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CWM-Chef Anthony Constantinou steht jetzt vor Gericht

Von Günther Wiesinger
CWM-Chef Anthony Constantinou

CWM-Chef Anthony Constantinou

Mit drei verschiedenen Firmen warb der mehrlichtige CWM-Chef Constantinou auf den LCR-Honda. Jetzt wird wegen Geldwäsche ermittelt, dazu wird ihm sexuelle Belästigung vorgeworfen.

Der Motorsport hat schon viele schillernde Persönlichkeiten ans Tageslicht befördert. Aber in Person des Griechisch-stämmigen Engländer Anthony Constantinou wurde die MotoGP-WM in den letzten eineinhalb Jahren von einem besonders schrägen Vogel heimgesucht.

Constantinou trat erstmals Ende Juni 2014 bei LCR-Honda in Assen als One-Event-Sponsor in Erscheinung, er war auf der Honda RC213V von Stefan Bradl in Assen, Brünn und Silverstone für seine Firma CWM (Capital World Markets) und machte durch sein unterirdisches Benehmen, seine Trinkgelage im Fahrerlager und durch sein überhebliches Auftreten von sich reden.

2016 stieg CWM bei LCR als Hauptsponsor ein, Constantinou sagte 6,5 Millionen Dollar zu, Teambesitzer Lucio Cecchinello konnte erstmals ein Zwei-Mann-Team mit Cal Crutchlow und Jack Miller finanzieren.

Doch das Firmengeflecht von CWM wirkte von Anfang an undurchschaubar und mysteriös, Constantinou änderte dreimal am Tag seine Meinung und drohte mehrmals wieder mit dem Ausstieg.

Und in der ersten März-Woche 2015 wurden 13 Mitarbeiter vorübergehend hinter Schloss und Riegel gesetzt. Verdacht auf Geldwäsche, Betrug und Vorspiegelung falscher Tatsachen.

CWM sollte ein Finanzdienstleister sein und Geld von Investoren an der Börse anlegen, man versprach eine Rendite von 5 Prozent – pro Monat! In der MotoGP-WM wurde zuerst für cwm.world.com geworben, dann für cwmfx.com, dann für cwmrewards.com. Von allen drei Firmen wurden inzwischen sogar die Websites lahmgelegt.

Mehr als 50 Firmen hatte Constantinou innerhalb weniger Wochen gegründet, alle hatten ihr Domizil im selben Büro im 21. Stockwerk des noblen Heron Tower. Er fungierte überall als CEO, von wirklicher Geschäftstätigkeit war nicht viel zu sehen.

Seit März 2015 wird von den britischen Finanzbehörden ermittelt, ob hinter dem CWM-System eine Art Pyramidenspiel steckt.

Der 34-jährige Anthony Constantinou, dessen Vater vor 31 Jahren in der Silversternacht in seiner eigenen Villa von sechs Kugeln hingerichtet wurde, steht inzwischen in London vor Gericht. Aber vorläufig geht es um sexuelle Belästigung im CWM-Büro von drei Frauen in sechs Fällen.

Constantinou wird in englischen Medien als «Playboy city boss» bezeichnet, seine sexuellen Attacken seien im betrunkenen Zustand passiert und würden an den Hollywoodstreifen «Wolf of Wall Street» erinnern, in dem Leonardo di Caprio die Hauptrolle spielt.

Anthony Constantinou soll eine Klägerin mit Vodka Orange bei einer Feier in den CWM-Büroräumlichkeiten gefügig gemacht haben, im Hintergrund wurde Nachtklubmusik gespielt, wurde bei Gericht neben weiteren unappetitlichen Details vorgetragen.

Der CWM-Boss habe die Klägerin zweimal geküsst, obwohl er erst wenige Tage zuvor in Griechenland Hochzeit gefeiert hatte. Dann zerrte er die Mitarbeiterin in einen Lagerraum, um sie zu begrapschen.

Die Klägerin kämpfte vor Gericht mit den Tränen, berichtet «The Telegraph». Constantinou habe sie gegen ein Regal gedrückt und sie immer wieder geküsst, wurde berichtet, seine Hände seien überall gewesen. «Ich fühlte mich wie taub und lähmt. Ich hatte Angst», gab das Opfer zu Protokoll. «Er riss mir die Unterwäsche vom Leib, seine Hand befummelte mich an den intimsten Stellen. Er entblösste sich. Ich drehte fast durch und rannte davon.»

Das Opfer sagte, die Party sei gestartet worden, nachdem die Aktienhändler von CWM an diesem Tag an der Börse 1 Million Pfund Gewinn erwirtschaftet hatten.

Die Klägerin rief Constantinou zu: «Wenn mein Vater hier wäre, er würde dich umbringen.»

Constantinou wird vorgeworfen, er habe die Frau allein am Abend des 29. Oktober dreimal sexuell belästigt.

Warum verliess die Klägerin die Party nicht nach dem ersten Angriff des Firmenchefs? «Das ist die Million-Dollar-Frage. Ich weiss es nicht», entgegnete sie unter Tränen. «Ich wurde dauernd aufgefordert, Vodka Orange zu dringen. Ich bin das nicht gewöhnt. Er nahm es als persönliche Beleidigung, wenn man einen Drink ablehnte. Das war wie Gehirnwäsche. Ich sagte ihm: Sie sind verheiratet. Lassen Sie mich in Ruhe.»

Die Klägerinnen berichteten, bei CWM habe jede Woche eine Party stattgefunden, bei grossen Börsengewinnen konnte das auch jeden Tag passieren.

Anthony Constantinou bestreitet alle Vorwürfe

Bei CWM habe ein sehr unbeständiges Arbeitsklima geherrscht, wurde erzählt, es sei ein Tanz auf Eierschalen gewesen. «Constantinou ignorierte mich oft, er war gemein und unverschämt und hat jeden Tag eine Menge getrunken», schilderte ein Opfer.

Anderseits sei Constantinou einmal in ihr Büro gekommen und habe ihr und zwei Kolleginnen je 2000 Pfund in bar in die Hand gedrückt.

Ein anderes Opfer meldete einen sexuellen Übergriff vom 6. Oktober 2014. «Es ging jeden Tag zu wie im Film Wolf of Wall Street», erzählte Staatsanwältin Eloise Marshall.

Constantinou wurde auch vorgeworfen, er habe nach einem explosiven Meeting einer Angestellten extrem scharfe Wasabi-Paste in den Mund geschmiert und sie dann geküsst.

Constantinou bestreitet alle Vorfälle. Das Verfahren wird fortgesetzt.
Da CWM nur 4 der 6,5 Sponsorship-Millionen bezahlte, trat das LCR-Team nach dem Brünn-GP ohne CWM-Logos auf. LCR griff dann auf Sponsoren wie Givi und Castrol zurück. 2016 setzt LCR-Honda mit dem WM-Achten Cal Crutchlow nur noch einen Fahrer ein; Jack Miller wurde ins belgische Marc VDS-Honda-Team transferiert, wo auch Tito Rabat die MotoGP-WM bestreitet.

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