Marc Márquez: «Ich habe ein reines Gewissen»

Von Manuel Pecino
Marc Márquez und das Repsol Honda-Team mussten 2015 viele Rückschläge einstecken. Gemeinsam mit SPEEDWEEK.com warf er einen Blick zurück auf die Rennen 2015 und die «Rossi-Affäre».

Nachdem er in seinem ersten MotoGP-Jahr bereits Weltmeister wurde und in der nächsten Saison zehn Siege in Folge holte, konnte sich niemand vorstellen, dass Marc Márquez 2015 eine so enttäuschende Saison erleben würde.

Doch Márquez hat seine Lehren aus den Stürzen und den Problemen mit der Honda RC213V gezogen. Bevor wir jedoch das Buch der Saison 2015 schließen, suchen wir gemeinsam mit Marc Márquez nach dem Wendepunkt, der das Verständnis für die Probleme der 2015er-Honda mit sich brachte. Und dann ist da noch das Problem, das für Schlagzeilen sorgte: die Rossi-Affäre.

Sechs Mal kam Márquez 2015 nicht ins Ziel. Es lagen keine technischen Probleme vor. Er stürzte sechs Mal. Wir sprachen mit ihm über alle sechs Stürze. Zwei weitere Zwischenfälle, welche die Saison 2015 bestimmten, wurden ebenfalls analysiert. Wir gehen in chronologischer Reihenfolge vor. Versuchen Sie, sich während der Lektüre in seine Situation zu versetzen, vielleicht gibt das eine sehr interessante Perspektive.

Katar-GP. Platz 5 nach einem Fehler beim Start.

«Das war der erste Fehler, aber er war nicht so wichtig. Wir hatten ein Problem mit dem sehr aggressiven Motor und fanden keinen Weg, ihn zu zügeln. Am Start war es pure Beschleunigung, der Vorderreifen stieg hoch und das Bike schlenkerte herum. Als ich zur ersten Kurve kam, konnte ich nicht richtig bremsen, durch die Fahrer um mich herum verlor ich Positionen. Doch immerhin wurde ich Fünfter.

Argentinien-GP: Sturz nach einer Berührung mit Rossi

«Argentinien war ein spezielles Rennen, wir kannten die Reifen nicht, denn im letzten Jahr lief es mit den harten Reifen sehr gut. In diesem Jahr konnten wir sie nicht einsetzen, also riskierten wir ein Rennen mit dem weichen Reifen. Ich versuchte, sofort an die Spitze zu gehen und den Vorsprung zu halten, aber Rossi überholte mich zwei Runden vor Schluss. Ich kannte Rossis Linie nicht, als der Richtungswechsel kam, erwartete er von mir nicht diese Linie, er berührte mein Vorderrad und ich stürzte. Das war ein Rennunfall.»

Mugello-GP: Sturz

«An diesem Wochenende hatten wir viele Probleme, ich musste von Platz 13 starten. Innerhalb von zwei Runden war ich Zweiter, aber ich wusste, dass das Bike nicht gut genug war, es war mein Wille, das Verlangen in meinen Eingeweiden. Ich machte einen Fehler. Nach diesen Rennen wussten wir, dass etwas falsch läuft. Diese Dinge mussten wir ändern.»

Barcelona-GP: Ein Sturz beim Versuch Lorenzo zu überholen

«Montmeló war der Wendepunkt. Auf dieser Strecke bin ich eigentlich immer gut und hatte im letzten Jahr gewonnen. Wir hatten am Kurveneingang ein Problem mit der Motorbremse, was dazu führte, dass das Rad blockierte. Die Motorbremse arbeitete nicht gleichmäßig. Das Bike bewegte sich beim Bremsen stark. Im Training war das okay, aber wenn man andere Piloten vor sich hat… Ich bin normalerweise ein Spezialist darin, Fahrern zu folgen, direkt hinter ihnen zu sein und sie dann auf der Bremse zu überholen. Doch das konnte ich dort nicht. Ich habe es trotzdem versucht und machte einen Fehler. Ich kam in die Box und sagte: ‹Es tut mir leid, ich weiß nicht, was passiert ist.› Doch beim Test nach dem Grand Prix verbesserten wir uns. Das war der Wendepunkt.»

Assen-GP: Platz 2 nach einem Zwischenfall mit Rossi

«In Holland dachte ich wirklich: ‹Ich habe das Rennen gewonnen.› Wie es auch war. Doch am Ende wurde Rossi als Sieger gewertet. Gezeigt hatte er aber etwas anderes.»

Silverstone-GP: Sturz im Regen

«Vor Silverstone hatten wir schon ein paar gute Rennen im Trockenen, was dort passierte, ist darauf zurückzuführen, dass wir die Maschine nie im Nassen getestet hatten. Im Training hatte es in diesem Jahr noch nicht geregnet, erst in diesem Warm-up. Wie ich schon erklärte, war die Motorbremse wieder ein Problem. Darunter litten wir in dieser Saison am meisten. Ich sagte den Ingenieuren, dass die Motorbremse in der Mitte der Kurve nicht richtig funktioniert. Sie nannten mir einige Optionen. Am Anfang lief alles ziemlich gut, ich war schnell, aber die Bedingungen änderten sich ein bisschen. Das Bike wurde sehr sensibel. Ich änderte das Mapping, aber es reichte nicht. Ich kam zum Ende der Gerade und das Bike spuckte mich aus.»

Aragón-GP: Ein Sturz in der zweiten Kurve

Hast du dich dort endgültig vom Titel verabschiedet? «Nein, dafür gab es kein bestimmtes Rennen. Vielleicht habe ich aber in Silverstone alle Chancen verloren, vielleicht waren sie schon vorher verloren. In Aragón machte ich einen schweren Fehler, es war komplett meine Schuld. Ich wusste zu Beginn des Rennens, dass ich Probleme haben werde. Das Ende des Rennens würde meine Stärke sein. So war es auch bei anderen Rennen wie in Australien und Malaysia. Ich wusste, dass ich dort am Anfang Probleme habe, aber wir waren auf meiner Heimstrecke und Jorge würde hundert Prozent geben.

Malaysia-GP: Sturz nach einer Berührung mit Rossi und Eklat

«Ich bin wütend darüber, wie das alles begonnen hat, aber ich denke, man muss die Ursache finden, die Wurzel. Das war der Donnerstag bei der Pressekonferenz. Was dort begann, ist sehr unerfreulich für den Motorradsport an sich. Jeder will seinen Teil dazu sagen, jeder kennt sich plötzlich mit Motorrädern aus. Das sind respektable Meinungen, aber ich habe ein reines Gewissen. Am Ende kennen nur Valentino und ich die Wahrheit. Ich habe nun ein neues Kapitel aufgeschlagen und konzentriere mich auf 2016.

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