Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Stefan Bradl (Aprilia): «Es besteht Aufholbedarf»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl ist neugierig auf das erste Aufeinandertreffen der neuen Werks-Aprilia mit der Konkurrenz. Er lobt das neue Motorrad, er sieht viel Potenzial, aber für Prognosen ist es noch zu früh.

Heute um 16 Uhr Ortszeit beginnt auf dem Losail International Circuit in Doha/Katar die Stunde der Wahrheit. Bisher sind ja nicht viele Einzelheiten vom ersten privaten Aprilia-Test in Katar (21. bis 23. Februar) durchgesickert. Damals wurde bei Tageslicht gefahren, es war nur das Yamaha-Testteam mit Colin Edwards und Katsuyaki Nakasuga gleichzeitig dort. Rundenzeiten wurden nicht verlautbart.

Jetzt treffen die Aprilia-Werksfahrer Alvaró Bautista und Stefan Bradl mit der neuen RS-GP 16 erstmals in diesem Jahr auf die geballte Konkurrenz.

Stefan, du hast durchblicken lassen, die 2016-Aprilia sehr nicht nur optisch gut aus. Sie ist auch schon schneller als die Vorjahresmaschine, sie ist jetzt ein echtes MotoGP-Motorrad, hast du erklärt. Ist sie auch handlicher, kompakter, schlanker als Laboratory-Bike, das von einem Superbike abstammte?

Ja, so ist es. Auch die Sitzposition ist besser. Die neue Aprilia ist deutlicher näher an dem dran, was ich auch aus der Vergangenheit in der MotoGP gewöhnt war.
In der ersten Kurve merkt man sofort das geringere Gewicht. Das hilft dann natürlich unbändig beim Fahren. Und das macht auch Spass.

Einige Experten behaupten, die Aprilia habe deutliche Ähnlichkeiten mit der Werks-Honda?

Naja, es ist schon eine Aprilia. Es besteht keine grossen Ähnlichkeiten. Von weitem denkt man vielleicht, sie sieht der Honda etwas ähnlich. Wenn man sich die Details anschaut, erkennt man die Unterschiede.
Klar, die Auspuffführung ist jetzt ähnlich wie bei Honda. Aber das ist bei Ducati nicht viel anders; die haben auch einen unter dem Höcker und einen an der Seite raus. Bei einem V4-Motor bleiben da nicht viele Möglichkeiten. Unter der Verkleidung schaut die Aprilia schon anders aus als die anderen Fahrzeuge. Da ist nichts kopiert oder abgekupfert.

Bei der Motorenentwicklung hat sich Aprilia einen Rückstand von rund drei bis vier Monaten eingehandelt. Macht dir das Sorgen? Was bedeutet das für die ersten drei Rennen in Katar, Texas und Argentinien?

Das bedeutet für die ersten drei Rennen, dass wir sicher noch Entwicklungsarbeit machen müssen. Ich vermute stark, dass wir beim Europa-Auftakt in Jerez Ende April dann viele Updates kriegen werden.
Bei den ersten drei Übersee-Rennen wird es schwierig sein, neue Teile zu liefern und zu entwickeln. Aber wenn dieser letzte Test und die ersten zwei Rennen ausgewertet wurden und wenn vielleicht Mike di Meglio wieder getestet hat, können wir für Jerez mit Updates rechnen. Darauf werden wir dann aufbauen können. Wir werden sehen, ob es dann bei uns weiter vorwärts geht... Momentan ist schwer einzuschätzen, wie es bis dahin laufen wird.
Wir befinden uns im Rückstand, es besteht sicher Aufholbedarf. Das ist keine Frage. Aber wie deutlich sich das auswirkt, wissen wir noch nicht.
Der Zeitrückstand beim Katar-Test wird ein erster Hinweis sein. Nach dem ersten Rennen werden wir noch mehr wissen.

Macht dir die Standfestigkeit Kopfzerbrechen? Bei einem nagelneuen Motor kann es immer zu Kinderkrankheiten kommen. Und jeder Fahrer von Aprilia (und Suzuki) darf nur neun Motoren pro Saison verbrauchen.

Schwierige Frage. Das kommt erst auf, wenn es wirklich so weit ist. Klar wird es schwierig, wenn uns am Anfang der Saison etwas kaputtgeht. Es fehlen Prüfstandstunden und Testkilometer auf der Rennstrecke.
Ja, die ersten paar Rennen gehören zur Entwicklung.
Man kann es aber auch positiv sehen, denn für mich ist es ziemlich schön, jetzt bei Aprilia Sachen zu lernen und mitzuerleben, die ich bisher in der MotoGP-Klasse noch nie erlebt habe. Ich kann in einem echten Werksteam bei der Entwicklung mithelfen.
Aber im Endeffekt brauchen wir Ergebnisse. Das ist das einzige, was zählt.

Aber die Konkurrenz bleibt auch nicht von Problemen verschont. Honda hatte in Sepang viel Mühe, Yamaha in Phillip Island. Und bei Ducati sind die 2014-Maschinen besser als die 2016-Version des Werksteams. Ist das ein Trost?

Wir brauchen bis jetzt noch keinen Trost, weil es noch nicht einmal losgegangen ist. Wir schauen auf das, was uns interessiert. Dass wir vorwärts kommen müssen, ist sowieso klar. Und dass wir Aufholbedarf haben, ist auch unbestritten. Das ist kein grosses Geheimnis.
Wie rasch wir vorwärts kommen, wird sich herausstellen. Ich habe das Gefühl, dass mit diesem Motorradl ein Haufen mehr Potenzial vorhanden ist als mit dem alten.

Aprilia hat im Sommer nach deiner Ankunft deinen Technik-Input gelobt. Spürst du auch jetzt, dass du den Ingenieuren hilfreiche Aussagen liefern kannst?

Sie geben wir immer die Bestätigung, dass die Ansätze, die ich ihnen gebe, nützlich sind. Sie sagen, dass meine Kommentare in die richtige Richtung gehen. Klar, jeder Profi-Rennfahrer kann so ein Projekt auf seine Art und Weise vorwärts bringen.
Es ist momentan noch wichtiger als sonst, sofort alles abzuspeichern, wenn mir beim Fahren etwas auffällt. Und das muss ich dann nach jedem Turn auch alles mitteilen, das ist jetzt noch wichtiger als bei einem ausgereiften Motorrad.
Ich muss mich auf der Strecke mit voller Konzentration ins Motorrad reindenken.

Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano hat die Top-Ten als Zielsetzung ausgegeben.

Man kann jetzt noch keine Prognosen geben. Man kann ja auch nicht sagen, wie konkurrenzfähig wir bei diesem Test sein werden und wie weit wir wirklich schon das ganze Potenzial des Motorrads ausschöpfen können. Das wissen wir noch nicht.

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