Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Bradley Smith: «Entscheidung für KTM ist richtig»

Von Günther Wiesinger
2017 im KTM-Werksteam: Bradley Smith

2017 im KTM-Werksteam: Bradley Smith

Der 25-jährige Engländer Bradley Smith wechselt für nächste Saison nach vier MotoGP-Jahren vom Tech3-Yamaha-Team zu Red Bull KTM. Er freut sich auf das neue Projekt.

Da das Team von Hervé Poncharal vor zwei Wochen nicht am Spielberg-Test teilnahm, schwang sich Bradley Smith letzte Woche für 40 Runden auf eine R1-Endurance-Yamaha des österreichischen YART-Teams von Mandy Kainz, um die 4,3 km lange Piste und ihre zehn Kurven im Rahmen des KTM-Moto3-Tests auszukundschaften.

Bradley, du kommst nach diesem Jahr in ein MotoGP-Werksteam. Die Freude ist dir anzusehen. Was erwartest du bei KTM im ersten Jahr? Die Österreicher wollen nach drei Jahren um Podestplätze kämpfen? Glaubst du, das wird rascher gehen?

Nein, denn es ist hart. Ich würde nicht sagen, es ist easy, bis auf zwei Sekunden an die Spitze ranzukommen, wie es KTM beim ersten Kräftemessen vor zwei Wochen gelungen ist. Aber der schwierige Teil der Aufgabe kommt noch. Das ist der finale Schritt. Die letzte Sekunde ist die schwierigste, das wissen wir.

Aber bei den zwei Sekunden Rückstand war Testfahrer Mike Kallio im Sattel. Manche Experten wir Lucio Cecchinello meinen, ein aktueller MotoGP-Fahrer wie du oder Pol Espargaró werden auf Anhieb eine Sekunde schneller sein als die Testfahrer.

Das könnte sein. Aber ich denke, Mika leistet gute Arbeit. Außerdem ist das Streckenlayout in Österreich technisch nicht so anspruchsvoll. Seien wir ehrlich, es ist in erster Line die Zielgerade und das Bremsen... Ich erwarte, dass auf einer anspruchsvolleren Piste der Abstand ein bisschen größer ausfallen wird.

Ich bin realistisch. Ich weiß, wie schwierig die MotoGP-Klasse ist. Es ist auch leichter, eine schnelle Runde zu fahren als 10, 15, 20 konstante Runden oder eine komplette Renndistanz. Bleiben wir also auf dem Teppich. Bleiben wir dabei: Das Projekt ist so angelegt, dass man in drei Jahren um Top-3-Plätze fighten kann. Wenn es schneller klappt, umso besser für mich. Aber lass uns einfach den bisherigen Plan weiterverfolgen. Ich kann das Motorrad von außen nicht beurteilen. Ich muss zuerst mit dem Bike fahren und dann abschätzen, wie ich mich damit fühle.

Wenn ich damit gefahren bin und mich großartig fühle, dann können wir den Zeitplan vielleicht über den Haufen werfen. Warum nicht?

Aber bisher bin ich ein bisschen unsicher. Ich will zuerst mit der Maschine fahren, dann werde ich ein Urteil abgeben.

Wenn du in einem Werksteam fährst, wird man von dir erwarten, die Kundenteams zu besiegen. Darf man das im ersten Jahr von KTM gleich erwarten?

Im ersten Jahr wird das schwierig, vermute ich. Denn selbst für Suzuki war das schwierig in der Saison 2015. Dabei waren sie nur drei Jahre weg. Aber im zweiten oder dritten Jahr erwarten wir bei KTM, dass wir die besten Satellitenteams besiegen können. Im ersten Jahr werden wir arbeiten und uns verbessern und entwickeln, so weit wir können.

Dann werden wir sehen, wo unsere Schwachstellen sind. Dann werden wir versuchen, sie auszumerzen und Fortschritte zu machen. Im zweiten Jahr werden wir dann die Ambition haben, gegen die besten privaten Teams zu kämpfen.

Wir haben in Sachsen Danilo Petrucci auf Platz 4 im Qualifying gesehen – auf einer Kunden-Ducati. Barberá stand in diesem Jahr schon in der ersten Reihe, in Barcelona fuhr er als Vierter los.

Wir müssen realistisch bleiben. Wenn wir uns mit diesen Jungs vergleichen, dann können wir ja gleich sagen, wir fahren aufs Podium.

Aprilia kam in diesem Jahr mit der neuen RS-GP 2016 zu den Rennen, es gab nirgends eine Set-up-Basis. Das wird euch nächstes Jahr auch bei einigen Rennen drohen – vor allem in Übersee. Aber im Winter wird ja in Sepang, Phillip Island und Losail gefahren.

Bis zum Saisonstart 2017 werden wir auf recht vielen Pisten Daten gesammelt haben. Wir werden dann alle Daten haben, die wir brauchen.

Aber es stimmt, die europäischen Pisten unterscheiden sich stark von den Pisten in Übersee.

Wie gesagt: Erst wenn ich das Motorrad gefahren habe, kann ich abschätzen, in welcher Position wir uns befinden.

Aber wenn wir die Berechnungen anschauen, dann hält sich KTM bei diesem Projekt sehr sorgfältig an den Zeitplan. KTM ist genau dort, wo man zu diesem Zeitpunkt sein wollte.

Das zeigt, dass Pol und ich die richtige Entscheidung getroffen haben. Wir haben gut kalkuliert, als wir bei KTM unterschrieben haben.

Wenn ich dich in Andorra besuchen würde, würde ich dort schon ein paar Offroad-Bikes von KTM in deiner Garage vorfinden?

Ahhhh... Wenn du mich in Andorra besuchen würdest? Ja, vielleicht... (er lacht). Ich bin auch in England schon welche gefahren. Ich kenne die Jungs von KTM UK bereits recht gut.

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