Brasilien wieder einen gut vorbereiteten, ausgebildeten Fahrer mit viel Unterstützung im Rücken hat. Alex Barros zögert nicht, Moreira in der Rookie-Wertung vor Toprak Razgatlıoğlu zu platzieren.
Wann wurde dir bewusst, dass Diogo etwas Besonderes ist?
Ich habe ihn als Kind beim Motocross gesehen. In der ersten Kurve stürzte er, fiel auf den letzten Platz zurück und wurde schließlich Zweiter. Da wurde mir klar, dass er einen besonderen Blick hatte, einen Blick, der sagte: «Ich gebe niemals auf». An diesem Tag wusste ich, dass er echtes Talent hatte.
Du sprichst viel über die zehn Jahre Arbeit, die hinter diesem Moment stehen. Wie hat alles angefangen?
Es begann bei Null. In Brasilien gab es keine Struktur, keinen Weg. Ich gründete eine Schule, dann ein Programm für Kinder und anschließend eine Brücke, um sie nach Europa zu holen. Mit 12 Jahren sagte ich Diogo, dass er kommen müsse, wenn er sich weiterentwickeln wolle. Es war sehr hart, aber es war die richtige Bewegung.
Du sagst, dass du diesen Weg nicht hattest. Was hat sich gegenüber deiner Zeit verändert?
Ich habe mit 15 Jahren ohne Vorbereitung, ohne Anleitung und ohne Struktur angefangen. Man hat mich ins Wasser geworfen, ohne dass ich schwimmen konnte. Deshalb wusste ich, dass ich, wenn ich wollte, dass Brasilien mit realistischen Chancen in die MotoGP zurückkehrt, ein Modell schaffen musste, das mir gefehlt hatte.
Was macht dich so zuversichtlich, dass er Rookie des Jahres wird?
Er ist gut vorbereitet, hat Talent, Schnelligkeit, Verstand und die Anpassungsfähigkeit. Es ist kein Sprung ins Ungewisse. Er ist ein Fahrer, der zehn Jahre lang auf diesen Moment hingearbeitet hat.
Stellst du Moreira vor Toprak?
Ja. Das ist keine Respektlosigkeit gegenüber Toprak, der unglaublich ist, aber Diogo ist besser auf die Kategorie vorbereitet. Und in der MotoGP ist es ein enormer Vorteil, gut vorbereitet zu sein.
Was würdest du an seinem Stil beschreiben?
Aggressiv, technisch und schnell. Er kann Rennen lesen und weiß, wann er Risiken eingehen muss. Er hat auch etwas, das man nicht trainieren kann: Mut.
Wie siehst du die aktuelle MotoGP mit Ducati, Aprilia, KTM und Honda auf dem Vormarsch?
Viel ausgeglichener. Ducati ist weiterhin die Referenz, aber Aprilia wächst enorm, KTM befindet sich in seiner besten Phase aller Zeiten und Honda hat einen riesigen Sprung gemacht. Moreira kommt in einer Ära mit extrem hohem Niveau, aber auch voller Chancen.
Inwieweit sind Persönlichkeiten wie Marc Marquez oder Bagnaia Vorbilder für einen so jungen Fahrer?
Auf jeden Fall. Marc auf der Rennstrecke zu haben, ist eine Lektion. Pecco, wenn er wieder auf seinem höchsten Niveau ist, ebenfalls. Diogo wird schnell von ihnen lernen müssen, besonders wie sie mit Druck und Strategie umgehen.
Was bedeutet es für dich, Moreira nach so vielen Jahren harter Arbeit in der MotoGP zu sehen?
Es ist mehr als nur Stolz. Es ist der Beweis dafür, dass Brasilien endlich einen echten Weg in die MotoGP gefunden hat. Das ist kein Einzelfall: Es ist ein Projekt, das zeigt, dass es möglich ist, wenn man einen Fahrer von Kindheit an gut vorbereitet.
Deine endgültige Prognose?
Dass Diogo der Rookie des Jahres wird. Und dass dies nur der Anfang für ihn und für den brasilianischen Motorradsport ist.










