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Forward: Absage für Indy-GP fix – auch für Brünn?

Von Günther Wiesinger
Forward Racing steckt nach der Festnahme von Teambesitzer Giovanni Cuzari in einem Liquiditätsengpass. Deshalb wird jetzt auf Indianapolis verzichtet.

Das Forward Racing Team hat bei der Teamvereinigung IRTA um Freistellung für die Rennen von Indianapolis angesucht – und ?hat ?die ? Einwilligung des Vertragspartners für die Motorrad-Weltmeisterschaft in den Klassen Moto2 (Corsi, Baldassari) und MotoGP (Bradl, Baz) erhalten.

Nach der Festnahme von Teambesitzer Giovanni Cuzari vor zwei Wochen ist das Team in einen Überlebenskampf verwickelt.

Marco Curioni, Managing Director des Forward Teams, bemüht sich um eine Fortführung des Rennstalls, der seit 2010 in der Moto2 und seit 2012 auch in der MotoGP-WM mitfährt. Er sucht Geldgeber und Investoren und andere Teams, die die Plätze übernehmen könnten.

Doch der Zeitdruck ist gewaltig, denn eigentlich werden die Verträge mit der IRTA bereits beim Fernbleiben von einem Grand Prix hinfällig.

Die Teamvereinigung ist allerdings zu einem Zugeständnis bereit.
?Inzwischen hat Marco Curioni ?mitgeteilt, wie es mit dem Team mittelfristig weitergeht. Indy ist fix gestrichen, für Brünn besteht seiner Meinung nach Hoffnung. Bereits Freitagfrüh hatte er in Aussicht gestellt, die Entscheidung werde «innerhalb von zwei Tagen» fallen.

Am Freitagabend war dann bereits durchgesickert, dass inzwischen alle Flüge des Forward-Teams nach Amerika annulliert worden sind.

Keine Überraschung: Die existierenden Sponsoren wie Athinà haben ihre Zahlungen gestoppt, seit das Team ins Zwielicht geraten und Teamchef Cuzari festgenommen worden ist. Cuzari wurde übrigens von der Schweizer Bundeskriminalpolizei verhaftet, sie entspricht dem deutschen LKA, die nur bei schwerwiegenden Delikten in Aktion tritt – wie zum Beispiel bei der Verhaftungen der sieben FIFA-Delegierten im Juni in Zürich.

Cuzari steht im Verdacht, über Jahre hinweg Delikte wie Steuerhinterziehung, Steuerbetrug, Bestechung und Geldwäsche begangen zu haben. Es ist von einem Kreislauf von Scheinrechnungen für italienische Firmen im Zusammenhang mit dem GP-Team die Rede, es geht um Millionen. Mit Libero Galli wurde auch der ranghöchste Tessiner Finanzbeamte festgenommen, ihm wird vorgeworfen, von Cuzari bestochen worden zu sein.

Dass es Curioni angesichts dieser Umstände nicht leicht fällt, neue Geldgeber an Bord zu holen, ist verständlich. Für eine Fortsetzung der Saison sind mindestens 1,5 bis 2 Millionen Euro frisches Geld nötig. Die Lieferanten werden ungeduldig, die fast 40 Mitarbeiter sind verunsichert, es macht sich Skepsis breit.

Vor allem die vier Teamplätze von Forward repräsentieren einen gewissen Wert. Ob sich in den nächsten Tagen andere Teams oder neue Investoren finden, die dafür Geld innerhalb nützlicher Frist auf den Tisch legen, wird sich zeigen. Die IRTA hat Bereitschaft gezeigt, Forward für Indy (9. August) zu suspendieren. Notfalls wird auch für Brünn (16. August) ein Auge zugedrückt, ohne daraus einen Vertragsbruch abzuleiten.

Was die Aufgabe von Curioni extrem erschwert: Giovanni Cuzari ist 100-Prozent Eugentümer der Firma Forward Team S.A. Er hat alle Bankvollmachten, nur er ist unterschriftsberechtigt, nur er kann Entscheidungen die wichtigen Entscheidungen absegnen. Aber Cuzari soll zumindest 30 Tage in Untersuchungshaft bleiben; er wird frühestens nach dem Indy-GP freigelassen. Und dann ist es wohl auch für die Teilnahme am Brünn-GP zu spät.

Marco Curioni spricht von einem Rettungsplan. «Wir kämpfen weiter», lässt er durchblicken.

Doch auf den ersten Blick ist kein Rennstall in Sicht, der heute genügend Geld zur Verfügung hätte, um ein Team mit zwei oder vier Fahrern mitten in der Saison zu übernehmen, womöglich samt Altlasten. Auch ehemalige MotoGP-Teams wie JiR und Pons sind dazu nicht in der Lage, selbst Marc VDS hat Mühe, zumindest das Budget für Scott Redding 2015 abzudecken. Bei LCR gibt es Probleme mit Sponsor CWM, Sponsoren wie Go&Fun, Drive M7 und Cardion sind in den letzten zwölf Monaten ausgestiegen.

Und ein MotoGP-Rennstall mit zwei Fahrern ?kostet rund 6 bis 8 Millionen Euro pro Saison. Dazu kommt: Forward Racing hat bisher keinen Yamaha-Vertrag für 2016, was die Angelegenheit und die Verkaufsgespräche sicher weiter erschwert.

Die Fahrer wie Stefan Bradl und die Techniker wie Sergio Verbena (Crew-Chief von Bradl), Andrea Oleari (Crew-Chief von Baz) sowie die deutschen Data-Recording-Spezialisten Dirk Debus und Tex Geisler (beide seit 2012 bei Forward) hoffen auf einen Fortbestand des Teams.

Besonders ärgerlich ist die Situation für Loris Baz: Er liegt mit 14 Punkten auf Rang 2 der Open-Class-Wertung und hätte gute Chancen, Héctor Barbera (19 Punkte) noch abzufangen.

Stefan Bradl kümmert sich inzwischen um seine Genesung. «Ich bin am Sonntag erstmals seit dem Kahnbeinbruch 50 km mit dem Rennrad gefahren, die Beschwerden waren erträglich», sagte er. «Ich kann das rechte Handgelenk immer stärker belasten. Und ich habe ja bis zum ersten Indy-Training noch zwölf Tage Zeit. Mitte dieser Woche mache ich einen Medical Check. Aber ich bin überzeugt, dass ich in Indianapolis einsätzfähig wäre.»

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