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Lucio Cecchinello (LCR): «Natürlich bin ich traurig»

Von Günther Wiesinger
«Meine Aufgabe mit Stefan Bradl ist noch nicht erledigt», sagt LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello. «Ich hätte gern noch ein Jahr mit ihm gearbeitet.»

Für den italienischen LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello beginnt 2015 ein neues Kapitel. Erstmals seit seinem Einstieg in die MotoGP-Klasse (2006 mit Casey Stoner) wird er ein Team mit zwei Fahrern betreiben.

Sein neuer Hauptsponsor Anthony Constaninou (CEO von CWM, Financial Services) wird die Saison von Cal Crutchlow finanzieren, der nach der Absage von Stefan Bradl in letzte Minute aus dem Ducati-Werksvertrag für 2015 herausgesprengt wurde.

Und die Honda Racing Corporation sowie die bisherigen LCR-Sponsoren wie Givi, Linear und elf werden die Open-Class-Saison von Moto3-WM-Leader Jack Miller finanzieren.

Lucio Cecchinello hat zwischen dem Sachsenring-GP und dem Rennen in Indy eine hektische Zeit erlebt. Er bemühte sich um die Finanzierung der zweiten Maschine, die eigentlich für Bradl vorgesehen war, flog in vier Wochen fünfmal zu Sponsor CWM nach London, stand mit einigen Fahrern in Kontakt, dazu musste er sich um den zweiten Teamplatz kümmern.

SPEEDWEEK.com hat sich mit Lucio Cecchinello über diese stürmischen Tage im Juli unterhalten, die eigentlich als Urlaub vorgesehen waren.

Lucio, du hast beim Sachsenring-GP grosse Zweifel gehabt, ob du ein zweites Motorrad für Stefan Bradl finanzieren kannst. HRC sagte, dass sie für Bradl keine Zuschüsse mehr zahlen würden. Du hast dann in kurzer Zeit rund 3,5 Millionen Euro auftreiben müssen?

Ja, wir sind ein kleines, unabhängiges Team. Dank des Supports von HRC hatten und haben wir jetzt in der dritten Saison ein sehr konkurrenzfähiges Factory-Bike für Stefan Bradl. Leider hat die erste Saisonhälfte 2014 nicht so gute Resultate gebracht, wie wir sie geplant hatten. Wir haben mehr erwartet.
Wir haben dann von HRC die Information bekommen, dass wir für Stefan einen Sponsor und einen zweiten Teamplatz finden müssen.
Denn HRC wollte das übliche Budget, das für die Unterstützung junger Talente vorgesehen ist, für einen anderen Fahrer verwenden.

Das ist verständlich, denn Stefan Bradl lag nach dem Deutschland-GP nur auf dem neunten WM-Rang. Er ist 24 Jahre alt, Jack Miller erst 19.

Ich habe Stefan über meine eigenen Schwierigkeiten informiert. Ich glaube immer noch, dass Stefan Potenzial hat, er ist von Natur aus schnell. Wir glauben aber gleichzeitig, dass er sich bei seiner Rennperformance noch verbessern muss.
Ich habe immer gesagt: Für mich ist meine Aufgabe mit Stefan nicht beendet. Ich wollte noch ein Jahr mit ihm weitermachen.
Wir passen sehr gut zusammen. Unsere Sponsoren mögen ihn, das Team mag ihn. Ich wollte also noch ein Jahr mit ihm fahren.
Leider konnte ich ihm sehr, sehr lange kein Angebot machen. Erst im letzten Moment, also Ende Juli.
Zu diesem Zeitpunkt wurde ich mit einem negativen Faktor konfrontiert. Der Fahrermarkt hat sich viel früher und rascher bewegt als in den Jahren zuvor. Das kam für mich unerwartet. Bisher hat man mit den Entscheidungen immer bis Brünn oder Misano warten können. Das war meistens der Zeitpunkt, wo sich die Verhandlungen zugespitzt haben. In diesem Jahr passierte alles zwei Monate früher.
Stefan musste sich also in dieser heissen Phase um einen Platz umsehen. Er konnte nicht riskieren, plötzlich ohne konkurrenzfähiges Team und Motorrad dazustehen.
Natürlich war ich traurig, als ich merkte, dass sich Stefan im Geiste bereits für ein anderes Projekt entschieden hatte.
Aber so ist der Rennsport.

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