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Andrea Iannone (Ducati): «Ich habe nie Angst»

Von Thomas Baujard
Mit Platz 2 in Mugello erreichte Andrea Iannone sein bisher bestes Saisonergebnis. SPEEDWEEK.com traf den Italiener zum exklusiven Interview über Ducati, seine Anfänge und Idole.

Zwei Podestplätze in sechs Rennen und WM-Rang 4 vor Marc Márquez – die Saison von Andrea Iannone verläuft bisher nach Wunsch. In Mugello glänzte der Ducati-Pilot sogar mit Rang 2 vor Valentino Rossi, obwohl er noch an den Nachwirkungen einer Schulterverletzung leidet.

SPEEDWEEK.com sprach mit dem 25-jährigen Italiener über Ducati, Idole und Angst im Motorradsport.

Andrea, wie geht es deiner Schulter?

Nicht so schlecht, ihr Zustand hat sich nach Le Mans verbessert, weil ich mit der Physiotherapie fortfuhr. Ich habe zusammen mit den Medizinern alles dafür getan, damit meine Schulter vor dem Mugello-GP besser wird, was aber nicht einfach war. Nach Le Mans hatte ich starke Schmerzen, daher wollte ich weitere Checks durchführen lassen. Dabei wurde ein kleiner Bruch entdeckt, was eine Überraschung war, weil dieser nicht direkt nach dem Sturz entdeckt wurde. Vor dem Mugello-GP lag ich dann bei etwa 60 oder 70 Prozent Fitness der Schulter. Mugello war hart, denn es gibt viele Richtungswechsel mit hohem Speed. Doch ich habe mich auf das Bike und mein Team konzentriert. Ich war nicht zu hundert Prozent fit, aber ich war stark.

Schon in Le Mans hast du unter diesen Umständen ein sehr starkes Rennen gezeigt. Vor allem dein Kampf gegen Marc Márquez sorgte im Pressezentrum immer wieder für Aufschreie.

Ich war sehr froh, dass ich in Le Mans diese Leistung abrufen konnte. Wenn ich nicht dieses Problem mit meiner Schulter gehabt hätte, dann hätte ich wahrscheinlich einen Podestplatz einfahren können. Doch ich musste meine Pace zwischendurch reduzieren, weil meine Kraft nur sehr begrenzt war. Als mich Smith und Márquez zum ersten Mal überholten, habe ich einfach mein Bestes gegeben. Im Kampf gegen Marc habe ich wirklich 150 Prozent gegeben. Ich konnte mich aber nicht vor Marc halten. Meine Situation war sehr schwer, aber der Kampf hat mir gefallen.

2005 erfolgte dein Einstieg in die Weltmeisterschaft, aber wann hast du begonnen, Motorräder zu fahren?

Ich begann mit drei Jahren auf einem Pocketbike. Schritt für Schritt verbesserte ich mich. Mit elf Jahren gewann ich die Italienische Meisterschaft damit. 2004 fuhr ich dann in Maggione erstmals eine 125-ccm-Aprilia für das Abruzzo Racing Team. So startete meine Karriere richtig.

Gibt es irgendeinen Sport wie Fußball oder Ski, den du ähnlich gerne machst wie das Motorradfahren?

Nein, für mich sind Bikes alles. Ich liebe diesen Sport sehr. Das ist mein Leben.

Fuhr auch dein Vater schon Motorräder?

Ja, aber nur auf der Straße und nicht auf Rennstrecken. Doch mein Bruder begann schon vor mir mit dem Rennsport. Mit zwölf Jahren wollte Angelo aber aufhören. Er spielte lieber Fußball. Ein Freund meines Vaters hatte ein Pocketbike, das Angelo vor mir ausprobieren durfte. Danach musste mein Vater zwei Pocketbikes kaufen.

Du bist ein Kumpel von Valentino Rossi. Trainiert ihr manchmal zusammen auf seiner Ranch?

Ja, manchmal treffe ich mich mit ihm auf seiner Ranch und wir trainieren.

Ich erinnere mich noch an deinen Sieg in Motegi 2009. Du warst auf deiner 125-ccm-Aprilia unglaublich schnell.

Ja, ich startete von der Pole-Position. Viele Fahrer waren auf Intermediates oder Regenreifen unterwegs, weil die Strecke feucht war. Doch ich wollte das Risiko eingehen und startete auf Slicks. In der zweiten Runde war ich nur noch auf Platz 27. Doch Runde für Runde wurde ich schneller, zur Rennmitte war ich besser unterwegs als die Spitze. Ich schloss die Lücke und schnappte mir den Sieg. Es war ein großartiges Rennen.

Als sich Cal Crutchlow im letzten Jahr bei Ducati deine Daten ansah, sagte er, dass du ein besonderer Fahrer bist. Was macht deinen Fahrstil besonders?

Ich weiß es nicht genau. Diese Frage kann Ducati besser beantworten. Ich gebe immer mein Bestes, aber ich fahre stark nach meinem Instinkt.

Gibt es etwas an deinem Fahrstil, das du gerne verbessern würdest?

Sicherlich. Es ist wichtig, dass sich Fahrer bei jedem Mal verbessern. Ein Beispiel dafür ist Valentino. Er bleibt ewig jung, weil er stets versucht, seinen Stil und alles andere zu verbessern. Ich kann keinen einzelnen Punkt nennen, aber wenn ich mit meinem Team spreche, dann geht es immer um ein Gesamtpaket. Wir arbeiten immer an der Kommunikation in der Box, dem Motorrad und meiner Leistung auf der Strecke. Wir haben ein gutes Level, aber das Wichtigste ist, dass man sich ständig verbessert.

Du bist auch privat schnell unterwegs – mit einem Lamborghini. Ist es wahr, dass du viele Strafzettel bekommst?

Ja, das stimmt.

Es gibt wohl nichts Schnelleres als eine Ducati GP15. Kommst du mit der Maschine so gut klar, weil sie ein Biest ist?

Ja, die Maschine ist sehr schnell und die Leistung ist hoch. Doch ohne einen Fahrer ist auch dieses Bike nicht schnell. In den letzten zehn Jahren wurde das Bike in der MotoGP-Klasse immer wichtiger für die Leistung. Ein guter Fahrer kann ohne ein gutes Bike nicht zeigen, was er leisten kann. Doch ein gutes Bike kann mit einem durchschnittlichen Fahrer eine ordentliche Leistung abliefern. Das Paket aus dem Team, Ducati und den Fahrern ist derzeit sehr gut. Unsere Ergebnisse sind gut, aber wir wollen mehr.

Denkst du, dass die Ducati GP15 besser zu dir passt als die Maschine zuvor?

Ich habe viel mit Gigi, den Ingenieuren und auch Andrea gesprochen. Andreas Aussagen hatten Priorität, weil er schon im letzten Jahr Teil des Werksteams war. Doch ich habe sehr viele Teile getestet, um bei der Entwicklung zu helfen. Dieses Bike ist sehr gut für mich.

Wie bekannt bist du in Italien? Kannst du mit deinen Freunden unbehelligt einen Kaffee trinken oder wird das kompliziert?

Ich freue mich sehr, dass ich so viele Fans habe. Das ist gut. Ich will das. Unter Menschen kann ich mich aber normal bewegen. Derzeit lebe ich in Vasto und Mailand, die meiste Zeit verbringe ich in Vasto.

Hast du Idole, die du bewunderst?

Ich bewundere natürlich einige Legenden wie Michael Jordan, Diego Maradona oder Micheal Schumacher.

Auf der Strecke scheinst du furchtlos zu sein. Gibt es auch für dich Momente auf der Maschine, in denen du einen Anflug von Angst verspürst?

Nein, ich habe nie Angst.

Du hast keine Angst, große Zweikampfstärke und Präzision. Was würdest du wählen, wenn du kein Rennfahrer wärst? Soldat oder Bandit?

Bandit. [grinst]

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