Ducati: Sind die mageren sieben Jahre zu Ende?

Von Günther Wiesinger
Ein Sieg der Ducati-Stars Andrea Dovizioso oder Andrea Iannone beim GP Österreich würde eine lange Durststrecke beenden. Seit dem letzten Ducati-Sieg 2010 sind sieben magere Jahre vergangen.

Die Ducatisti hoffen beim «NeroGiardini Motorrad Grand Prix von Österreich» auf einen Sieg von Andrea Dovizioso oder Andrea Iannone.

Es wäre der erste Ducati-MotoGP-Triumph seit 17. Oktober 2010 auf Phillip Island, damals siegte Lokalmatador Casey Stoner). Seit diesem letzten MotoGP-Triumph der Roten werden bis zum Spielberg-GP immerhin 2128 sieglose Tage verstrichen sein.

Falls der 30jährige Haudegen «Dovi» gewinnt, würde für den populären und beliebten Fighter aus Forli eine noch längere Durststrecke zu Ende gehen. Der 125-ccm-Weltmeister von 2004 hat bisher nur eines von seinen 151 MotoGP-Rennen gewonnen – am 26. Juli 2009 im Regen von Donington Park auf der Repsol-Honda.

Seither werden bis zum Österreich-GP nicht weniger als 2576 Tage vergangen sein.

Ein Ducati-Sieg würde nicht nur die Anhänger der Traditionsfirma aus Borgo Panigale glücklich machen.

Er würde auch die Funktionäre von Dorna, FIM und IRTA in gewisser Hinsicht erleichtern, da in der MotoGP-WM endlich wieder eine dritte Kraft die Muskeln spielen lässt und die fast siebenjährige Vorherrschaft von Honda und Yamaha beendet wäre. So ein Erfolg würde auch den Neueinsteigern Suzuki, Aprilia und KTM Mut machen

Die «Grand Prix Commission» hatte Ducati 2014 und 2015 sogar zwei Jahre lang alle Open-Class-Privilegien zugeschanzt, um deren Chancen im Kampf gegen Honda und Yamaha zu verbessern.

Diese lauteten: Motorenentwicklung ab Saisonstart nicht eingefroren, zwölf statt fünf Motoren, weichere Hinterreifen, keine Testbeschränkungen und 24 statt 20 Liter Treibstoff fürs Rennen.

Nach einer gewissen Anzahl von Podestplätzen gingen diese Vorteile verloren. Beim Sprit musste Ducati schon ab «Doviziosos zweitem Platz in Katar 2015 kürzertreten – 22 statt 24 Liter. (In diesem Jahr fahren alle Hersteller mit 22 Litern. Honda, Yamaha und Ducati dürfen sieben Motoren verbrauchen, Suzuki und Aprilia neun).

Durch die erwähnten Erleichterungen wurde Ducati wieder konkurrenzfähig, wobei auch der seit Oktober 2013 im Amt befindliche Gigi Dall'Igna eine wichtige Rolle spielte. Unter der Regie des neuen Ducati-Corse-General-Managers wurde die Desmosedici fahrbarer und konkurrenzfähiger.

«Dovi» wurde WM-Fünfter 2014, Iannone schaffte dieses Kunststück im Jahr 2015. «Dovi» stand bei den ersten fünf Rennen 2015 viermal auf dem Podest, er war damals WM-Zweiter, aber danach ging allerhand schief.

Ducati sammelte von 2014 bis heute etliche Podestplätze im Trockenen und im Nassen ein. Dovi erstaunte 2014 mit der Pole-Position in Motegi, Iannone gelang 2015 in Mugello die beste Quali-Zeit, dann «Dovi» wieder in Katar und Assen 2016.

Schon einmal wähnten sich Ducati und Dovizioso knapp vor dem Ziel: Der Italiener mit der Startnummer 04 startete 2015 in Mugello als Favorit vom dritten Startplatz, denn Iannone stand zwar auf der Pole, war durch eine Schulterverletzung angeschlagen. Die Chancen auf den Sieg beim Heim-GP standen ausgezeichnet. Der Ducati-Star stürzte aber am Sonntag im Warm-up bereits in der «out-lap», weil er den Ducatisti auf der «Correntaio»-Tribüne zuwinkte und dann mit den kalten Reifen zu rasch in die nächste Kurve einlenkte... Im Rennen schied Dovizioso dann mit defekten vorderen Kettenritzel aus.

Aber «Dovi» und Iannone rappelten sich in den letzten zwei Jahren nach allerlei Rückschlägen immer wieder auf. Sie warten weiter auf die große Siegchance. «Uns wäre am liebsten, wenn beide Andreas in diesem Jahr noch ein Rennen gewinnen könnten», sagt Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti.

«Dovi» befand sich schon Ende Juni 2016 im Regen von Assen auf Siegkurs, doch dann kam die rote Flagge, nach dem Re-Start stürzte der Ducati-Held.

Am 14. August bietet sich für Ducati die nächste große Siegchance – beim GP von Österreich auf dem Red Bull Ring.

Beim Test am 19./20. Juli standen vier Ducati auf den ersten vier Plätzen – Iannone vor Dovizioso, Stoner und Barbera.

Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es diesmal wieder nicht klappt.

Dovizioso: Sieg beim 250. Grand Prix?

Der Österreich-GP bildet das 152. MotoGP-Rennen von Dovizioso, insgesamt hat er schon 249. GP-Einsätze absolviert. Ein Triumph auf Ducati beim 250. Grand Prix wäre das Sahnehäubchen auf der Torte.

Dovizioso gilt als Haudegen. Er gewann 2004 die 125-ccm-WM und kam 2008 als 250-ccm-WM-Zweiter mit einer privaten Scot-Honda in die 990-ccm-Königsklasse. Nachher fuhr er dann drei Jahre bei Repsol-Honda, ehe er 2012 bei Tech3-Yamaha-Station machte und für 2013 zu Ducati wechselte.

Wie gesagt: Falls ein Ducati-Fahrer am übernächsten Sonntag in der Steiermark triumphieren würde, wäre es der erste Ducati-MotoGP-Erfolg seit 17. Oktober 2010 in Phillip Island 2010 durch Casey Stoner.

Aber Ducati hat ein Problem: Es reichte zwar in den letzten Jahren manchmal für Trainingsbestzeiten, doch der Reifenverschleiss wegen der brachialen Power hinderte Ducati in den letzten drei Jahren immer wieder an GP-Siegen.

Pramac-Ducati-Fahrer Danilo Petrucci berichtete beim Spielberg-Test, nach spätestens 15 Runden hätten sich beträchtliche Gummistücke von seinem überhitzen Hinterreifen (wegen zu viel Spinning) gelöst, auch auf der linken Seite, obwohl er der Red Bull Ring nur mit drei Linkskurven gespickt ist.

Jetzt muss Michelin für den Österreich-GP hitzebeständigere Reifen entwickeln. Aber dann drehen die Hinterräder der Ducati-Fahrer noch mehr durch. Deshalb nahm Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna beim Spielberg-Test trotz der klaren Dominanz der Roten keine Glückwünsche entgegen. «Das war nur ein Test. Warten wir das Rennen ab», seufzte der Ducati-Chefkonstrukteur.

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