MotoGP: Ducati rüstet die GP23 ab

Stefan Bradl über Kayaba: «Ein absoluter Schmarrn»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl landete am Mittwoch frühzeitig im Kiesbett

Stefan Bradl landete am Mittwoch frühzeitig im Kiesbett

Stefan Bradl agierte heute gemeinsam mit seinem Teamkollegen Loris Baz in Valencia als Versuchskaninchen für die Kayaba-Suspension. Seine Kritik fiel heftig aus.

Stefan Bradl beendete den dritten und letzten MotoGP-Testtag an 15. Position, er büsste mit der Kayaba-Suspension (die Firma kürzt sich jetzt mit KYB ab) 1,8 Sekundenauf die Bestzeit von Marc Márquez ein – und redete danach Klartext.

Um 17.30 Uhr nach Testende gab es bei Forward-Yamaha eine Teambesprechung mit den beiden KYB-Technikern Tsutomu Yoshimoto und Hideaki Ogura sowie den Forward-Chefs Giovanni Cuzari und Marco Curioni.

Die beiden Japaner wirkten planlos, sprachen kaum Englisch und liessen durchblicken, dass sie für den nächsten Test in Jerez (26./27. November) kein neues Material liefern können.

Bradl stellte in diesem Meeting klar, dass er keinen Sinn darin sieht, das KYB-Experiment in Jerez fortzusetzen. Er verabschiedete sich von Teamchef Cuzari mit den Worten: «See you in Sepang.»

Ein Teammitglied raunte Stefan Bradl zu: «No future with KYB.»

Auch Teamkollege Loris Baz nahm natürlich an diesem Meeting teil und sagte nichts anders als Bradl. «Er sieht auch keine Zukunft darin», erzählte der Bayer.

Nachdem die Kayaba-Techniker das Meeting verlassen hatten, legte Bradl unmissverständlich klar, dass er den Jerez-Test Ende November nur dann für sinnvoll hält, wenn dort wie in der Saison 2014 und am vergangenen Montag mit Öhlins gefahren wird.

«Ich habe gesagt, wir drehen uns im Kreis, wenn wir das mit KYB machen», erzählte der WM-Neunte. «Es geht dann rückwärts statt vorwärts, so kommen wir nur vom Weg ab, das hat auf die Dauer keinen Wert. Es ist nicht sinnvoll, noch einmal zwei Tage mit KYB zu vergeuden, wir haben am Mittwoch in Valencia schon einen Tag investiert, den wir besser nützen hätten können. Aber ich wollte gegenüber Yamaha meinen guten Willen zeigen.»

Wer die beiden KYB-Techniker in der Box beobachtete, der wurde den Eindruck nicht los: Sie haben von den Erfordernissen der MotoGP-WM keinen blassen Schimmer.

«Ich habe klar gesagt: Wenn wir 2015 die Open-Class gegen Avintia-Ducati und Honda gewinnen wollen, müssen wir wieder Öhlins einbauen», ergänzte Bradl.

Der Moto2-Weltmeister von 2011 hat bei Honda aus nächster Nähe mitbekommen, wie sich sein Rivale Alvaro Bautista bei Gresini drei Jahre mit dem Showa-Gerümpel (bei dieser Firma besitzt Honda Firmenanteile) ins Abseits befördert hat. Scott Redding, sein Nachfolger auf der Factory-Honda, fährt bei Marc VDS natürlich Öhlins und Brembo statt Showa und Nissin.

Bradl war am Mittwoch in Valencia im zweiten Run mit den KYB-Produkten gestürzt. «Das Motorrad hat sich wieder aufgeschaukelt. Diese Suspension ist nicht imstande, die ganzen Bewegungen zu absorbieren. Ich bin aus der Turn-3-Linkskurve rausgefahren, es gab vorne wieder diese Bewegungen in der Gabel, die Maschine hat sich nicht mehr beruhigt. Ich bin dann in die Turn-4-Rechtskurve eingebogen, dort hat es mir schlagartig die Räder unter dem Bike weggezogen... Ich bin dann noch mehrmals rausgefahren, es wurde ein bisschen rumgebaut, es ist eine Spur besser geworden, aber ich war eine halbe Sekunde langsamer als am Montag. Das Grundproblem mit den Bewegungen, die sich dann nicht mehr beruhigen, haben wir nicht weggebracht. Das Gefühl, das mir das KYB-Zeug vermittelt, ist ein absoluter Schmarrn. Es kann zwei Jahre dauern, bis dieses Material konkurrenzfähig ist. Eine Katastrophe.»

Die Zeitenliste am dritten Testtag in Valencia

1. Marc Márquez (Honda), 1:30,973 min
2. Dani Pedrosa (Honda), 0,146 sec
3. Jorge Lorenzo (Yamaha), + 0,191
4. Pol Espargaró (Yamaha), + 0,315
5. Valentino Rossi (Yamaha), + 0,328
6. Bradley Smith (Yamaha), + 0,392
7. Danilo Petrucci (Ducati), + 0,692
8. Cal Crutchlow (Honda), + 0,801
9. Yonny Hernandez (Ducati), + 0,941
10. Aleix Espargaró (Suzuki), + 1,000
11. Héctor Barberá (Open-Ducati) ,+ 1,034
12. Michele Pirro (Ducati), + 1,140
13. Nicky Hayden (Open-Honda), + 1,200
14. Scott Redding (Honda), + 1,648
15. Stefan Bradl (Open-Yamaha), + 1,811
16. Alvaró Bautista (Aprilia), + 1,837
17. Mike di Meglio (Open-Ducati), + 1,949
18. Maverick Viñales (Suzuki), + 2,243
19. Loris Baz (Forward-Yamaha), + 2,513
20. Eugene Laverty (Open-Honda), + 2,536
21. Jack Miller (Open-Honda), + 2,773
22. Marco Melandri (Aprilia), + 3,363

Die kombinierte Zeitenliste vom Valencia-Test (Tag 1-3):

Pos Fahrer (Motorrad) Zeit Tag
1. Marc Marquez (Honda) 1'30.973 min
Tag 3
2. Jorge Lorenzo (Yamaha) 1'30.975 Tag 1
3. Pol Espargaro (Yamaha) 1'31.118 Tag 1
4. Dani Pedrosa (Honda) 1'31.119 Tag 3
5. Bradley Smith (Yamaha) 1'31.204 Tag 1
6. Valentino Rossi (Yamaha) 1'31.250 Tag 1
7. Andrea Iannone (Ducati) 1'31.250 Tag 1
8. Andrea Dovizioso (Ducati) 1'31.644 Tag 1
9. Danilo Petrucci (Ducati) 1'31.665 Tag 3
10. Cal Crutchlow (Honda) 1'31.774 Tag 3
11. Yonny Hernandez (Ducati) 1'31.914 Tag 3
12. Aleix Espargaro (Suzuki) 1'31.973 Tag 3
13. Hector Barbera (Ducati) 1'32.007 Tag 3
14. Michele Pirro (Ducati) 1'32.054 Tag 1
15. Nicky Hayden (Honda) 1'32.173 Tag 3
16. Stefan Bradl (Forward Yamaha) 1'32.209 Tag 1
17. Scott Redding (Honda) 1'32.621 Tag 3
18. A. Bautista (Aprilia) 1'32.810 Tag 3
19. Mike di Meglio (Ducati) 1'32.922 Tag 3
20. Alex De Angelis (Aprilia) 1'33.132 Tag 1
21. Maverick Vinales (Suzuki) 1'33.216 Tag 3
22. Karel Abraham (Honda) 1'33.446 Tag 1
23. Loris Baz (Forward Yamaha) 1'33.486 Tag 3
24. Eugene Laverty (Honda) 1'33.509 Tag 3
25. Jack Miller (Honda) 1'33.746 Tag 3
26. Marco Melandri (Aprilia) 1'34.336 Tag 3
27. Alex Hofmann (Aprilia) 1'35.646 Tag 1

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