KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Cal Crutchlow (Rang 12): Ducati bleibt ein Sorgenkind

Von Günther Wiesinger
Ducati im Jammertal: 9. Iannone. 11. Dovizioso. 12. Crutchlow. 13. Pirro. Und jetzt glaubt keiner mehr an eine rasche, wundersame Rettung.

Cal Crutchlow trat beim Drei-Tages-Test in Valencia praktisch auf der Stelle. Er fuhr am Montag 1:32,054 min, am Dienstag (mit Sturz) 1:32,114 min und am Mittwoch 1:31,875 min. Der WM-Fünfte büsste 0,214 Sekunden auf seinen Teamkollegen Andrea Dovizioso ein, mit dem er sich schon im Tech3-Team 2012 so manches Duell geliefert hat.

In der Gesamtwertung lag Crutchlow damit an zwölfter Stelle. Die Desmosedici GP13 bleibt ein Sorgenkind.

Auf den überragenden Weltmeister Marc Márquez fehlten dem 28-jährigen Crutchlow insgesamt 1,588 Sekunden. Am Mittwoch war er sogar 1,767 min langsamer als der Champion.

Besonders ärgerlich: Crutchlow wurde von seinem bisherigen Tech3-Yamaha-Kollegen Bradley Smith (2. Gesamtrang) sowie von Neuling und Nachfolger Pol Espargaró klar in den Schatten gestellt.

Crutchlow hat zumindest am Dienstag einiges riskiert. Am zweiten Tag schmiss er die Desmosedici in Turn 8 schwungvoll weg.

Crutchlow ernüchtert

«Was immer wir am Motorrad umgestellt haben, am Feeling hat sich nichts geändert. Von der Rundenzeit bin ich weit hinten. Ich bin in der Ergebnisliste von Leuten umzingelt, die ich das ganze Jahr besiegt habe. Ich bin mit der Ducati nicht so schnell wie mit meinem bisherigen Hersteller. Aber ich glaube, das wird nicht das Motorrad für die nächste Saison sein. Und mein Urteil unterscheidet sich nicht von dem der anderen Ducati-Piloten. Ich bin am Mittwoch keine Risiken mehr eingegangen. Aber die Ducati liegen alle dicht beisammen, alle fahren pausenlos ähnliche Zeiten... Es ist fast unmöglich, schneller zu fahren.»

Verwunderlicherweise haben bei der Ducati Set-up-Änderungen so gut wie keine Auswirkung. «Ich sage dasselbe wie Dovi das ganze Jahr. Sie hätten mich gar nicht gebraucht, um diese Aussagen zu bestätigen. Er hat immer viel geändert, am Motorrad hatte es keine Auswirkung. Wir haben zwei drastische Änderungen vorgenommen, die einen grossen Unterschief bewirkt haben. Aber es wurde nur schlimmer, ganz sicher», stellte Cal fest.

«Wir haben nicht erwartet, dass ich bei diesem Test auf das Motorrad springe und eine Sekunde schneller fahre als die andern Ducati-Jungs. Wir trösten uns mit der Tatsache, dass es nächstes Jahr nur aufwärts gehen kann. Wenn wir Anfang Februar in Sepang noch nicht schnell genug sind, werden wir eben von da an auf Verbesserungen lossteuern. So einfach ist das.»

Ein Himmelfahrtskommando

Der neue Ducati-Renndirektor Gigi Dall'Igna flog gestern um 14.40 Uhr von Valencia über Zürich nach Hause nach Venedig. Wenn ihm bisher nicht bewusst war, dass er ein Himmelfahrtskomamndo übernommen hat, jetzt weiss er es. Denn mit der Superbike-WM hat er eine weitere Riesenbaustelle am Hals.

Als bester Ducati-GP13-Pilot schaffte Andrea Iannone in Valencia den neunten Gesamtrang, die vier Ducati sind nur durch 0,4 Sekunden getrennt. Das Bild des Jammers: 9. Iannone. 11. Dovizioso. 12. Crutchlow. 14. Pirro.

Dall’Igna und Crutchlow machen sich keine Illusionen. Es darf kein Stein auf dem anderen bleiben, wenn Ducati in der Königsklasse wieder auf die Erfolgsspur zurückkehren will.

«Gigi wird das Motorrad umkrempeln. Davon bin ich überzeugt», stellte Crutchlow fest. «Das Problem ist der Zeitfaktor. Wir haben nicht unendlich viel Zeit. Gigi hat angekündigt, er werde zuerst das Personal auf den Prüfstand stellen und dann die Strukturen und die Organisation ändern.»

Rechnet Cal Crutchlow mit einer Ducati-Rakete bis zum Saisonauftakt in Katar am 23. März? «Nein. Aber ich schätze, wir werden im Februar in Sepang auf einem anderen Motorrad sitzen. Zumindest werden wir eine Menge neuer Teile zu testen haben.»

Die Zeit ist der grosse Feind von Ducati.

Denn Honda hat den ersten 2014-Prototyp bereits im Juni nach Europa gebracht, diese Woche wurde die dritte Version davon getestet. Er wirkt ausgereift. Ducati wird die erste 2014-Version im Februar mit acht Monaten Verspätung aufmarschieren lassen. Und es wird bestenfalls eine Version GP13.2 sein.

Audi-CEO Rupert Stadler will Siege sehen. Und 2015 soll Ducati wieder um den MotoGP-WM-Titel fighten.

 

Die kombinierte Zeitenliste, Montag - Mittwoch
Pos Rider Team Zeit Tag
1. Marquez, Marc (Repsol Honda) 1:30.287 3
2. Smith, Bradley (Tech 3 Yamaha) 1:30.598 3
3. Lorenzo, Jorge (Yamaha) 1:30.768 2
4. Bradl, Stefan (LCR Honda) 1:30.868 3
5. Pedrosa, Dani (Repsol Honda) 1:30.948 2
6. Bautista, Alvaro (Gresini Honda) 1:31.208 2
7. Rossi, Valentino (Yamaha) 1:31.350 1
8. Espargaro, Pol (Tech 3 Yamaha) 1:31.533 3
9. Iannone, Andrea (Pramac Ducati) 1:31.594 3
10. Espargaro, Aleix (Forward Racing) 1:31.644 3
11. Dovizioso, Andrea (Ducati) 1:31.661 2
12. Crutchlow, Cal (Ducati) 1:31.875 3
13. Pirro, Michele (Ducati Test Team) 1:31.833 3
14. Hayden, Nicky (Aspar) 1:32.123 3
15. Aoyama, Hiroshi (Aspar Honda) 1:32.530 3
16. Hernandez, Yonny (Pramac Ducati) 1:32.745 1
17. Laverty, Michael (PBM) 1:33.055 3
18. Edwards, Colin (Forward Racing) 1:33.149 2
19. De Puniet, Randy (PBM) 1:33.833 2
20. Redding, Scott (Gresini Honda) 1:34.195 1
21. Di Meglio, Mike (Avintia Blusens) 1:34.618 2
22. Bauer, Martin (Remus Racing) 1:35.115 1

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